Holland K. Smith / Cobalt
Cobalt Spielzeit: 56:27
Medium: CD
Label: EllerSoul Records, 2013
Stil: Blues

Review vom 02.10.2013


Joachim 'Joe' Brookes
Im Innenteil des Digipaks sieht man ein Bild von Holland K. Smith breitbeinig vor einer Klinkerwand stehen. Welche körpersprachliche Aussage er damit, bewusst oder unbewusst, trifft, dürfte jedem klar sein. Der Blues-Mann stammt aus Texas und wenn man daraus jetzt schließt, dass sich der Komponist, Sänger und Gitarrist auf "Cobalt" die rockende Variante des Genres vorgeknöpft hat, dann ist diese Vermutung nur sehr bedingt richtig. Im bereits erwähnten Foto und einem weiteren Bild sieht man eine halbakustische Gitarre und die ist ja bekanntlich für ihren sanfteren Klang bekannt. Für vorliegende Platte hat der Protagonist Songs geschrieben, die sich im bluesigen Jazz beziehungsweise Latin, R&B oder Soul tummeln.
Da passen seine Bezüge einerseits unter anderen mit Chet Atkins, Wes Montgomery, Oscar Moore oder Django Reinhardt. Andererseits sind Clarence 'Gatemouth' Brown, Buddy Guy, Otis Rush, Jimmie Vaughan, T-Bone Walker, Junior Watson (und andere) Vertreter des Blues. In der Rolle des Komponisten hat er mit dem für George Thorogood geschriebenen "Rock Party" vom Album The Hard Stuff (2006) wohl einen Volltreffer gelandet. Bei einem Produzenten des Schlages von Anson Funderburgh braucht man sich um den Klang keine besonderen Gedanken zu machen.
Ganz gleich ob man Cobalt oder Kobalt meint - das Album hat eine magnetische Wirkung und einige Songs passen perfekt zur blauen Stunde. Neben einer vorzüglichen Song-Kollektion hat der Texaner auch noch klasse Musiker ins At Little House Of Audio-Studio geholt, Da ist der Schlagzeuger Wes Starr (Marcia Ball, R. J. Mischo, Mike Morgan & The Crawl, John Nemeth,
Omar & The Howlers) nicht der einzige Star in der toll aufspielenden Combo.
Mit seiner Stimme, die man in der Nähe von Philipp Fankhauser ansiedeln kann, bereichert er seine musikalischen Aussagen ungemein. Wenn die Latin-Elemente schon in "I Don't Buy That" durchschimmern und von herrlichen Bläser-Klängen angereichert werden, dann ist der Schlusspunkt mit "Olhos Verdes (Green Eyes)" definitiv eine Kategorie für sich. Das Instrumental ist der andere, aber perfekte Latin-Ausklang eines Albums, das von der ersten Minute an auf fruchtbaren Hörer-Boden fällt.
Den Namen Holland K. Smith sollte man sich unbedingt merken. Schon im groovenden Opener "Love Liquidation" legt der Künstler seine farbenfrohe Fährte und man darf davon ausgehen, dass sich auf dieser Platte kein Durchhänger befindet. Blues-Puristen wird der Protagonist allerdings enttäuschen, denn die Musik steht nicht im Zeichen des Blues in Reinkultur. Gentleman John Street, der aus dem Dunstkreis von Anson Funderburgh stammt, ist ein Organist, wie man ihn sich für eine derartige Produktion wie "Cobalt" nur wünschen kann.
Holland K. Smiths Gitarrenspiel ist herrlich fließend und in Kombination mit vortrefflichen Riffs wird der ideenreiche Umgang mit seinem Instrument zu einem Markenzeichen des Amerikaners. "The Itch", mit Pianoklängen des gerade erwähnten Tastenmanns findet man sogar eine knackige Rock'n'Roll-Nummer in der Tracklist. Diese Scheibe verdeutlicht auch noch, wie gut das Saxofon, geblasen von Ron James (unter anderem auch The Clarks, Rhonda Smith) in die verschiedenen Stile passt.
"Magic Wand" ist dann die blaue Stunde der Platte und der Titelsong ist feiner Instrumental-Jazz. Hier darf ein Ron James-Solo natürlich nicht fehlen. "The Secret" entwickelt sich zu einer wunderschönen Bluesballade und an dieser Stelle hat Holland K. Smith mit seiner Stimme schon lange überzeugt. Diese Nummer steht auch deutlich im Zeichen einer klasse Harmony Vocals-singenden Chaz Marie. "Never Got The Blues" ist ein weiterer Blues-Schleicher vor dem Herrn. Hier geht es um eine beendete, bedeutungsvolle Beziehung zu einer Frau und all ihren post-emotionalen Nachwirkungen. Highlight!
Holland K. Smith hat mit seinem Blues nur positive Eindrücke beim Hörer hinterlassen und so gilt "Cobalt" als eine dicke Empfehlung.
Line-up:
Holland K. Smith (vocals, guitar - #1,3-14)
Anson Funderburgh (guitar - #2)
Gentleman John Street (keyboards)
Ron James (saxophones)
Dunye Nasuhoglu (percussion)
Eric Przygocki (bass - #2,5,11,12)
Ronnie James Webber (bass - #1,3,4,6-10,13,14)
Wes Starr (drums)
Chaz Marie (harmony vocals)
Tracklist
01:Love Liquidation (4:05)
02:You Get What You Deserve (4:34)
03:Just One Heartache (3:23)
04:The Itch (3:38)
05:Magic Wand (3:25)
06:Cobalt (4:04)
07:Off The Chain (4:30)
08:Little Bit Of Faith (4:13)
09:The Secret (4:19)
10:I Don't Buy That (4:22)
11:Any Other Way (4:08)
12:Never Got The Blues (4:00)
13:End Of The Darkness (4:40)
14:Olhos Verdes [Green Eyes] (3:05)
(all songs written by Holland K. Smith except #8 by Lefty Williams)
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