Nun sollte es endlich einmal klappen mit einem Konzertbesuch bei einem Gig von Eric Sardinas & Big Motor. Schon mehrmals hatten wir einen Anlauf genommen, um den im Jahr 1970 in Florida geborenen Sänger/Gitarristen live zu erleben - und jedes Mal kam irgendetwas dazwischen. Na ja, manchmal erfordert es eben auch Geduld, um seine Ziele zu erreichen.
An diesem Freitagabend war jedoch alles klar, sieht man mal von dem katastrophalen Wetter auf der Hinfahrt ab. Vom ersten bis zum letzten Kilometer schüttete es wie aus Eimern, sodass wir uns mehr auf Aquaplaning als auf das bevorstehende Konzert konzentrieren mussten. Doch immerhin kamen wir unbeschadet und pünktlich vor der Bluesgarage an.
Und das war auch gut so, denn so nach und nach füllte sich der Saal zusehends und war bei Konzertbeginn sehr gut besucht. Der Amerikaner mit den italienischen und kubanischen Vorfahren hat sich durch seine vier Studio-Alben, sowie seiner ständigen Bühnenpräsenz inzwischen auch in Deutschland eine ziemlich große Fangemeinde aufgebaut. Natürlich trugen auch die Auftritte im Vorprogramm von Johnny Winter und Steve Vai zu seinem Bekanntheitsgrat bei, doch vor allem ist es seine Musik auf den Alben, die das Publikum in die Konzertsäle lockt, denn diese Sounds lassen heiße Bühnenshows vermuten.
Nachdem Sardinas in seiner Kindheit mit R&B und Motown-Klängen aufgewachsen war, gibt ihm erst der Blues von Charlie Patton, Bukka White, Elmore James und Muddy Waters den endgültigen Kick. Nun hatte er 'seine Musik' gefunden. Er selbst beschreibt es in einem Interview so: »Ich spiele Slide und ich spiele den Blues, aber es ist der Rock'n'Roll Blues, den ich auf meine Art interpretiere«. Besser und treffender könnte man den Sound von Eric Sardinas & Big Motor nicht beschreiben. Das trifft den Nagel voll auf den Kopf, wie wir pünktlich um 21.00 Uhr erfahren sollten.
Sofort nachdem die Band die Bühne betreten hatte, machte sich eine positive Stimmung in der Bluesgarage breit. Keine Ahnung, ob das an der sympathischen Ausstrahlung der drei Musiker lag oder das Publikum einfach nur gut drauf war. Jedenfalls ging gleich mal so richtig die Post mit einem dynamischen Boogie ab. Kein Wunder, denn wer kann bei solchen Rhythmen schon still stehen bleiben…!
Doch diese Power-Songs waren noch lange nicht alles, was Eric Sardinas auf der Pfanne hatte. Es war schon sehr beeindruckend, was er auf seiner Dobro zustande brachte. Immer wieder kam das Slide-Röhrchen zum Einsatz und entlockte dem Instrument herrlich gedehnte Tonfolgen. Aber auch Wah Wah-Effekte ließ Eric oftmals erklingen. So entwickelte sich bei diesem Set eine wahre Lehrstunde in Sachen Beherrschung der Dobro.
Zu den Highlights des Gigs gehörten für mich aber auch die akustischen Songs, die der Gitarrist als 'Footstomping Music' rüber brachte. Mehr als einmal machte ich mir ernsthafte Gedanken um die Bühnenbretter, wenn Sardinas den Takt heftig mit den Füßen begleitete. Zudem hatte er auch keinerlei Mühe, mit seinen Vocals den Saal auch gänzlich ohne Mikrofon optimal zu beschallen. Das versetzte die Zuhörer fast zwangsweise in die Zeit der alten Legenden mit ihrem intensiven Delta Blues zurück. So ist es auch absolut kein Wunder, das für mich der Robert Johnson-Klassiker "Hellhound On My Trail" zu den stärksten Stücken des Gigs gehörte. Eric Sardinas ist auch vom Feeling her ein Bluesmann mit Haut und Haaren.
Den zweiten Teil des knapp 2,5stündigen Konzertes eröffneten der exzellente Drummer Bernie Pershey und Bassist Levell Price im Alleingang mit einem Instrumentalsong, der nur so vor Kraft strotzte. Meine Güte, was zupfte der zweite Hut-Träger in der Band doch für einen flotten Darm. Und die Schlagzeugarbeit war mit vielen Schnörkeln und kleinen Extras ebenfalls vom Allerfeinsten. Hier hat Eric Sardinas eine Rhythmus-Gruppe zusammen gestellt, die sich blind versteht, und da Henry mal wieder einen bombastischen Sound aus dem Mischpult zauberte, war auch dieser Solo-Teil mit seinen ganzen Feinheiten ein wahrer Hörgenuss, der keinerlei Wünsche offen ließ.
Doch natürlich stand Eric Sardinas ansonsten im Mittelpunkt des Konzertes. Dabei bewies er seine Fähigkeiten, mit dem Publikum zu spielen. Immer wieder kam er ganz nach vorne an den Bühnenrand und suchte so den direkten Kontakt zu seinen Fans, die ihn also fast hautnah bewundern durften. Auch sonst unterstrich er seine Soli immer wieder mit einer intensiven Mimik, wobei auch sein ganzer Körper ständig in Bewegung war. Mehrmals ging er auf die Knie, oder 'quälte' seine Dobro tief nach vorne gebeugt, und trotzdem wirkte sein Spiel relaxt, ja fast etwas unorthodox, sodass ich mich fragte, wie er die Töne so punktgenau treffen konnte.
Nach ca. zwei Stunden, die fast ausschließlich mit eigenen Songs ausgefüllt waren, begann der Zugabenteil mit dem schon vorher immer wieder stürmisch geforderten "As The Crow Flies", einem Song, den Sardinas auf seinem letzten Album Eric Sardinas & Big Motor veröffentlichte und der vor allem in den Versionen von Rory Gallagher und Coen Wolters bekannt wurde. Klasse, wie sich hier die leisen Töne mit den Losgehparts abwechselten. Der Höhepunkt des Konzertes war erreicht!
Nicht ganz, denn als Henry die Bandabsage bereits gemacht hatte, kam die Gruppe noch einmal zurück und ließ mit einer irren Fassung des "Roadhouse Blues" die Grundfesten der Bluesgarage erbeben. Das war noch das Tüpfelchen auf dem i von diesem Klasse-Gig. Eric Sardinas & Big Motor hatten die Halle fest unter Kontrolle.
Line-up:
Eric Sardinas (dobro, vocals)
Levell Price (bass, vocals)
Bernie Pershey (drums)
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