Blues Rock und Rock im Schloss! Viel Stein an den Wänden, also konnte gerockt werden.
Mark Selby eröffnete das hochklassige Konzert alleine mit einer tollen Slide-Nummer. Im Mittelteil das Bottleneck schon etwas heftiger über die Saiten geschoben.
Natürlich hatten seine Songs einen hohen Wiedererkennungswert, live waren die Nummern allerdings, selbst für eingefleischte Selby-Fans, mit gepfefferten Überraschungsfaktoren versehen.
Nachdem Selby 2002 während der "Dirt"-Tour im Quartett aufspielte und 2006 mit seiner geliebten akustischen Gitarre und Frau Tia Sillers unterwegs war, stand diese Tour eher unter dem Motto 'Power-Trio'.
Dieses legte dann ohne Umschweife mit einer groovenden und mächtig rockenden "Don't Throw That Mojo On Me"-Version los und nicht nur die Scheinwerfer sorgten dafür, dass die Temperatur des Rittersaales in annehmbare Bereiche stieg. Die Schlossgeister dürften schon mal leicht in ihrem Schlaf gestört worden sein.
Das schwarze Metallröhrchen am Mikrofonständer hatte dort nur selten seinen Platz gefunden, denn Mark gönnte ihm kaum Pausen!
Laut und leise, Breaks, Rhythmuswechsel, "Unforgiven" entwickelte sich mit über 10 Minuten zu einer nicht enden wollenden Nummer, an der auch Henrik Freischlader seine Freude hatte. Selby und Bernd Renn am Bass gaben zur Begeisterung des Publikums ein erstes Frage/Antwort-Spielchen auf 11 Saiten zum Besten.
Mit dem ruhigen, balladesken "Back Door To My Heart" wurden die Schlossgeister wieder etwas 'eingelullt'.
Spätestens beim folgenden "Blue On Black", das außer in einer akustischen Version auf And The Horse..., nur auf Mark Selbys Konzert-Setlisten geführt wird, war es Schluss mit lustig. Mit einer höllisch rockenden Version des Songwriters wurden selbst die Fledermäuse zu dieser Stunde in die Frühschicht geschickt.
Das Mark Selby-Trio rockt das Schloss...
Wie war das mit den Überraschungseffekten? Eine von Hound Dog Taylors Visitenkarten, "Give Me Back My Wig", wird von Selby in einer derart rockigen Version interpretiert, dass die Schwarte kracht. Man spürt den Spaß des Gitarristen und Sängers bis in den letzten Winkel des Saales.
In Triobesetzung stand natürlich der in Nashville lebende Musiker im Vordergrund. Josef Kirschgen (drums) und Bernd Renn konnten dennoch an vielen Stellen des 120-minütigen Gigs ihre solistischen Fähigkeiten unter Beweis stellen und waren nicht hoch genug zu lobende 'Begleitmusiker'.
In "You're Gonna Miss My Love", muss man es noch erwähnen, sprühte das Bottleneck, bildlich gesehen, Funken.
Drummer und Bassist hatten dann eine wohlverdiente Pause, denn "Moon Over My Shoulder" (passte auch thematisch ins Schloss) war einzig und alleine Selby-Terrain.
Die nächste Nummer (war es "Kink In The Chain"?) wurde zu einem Parforceritt über das Griffbrett seiner Gitarre und lebte von einer geschickt aufgebauten Spannung, die sich urplötzlich in einer Entspannung entlud.
Das Trio hatte schon lange das Publikum auf seiner Seite. Nicht nur auf der Bühne ist Mark Selby ein Sympathieträger erster Güte.
Wie war das mit den Überraschungseffekten? Aus der Hosentasche zückte Selby eine Harp und gab auch damit ein Solo zum Besten.
Über "I'm The Lucky One" kam es dann zu "Blind Since Birth", dessen Refrain, zu Selbys Freude, vom Publikum mitgesungen wurde.
Nicht nur mit dem letzten Song des regulären Gigs, "She's Like Mercury", verdeutlichte der Songwriter, dass er ein wahrer Hookline-Zauberer ist.
Nach einer Zugabe und einer großartigen musikalischen Reise waren ausnahmslos alle zufrieden und glücklich. Die verschreckten Schlossgeister konnten durchatmen und sich ihrem Unwesen widmen.
Wie war das mit den Überraschungseffekten? Während eines Smalltalks lud mich Mark zu einer After-Show im Red Rooster ein. Am Ende des Gigs wiederholte Selby die Einladung auch dem Publikum gegenüber.
Das war ja wohl der Hammer!
An dieser Stelle ein Dank an Hans Zabienski, der wieder einmal dafür gesorgt hat, dass einem europäischen Publikum die Gelegenheit gegeben wurde, mit Mark Selby einen herausragenden Musiker, Songwriter und Sänger erleben zu dürfen.
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