Nachdem es bereits eine "The Paris Concert"-DVD aus dem Jahr 2006 gibt und der Gitarrist den New Morning-Club als einen seiner Favoriten bezeichnet, wird er ihn bei seinen europäischen Touren wohl immer auf der Liste haben.
So auch anno 2008.
Ein Stern kommt selten alleine.
Mit Tom Kennedy und Dave Weckl spielt er zusammen mit einer genialen Rhythmus-Abteilung und dann ist da an seiner Seite auch noch der brillante Kannen-Mann Bob Franceschini.
Warm spielen? In einen Gig hineinkommen?
Es geht direkt in die Vollen und das Quartett glänzt mit einem furiosen Anfang. Die Band fährt bereits im ersten Track in den höheren Gängen und schwelgt im Luxus. Über zwanzig Minuten "Tumble Home" von Who Let The Cats Out?. Vom Titel her wäre es eher etwas für den letzten Song eines Konzertes.
Man beginnt mit dem Song-Thema und zunächst soliert natürlich der Gitarren-Meister höchst persönlich. Auf den sechs Saiten seiner Yamaha fusioniert er Jazz und Rock. Der Staffelstab wird an den, noch mit Kopfbedeckung dekorierten Saxofonisten weiter gegeben und der offenbart dem Publikum, wie fest er im Jazz verwurzelt ist. Was folgt, ist ein umwerfendes Kennedy-Solo, dessen Alleingang durch ein wenig Schieben an den Reglern des Mischpultes hervorgehoben wurde, denn Stern sowie Weckl jammen im Hintergrund.
Der Schlagzeuger hat ganz großes Equipment aufgebaut und kann entsprechend differenziert auftrumpfen.
Welch ein Auftakt!
Dagegen kommen einem die zirka zwölf Minuten "KT", ebenfalls vom weiter oben erwähnten Album wie ein Short-Track vor. Die Komposition groovte bereits auf der Studio-Platte und jetzt hat man den (fast) zeitlichen Doppelpack im Angebot. Stern macht aus seiner rockigen Vergangenheit keine Mördergrube und lässt es auch krachen. Mit dem Saxofonisten werden Twin-Sounds erzeugt und begleitend zum Franceschini-Solo wird rockig gerifft.
Haben die Katzen im Opener noch so richtig ihre scharfen Krallen gezeigt und sind wild umher getollt, geht es jetzt etwas ruhiger zu und stellenweise haben die Haustiger den Motor an. Abermals kommt es zu solistischen Einlagen, bevor die Nummer mit einem dominanten Holzblasinstrument ausklingt.
Weitere zirka elf Minuten dauert das besinnliche "Wishing Well".
Ein 'man-hört-die-Stecknadel-fallen'-Track. Die Bühnen-Atmosphäre hat sich vollkommen verändert. Alles ist auf sanft, weich und zart gestimmt, auch wenn gegen Ende Franceschini furios wird.
Melodie pur, herrlich!
Besser kann man eine dreiviertel Stunde Konzert aus diesem Genre fast nicht aufbauen. Eine dramaturgische Glanzleistung, die mit dem zweiten Stück von seinem "Voices"-Album aus dem Jahr 2001 noch gesteigert wird. Einige Besucher werden in Großaufnahme gezeigt und man kann in ihren Augen förmlich die Faszination der Musik ablesen.
Diese über siebzehn-minütige Stimmung, bei der Weckl zu den Jazz-Besen gegriffen hat, spürt man auch vor den Boxen und es ist nur zu raten, sich diese Nummer mit Kopfhörern zu Gemüte zu führen, denn selbst das momentane Trommeln der Regentropfen auf dem Dachfenster stört.
"Chatter" ist Jazz-funkig und mittlerweile weiß jeder Hörer, dass Mike Stern auf sehr hohem Niveau frickeln kann. Als Intermezzi moduliert er Töne, imitiert eine Art Walgesang, nur um im nächsten Moment wieder auf die Funk-Allee einzubiegen, ohne auf dieses tolle Twin-Gespiele mit Franceschini und den geslappten Bass von Tom Kennedy zu verzichten.
Die eingestreuten Zitate wirken wie perfekt integrierte Parts und erhalten den verdienten Szenen-Applaus der Besucher.
Wer hat an der Uhr gedreht? Wir sind schon bei den letzten beiden Songs angelangt und dafür kurbelt Stern die Zeit zurück, zumindest was die Erscheinungsdaten von "Wing And A Prayer" sowie "Chromazone" angeht. Zunächst schreiben wir das Jahr 1996 und zum Abschluss 1988.
Mit dem letzten Song setzt man nochmals alles auf eine Karte, will sagen, diese Komposition ist kräftige Fusion pur. Genau so muss man sich von der Bühne verabschieden und man hinterlässt ein begeistertes Publikum...
Obendrauf gibt es noch die zehn-minütigen "Soundcheck Sketches".
Mit diesem gut gewählten Titel bekommt man einen feinen Eindruck von dem, was sich vor dem Konzert abspielt hat und der Protagonist äußert sich zu vielen Dingen seiner Karriere sowie Musik.
Eine gelungene Ergänzung zum Konzert und es ist fast überflüssig zu erwähnen, dass es an der Bildführung und dem Sound der DVD nichts zu meckern gibt.
Mike Sterns "The Paris Concert" ist klasse!
Line-up:
Mike Stern (guitar)
Bob Franceschini (tenor saxophone)
Dave Weckl (drums)
Tom Kennedy (bass)
Tracklist |
01:Tumble Home
02:KT
03:Wishing Well
04:What Might Have Been
05:Chatter
06:That's All It Is
07:Wing And A Prayer
08:Chromazone
Features:
Soundcheck Sketches
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