Sacrum / Days Of Quarantine
Days Of Quarantine Spielzeit: 71:17
Medium: CD
Label: Transgenia Records, 2009
Stil: Dark Melodic Metal

Review vom 31.08.2010


Boris Theobald
Sacrum haben nach ihrem Debütalbum Cognition nix anbrennen lassen. Vom Keyboarder hatte man sich alsbald wegen 'künstlerischer Differenzen' getrennt und sich mit Volldampf Richtung Nachfolger vorgearbeitet. Und bis zum hier vorliegenden offiziellen Zweitling "Days Of Quarantine" hat die Band bereits so weit an der künstlerischen Schraube gedreht, dass alleine schon die Wahl der Genre-Schublade schwer fällt. Die Wahl muss dabei nicht unbedingt auf den bisherigen Stempel 'Progressive Metal' fallen ...
Vielleicht bietet sich eher eine Kategorie wie 'Dark Melodic Metal' an. Bewegte sich "Cognition" noch stark im Bereich von Bands wie Redemption oder Circus Maximus, sind die Strukturen nun glatter, weniger vertrackt geworden. Mangels eines festen Keyboarders im Line-up der Band gibt es auch keine proggigen Parallel- oder Gegenbewegungen von Tasten und Saiten mehr. Der Fokus ist mehr auf die Atmosphären gerückt - Sacrum sind 'Bauch-lastiger' geworden - "Days Of Quarantine" ein modern klingendes Album, geprägt von düsterer Brachial-Melancholie.
Songschreiber und Kreativkopf Martín Guerrero arbeitet in den Strophen vornehmlich mit harten, aggressiven Gitarrenriffs in groovenden Tieftonbereichen mit nun stärkerem Alternative-Einschlag, während Sänger Talo Silveyra, auch schon mal 'hart' flüsternd statt singend, von Effekten verfremdet für schaurig-mysteriöse Stimmungen sorgt. Verstärkt wird diese Wirkung durch den Einsatz zahlreicher Effekte und elektronischer Loops. Bei ein paar Songs tauchen sogar sehr dosiert und im Hintergrund ein paar verzerrte Growl-Vocals als cooler Horror-Effekt auf, wie ihn auch Kamelot ("March Of Mephisto") und Threshold ("Slipstream") verwendet haben.
Die Refrains bilden meist einen starken Gegensatz zu den Strophen und lassen Silveyra mit klarem, leidenschaftlichem Gesang regelrecht 'abheben' Ergreifende, emotionale Atmosphären aus druckvollen Gitarrenwänden und dazu der expressive Gesang mit wirklich großartigen Melodien machen Stücke wie "Pressure" oder "Quarantine" zu krassen Ohrwürmern. Hier fühlt man sich mitunter an die Österreicher von Serenity erinnert - episch angehauchter Melodic Metal! Und gerade bei diesen beiden Nummern besticht der Gegensatz zur furztrockenen, Effekt-beladenen Riff-Härte um den Chorus herum, teilweise noch verstärkt durch Rhythmuswechsel zwischen Strophe und Chorus.
Referenzen zum Prog-Bereich bleiben vorhanden - das Intro von "Dazing Silence" und das Outro von "Forbidden" könnten auch Versatzstücke 'modernerer' Fates Warning-Kompositionen im "FWX"-Stil sein. Und nicht nur die aufgeregten Thriller-tauglichen Soundspielerien aus Sci-Fi-Synthesizern und brechend harten, von Breaks durchsetzten Riffs in "Quarantine" haben auch etwas von
Dream Theater zur "Six Degrees Of Inner Turbulence"-Zeit. Dazu kommen diverse spannende B-Parts mit verproggten, aber kurzen Instrumentalspielereien.
Unterm Strich ist Sacrum mit ihrem zweiten Album eine fesselnde Symbiose aus düsterem, Riff-betonten Metal mit feinem Gespür für anspruchsvolle rhythmische Dynamik und wehmütig-kraftvoll schönen Power-Atmos gelungen (bestes Beispiel: das nahezu hypnotisierende "The Unknown" - wow!). Stets schaurig schön und mysteriös passt diese Gangart irgendwo zwischen Evergrey, Threshold und Serenity auch bestens zu den Texten, die offenbar ein düsteres futuristisches, von Maschinen beherrschtes Szenario zeichnen und in der eine große Sehnsucht nach Freiheit herrscht, und die Angst ums blanke Überleben die Gedanken der Menschen bestimmt. "Days Of Quarantine" - ein starkes Gesamtpaket!
Line-up:
Martín Guerrero (guitar, backing vocals)
Talo Silveyra (lead & backing vocals)
Agustín Acosta (drums)
Diego Cipolla (bass)
Tracklist
01:Survive (3:53)
02:Pressure (5:02)
03:Dazing Silence (5:31)
04:The Unknown (5:44)
05:Eternity (5:26)
06:Quarantine (6:27)
07:Keeping Me Alive (4:14)
08:Recalling (4:40)
09:Dancing Stars (6:37)
10:Forbidden (6:37)
11:Midnight Sun (6:06)
12:The Last Trace (6:03)
Bonus Track: Animal (4:55)
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