Endlich ist er da, der heiß erwartete zweite Teil von Detlev Schmidtchens (Ex- Eloy, Ex- Getriebe) Triologie "The Last Planet". Was war geschehen? In der sehr spannenden Geschichte wachte der Protagonist im ersten Teil zu einem unbestimmten Zeitpunkt an einem völlig unbekannten Ort, in einem nie wahrgenommenen System, ja gar einem anderen Planeten auf. Auf Rakiedan, dem 'Letzten Planeten'. Noch völlig verwirrt nimmt er körperlose Gestalten wahr, die über eine lange Treppe in der Unendlichkeit verschwinden. Wieder einigermaßen bei Sinnen, fragt er sich, ob dies der Weg zurück zur Realität bzw. zum Planeten Erde ist, wo diese Kreaturen in neuen Körpern als Menschen wiedergeboren werden.
Teil 2, "Chapter II - Challenges" der Triologie beginnt mit "Where's My Body". Der Protagonist bemerkt, dass auch sein Körper sich auf Rakiedan aufzulösen scheint. Musikalisch macht dieser zweite Teil genau da weiter, wo der erste aufhörte. Weitflächige, atmosphärische und wunderschöne Klanglandschaften, produziert von Schmidtchens vielfältigen Keyboards/Synthesizern und spitzenmäßig verfeinert von seinem nahezu brillanten Gitarrenspiel. Einer der Unterschiede zu Part I ist, dass hier insgesamt vier der Tracks (im Gegensatz zu nur einem einzigen) über Gesang verfügen.
Den Anfang dazu macht "Morning Light" mit sehr melodiösen und der Stimmung entsprechenden Gesangslinien. Der Protagonist der Geschichte hat sich endlich so weit zurechtgefunden, dass er sich aufmachen kann, um den Weg zurück auf die Erde, zurück zur Realität anzugehen. Der ist steinig, wie sich bei dem Titeltrack "Challenges" herausstellt. Man kann hier, wenn man sich mit den Tracks beschäftigt, die wilden Farben und Andersartigkeit dieser fremden Dimension sprichwörtlich vor den geschlossenen Augen sehen, bzw. fühlen. Ein kräftiger Bass unterstreicht bei "Mindless" (dem zweiten Song mit Vocals) die Komplikationen, die dem (in Wirklichkeit nur sehr lebhaft) Träumenden fast jegliche Kraft zum Weitergehen rauben.
Sehr cool arrangiert, gleitet der Hörer durch die verschiedenen Phasen des Titels, zu diesem Zeitpunkt bereits völlig in der Geschichte gefangen. Wer "Chapter I" schon kennt, der weiß, dass man hier außer den Tasten sowie Rhythmus-Maschinen (und natürlich der Gitarre) keinen echten Bass oder gar Drums erwarten darf. Aber für dieses groß angelegte Werk Schmidtchens ist dies zu keinem Zeitpunkt ein negativer Aspekt, da er es versteht, mit dem von ihm gewählten Instrumentarium die perfekte Atmosphäre und Stimmung für seine Geschichte zu schaffen.
Der Film läuft vor dem geistigen Auge also weiter mit "Rakiedance" und einem tollen, fast meditativ wirkenden "Rakie Rakie, Part II". Nach vielen Entbehrungen und Kämpfen (mit sich selbst) kommt der Protagonist endlich in "The Way" seinem Ziel deutlich näher. Erneut mit Gesang und einer sehr ausdrucksstarken Gitarre werden die letzten Kraftreserven locker gemacht, bis er schließlich in "Meet Rakidanius" auf ein unbeschreiblich helles Licht und den Herrscher des Planeten, den allmächtigen Rakidanius trifft, der ihm den Weg zurück in die Realität bzw. das Licht ebnet.
Diesen Weg stellt der Song "Secret Light, Part I & 2" dar, dessen Groove-Inspiration Schmidtchen übrigens dem verstorbenen Jane-Musiker Peter Panka gewidmet hat. Einmal mehr führt uns der erste Teil dieses Stückes durch lebhafte Traumbilder, sowie emotionale Berg- und Talfahrten. Auch dieser Titel verfügt wieder über Gesang und so aufregend, wie das Ganze ist, wünscht man sich irgendwann im Verlauf der Scheibe, direkt mit vor Ort, irgendwo ganz weit da draußen zu sein. Einmal mehr setzt Schmidtchen hier neben seinen Vocals mit der Gitarre die entscheidenden Akzente. Was für ein Trip!
Mit "Sun Song 2", immer noch auf der Reise durch das Licht, von sehr schönen Pianoklängen unterlegt, endet "Chapter II -Challenges" insgesamt ruhiger und entspannter, eingeläutet von Vögelgezwitscher. Was will uns das sagen? Ist unser Held wieder zurück, wieder auf der Erde angekommen? Ist es die Wiedergeburt? Diese Fragen bleiben letztendlich offen, da die wunderschönen Flötentöne des finalen Songs auch etwas ganz anderes, ultimatives bedeuten könnten. Um zu erfahren, wie es weitergeht, müssen wir wohl auf den dritten und letzten Teil von Schmidtchens jetzt schon sehr starkem Werk warten.
Als Fazit gefällt mir "Chapter II - Challenges" sogar noch eine Spur besser als "Chapter I - Impressions", was daran liegen mag, dass hier mehr gesungen wird (sämtliche Texte stammen übrigens wieder von Jürgen Rosenthal (Ex- Scorpions, Ex- Eloy) und mir die Tracks auf "Chapter II" gar noch intensiver erscheinen, als dies beim Vorgänger der Fall war. Die Gitarre ist gefühlsmäßig dagegen etwas weniger vertreten. Aber wenn sie dann eingreift, provoziert sie eine Gänsehaut nach der anderen.
Also gehen auch beim zweiten Teil des 'Letzten Planeten' alle Daumen nach oben und Detlev Schmidtchen verdient sich die 8,5 von 10 RockTimes-Uhren redlich! Ob er diese Leistung beim nächsten und letzten Teil noch einmal übertreffen kann? Schwierig wird das werden, aber ich sehe 'Chapter III' sehr optimistisch sowie relaxt entgegen, wenn ich es auch jetzt schon kaum erwarten kann zu wissen, wie die Geschichte denn nun musikalisch wie textlich endet. Zu erstehen ist die CD über die Homepage des geschmackssicheren Labels jks-world (Link siehe unten).
Line-up:
Detlev Schmidtchen (vocals, all instruments)
Tracklist |
01:Where's My Body
02:Morning Light
03:Challenges
04:Mindless
05:Rakiedance
06:Rakie Rakie (Part II)
07:The Way
08:Meet Rakiedanus
09:Secret Light (Parts I + II)
10:Sun Song 2
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Externe Links:
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