Ron Spielman Trio / Electric Tales
Electric Tales Spielzeit: 53:22
Medium: CD
Label: Grundsound, 2012
Stil: Blues Jazz Rock

Review vom 09.02.2012


Mike Kempf
Ich hatte mich letztens sehr gefreut, als ich "Electric Tales" von dem Wahlberliner Ron Spielman aus meinem Briefkasten fischte. Seine von mir letzte begutachtete Platte Absolutely Live war mir noch in allzu guter Erinnerung. Und auch mein Kollege Norbert fand bei seiner Rezension bzgl.
Hilltop Garden (2007) positive Worte.
Das in schwarz/weiß gehaltene Booklet verrät ansatzweise den Charakter der CD. Ron hat es sich auf einem Drehschemel gemütlich gemacht, in den Händen hält er seine Fender-Stratocaster, vor ihm liegen seine Pedale, neben ihm hat sich Tieftonspezialist Edward McLean platziert und seitlich vor ihm steht das Schlagzeug-Kit von Benny Greb. Mir wird anhand der Bilder, die ebenfalls ohne Farbpigmente abgelichtet wurden, schnell klar, dass ich von dem Trio eine für sie typische Stilrichtung aus Rock, Blues und Jazz zu Gehör bekomme.
Genau nach diesem Muster ist der Opener "Raindrops" gestrickt, ein sehr tief gelegter Bass lässt sich von leicht spielerischen Drum-Einlagen begleiten, die den Auftrag, Spielmans Gesangseinlagen sowie sein softes Geklampfe glänzend in Szene zu setzen, bestens erfüllen. Der Song hat was, obwohl das nachfolgende Teil "Loving' Not Easy" sich viel besser in meinen Ohren verfängt. Es ist dieser geniale Rhythmus, der mir den Song fest in mein Gehirn einfräst.
Schon die ersten beiden Stücke bestechen mit außergewöhnlich guter Qualität, wobei es dem Trio nicht darauf ankommt, dem Konsumenten in Windeseile den Kopf freizupusten, nein, eher eignet sich zum 'Verzehr' der Tonkonserve ein edler Tropfen Wein, eine gemütliche Liege und, wenn möglich, ein dezentes Kaminfeuerchen. Mit anderen Worten: Es lohnt sich, das Album im völlig relaxen Zustand zu genießen! Wer mit absolut freiem Kopf an die CD herangeht, wird viele musikalische Details entdecken, die man beim normalen 'vorbeihören' erstmal gar nicht wahrnimmt. So ist es vor allem seine Stratocaster, die oftmals herrlich ausgedehnte Soli in die Waagschale wirft. Dann wiederum an manchen Stellen fast unauffällig kurze und knappe Riffs, kaum wahrnehmbar, zu Gehör bringt. Dem passt sich sein markantes Zwerchfell wunderbar an. Und überhaupt sind seine Texte, die sich Wort für Wort im Booklet wiederfinden, von nicht minderer Qualität.
Die Platte, die bei mir für eine innere Zufriedenheit sorgt und zur völligen Entspannung dient, eignet sich für eine perfekte Alternative, um den ganzen Alltagsstress abzubauen. Dafür sorgt Ron aber nicht nur allein, es sind auch seine Begleitmusiker, die sich den Vorgaben ihres Chefs nahtlos anpassen, und einen genauso großen Anteil zum Gelingen des Albums beitragen, wie der Gitarrist und Sänger selbst.
Fazit: Der Silberling wurde mit einer einzigartigen Ausgeglichenheit produziert, so dass es mir sehr schwer fällt, einzelne Hörproben zu empfehlen. O.K., mit "Loving' Not Easy" habe ich einen Favoriten herausgepickt, doch jedem weiteren Song des Albums gegenüber wäre es ungerecht, wenn ich den ein oder anderen Track noch besonders herausheben würde. Wer mich nach Schwächen fragt, dem kann ich keine offenbaren. Rein musikalisch betrachtet gibt es keine!
Den Konsumenten erwartet eine Tonkonserve, die sehr abwechslungsreich und mit viel musikalischem Einfühlungsvermögen gestaltet wurde. Die Scheibe besticht mit einer optimalen Klangqualität. Die Instrumentalisten untermauern ständig, welch hohe Schule des Musizierens sie besucht haben müssen, spiegelt sich ihre hohe Qualität bei allen Songs erstklassig wider.
So habe ich eben eine CD gecheckt, die ich nur mit Bestnoten versehen kann. Allein die Tatsache, dass Ron und seine Band schon einige Male im Frühstücks-TV ihre Visitenkarte abgegeben haben, dürften dadurch nicht nur für mich, sondern auch für einen Großteil der deutschen Rockfans schon lange nicht mehr als Tipp gelten und verhindert hier letztlich eine 'Tipp'-Grafik! Und dennoch, eine Empfehlung habe ich dann doch noch parat: Unbedingt das Teil zulegen und mehrmals die CD durchlaufen lassen, gibt es doch immer wieder was Neues zu entdecken. Ich bin jedenfalls begeistert und sehr gespannt, was als nächstes auf Spielmans Agenda steht.
Line-up:
Ron Spielman (vocals, guitar, Wurlitzer)
Edward McLean (bass)
Benny Greb (drums, vocals - #8)
Sven Peks (backing vocals - #10)
Tracklist
01:Raindrops (3:49)
02:Loving's Not Easy (4.26)
03:Matchstick (4:35)
04:Lock Me Up (4:13)
05:Sayonara (5:50)
06:William Willberforce (5:20)
07:Another Day Of Madness (3:34)
08:Seventh Slice (2:35)
09:Nothing To Give But Love (3:08)
10:Bishops Of Rome (7:33)
11:Baby's Gone (3:05)
12:Fretboard Highway (5:06)
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