Michel Sajrawy / Writings On The Wall
Writings On The Wall Spielzeit: 56:32
Medium: CD
Label: Ozella Music, 2009
Stil: Fusion/Jazz

Review vom 25.01.2009


Norbert Neugebauer
Vor ziemlich genau zwei Jahren habe ich den in Nazareth geborenen Palästinenser Michel Sajrawy mit seinem Debüt-Album Yathrib unseren Lesern als vielversprechenden, großartigen neuen Fusion-Gitarristen vorgestellt und ihn mit diversen Genre-Größen verglichen. Noch 2007 hat er mit den Aufnahmen für den Nachfolger unter Beweis gestellt, dass er sich von den Vorbildern gelöst hat und sich anschickt, ihre mitunter schon recht ausgefahrenen Bahnen mit einem zukunftstauglichen Kunst-Belag zu versehen. Weshalb die Veröffentlichung auf dem deutschen Ozella-Label vom Mitproduzenten Dagobert Böhm so lange gedauert hat, bleibt allerdings offen.
War "Yathrip" noch weitgehend beeinflusst von seiner Herkunft, kompositorisch und in den Arrangements, so ist "Writings On The Wall" frei von World Music-Tendenzen. Allerdings jongliert Sajrawy gekonnt mit Stilen und Themen, bewegt sich dabei mit seiner Truppe leicht und unangestrengt durch die eigenen Kompositionen, elegant, swingend, treibend oder auch klassisch stringent, aber immer mit einem wunderbar melodiösen, perlenden 'Erzähl'-Ton. Und der kommt nicht mehr von der Fender Stratocaster, sondern von einer Gibson ES und ist entsprechend weicher geworden. Auch sonst hat sich einiges im Sound getan. Oud, Tabla und Geige sind verschwunden, dafür ist Franck Dhersin an den Klaviertasten der neue kongeniale Partner im Melodie-Konzept. Valeri Lipets hat ebenfalls den E-Bass mit dem akustischen Tieftöner vertauscht und bietet mit den beiden Drummern aufregende Rhythmusgeflechte.
Von der Dynamik und dem Gefühl für spannungsgeladene Szenarien erinnern manche Stücke an die frühe Musik von Jan Garbarek, ohne dessen spätere oft elitäre Kühle. Denn auch das mediterrane Feuer glüht in Sajrawys Spiel und da ist er dann einem Chick Corea näher. Das Album steigert sich emotional bis zum bolerohaften "The Arch And The Branch" als grandioses Finale.
Michel Sajrawy stößt bereits mit seinem Zweitwerk in olympische Dimensionen vor, ein klasse jazziges Gitarrenalbum, jenseits jeglicher Frickelei oder übertriebener Selbstdarstellung. Der Grenzgänger, dessen Heimat in diesen Tagen erneut vom Grenzkrieg heimgesucht wurde, hat ein Album vorgelegt, das kein Menetekel ist. Ihm steht eine große Zukunft bevor. Zum perfekten Können auf dem Griffbrett verfügt er stilsicher auch über die oft vermisste Emotionalität seiner Kollegen, ohne eine Spur von Sentimentalität oder romantischer Verklärtheit. Wer auf ein zeitgemäßes richtungsweisendes Album von Al Di Meola oder Pat Metheny wartet - hier ist es!
Line-up:
Michel Sajrawy (guitars)
Franck Dhersin (piano)
Valeri Lipets (contra bass)
Ameen Atrash (drums - #1,2,5,7,9)
Evgeni Maistrovski (drums - #3,4,6,8)
Tracklist
01:Bride Of The Galilee
02:Writings On The Wall
03:Ta Ti Ta Ta
04:Blue Sheep
05:Pink Inside
06:Ya Salam
07:Earth, Wind And Fire
08:Green
09:The Arch And The Branch
Externe Links: