The Sade / II
II Spielzeit: 43:04
Medium: CD
Label: Go Down Records/Kornalcielo Records, 2013
Stil: Rock, Stoner Rock

Review vom 19.03.2014


Joachim 'Joe' Brookes
So wie der Henker auf dem Coverfoto vor Kraft strotzt, ist es auch mit der Musik von The Sade. Nach Damned Love haben wir es hier unverkennbar mit dem zweiten Langeisen der italienischen Rock-Band zu tun. Band ist gut, denn es handelt sich immer noch um ein Trio mit dem Multiinstrumentalisten und Sänger Andrew Pozzy sowie der Rhythmusgruppe Mark Sade (Bass) sowie dem Schlagzeuger Mat Sade.
Der als LP in schwarzem und rotem Vinyl oder als CD erhältliche Tonträger enthält zehn Songs, die im Wesentlichen von Andrew Pozzy geschrieben und von der Combo arrangiert wurden. Das grafische Projekt für die Gestaltung wurde von Mario Bavas 1960 gedrehten schwarzweiß Horrorfilm "La Maschera Del Demonio" ("Die Stunde, wenn Dracula kommt") inspiriert.
Kein Wunder also, wenn die vorliegende Platte gleich mit einem Spinnenwesen loslegt. "Latrodectus" ist die 'echte Witwe' unter den Webmeistern. The Sade gönnt dem possierlichen Tierchen knapp vier instrumentale Minuten, die sich als so etwas wie ein sehr guter Appetithappen anhören. Das Trio ist hier verdammt flott unterwegs, Mark und Mat Sade kennen kaum Gnade, es wird staubtrocken gerockt und Andrew Pozzy erweist sich schon am Start als ein verwegener Gitarrist, der im zweiten Solo den Blues raushängen lässt. Klasse Eröffnung!
The Sade entzündet das Feuer der Neugierde beim Hörer und man sollte es kaum glauben, die Flamme geht einem während der dreiundvierzig Minuten irgendwie nicht wie vom Winde verweht aus. Das heftig auftretende Rock'n'Roll-Dreigestirn setzt auf Spannung, denn wenn man bei den anderen Mitstreitern auf dieser Platte liest, dass sie unter anderem Instrumente wie Saxofon, Streicher oder die Mundharmonika spielen, dann ist es schon ein wenig ungewöhnlich.
Bei dem von schleppendem Tempo eingeleiteten Song "Ballad Of The Black Moon" sind der Holzbläser Alex 'Brown' Brunetta sowie Violinist Nicola Manzan (Bologna Violenta) mit von der Partie. Was in ruhigeren Fahrwassern beginnt, entwickelt sich zu einem mittleren Tsunami. Andrew Pozzys tief-düstere Stimme ist prägend. Der Mann an der Violine hat den Klangumfang eines Orchesters und nach dem Bangemachen kommt etwas später ein extrovertiertes Saxofon zum Zuge. Kompakt und kräftig haut man hier auf den dreckigen Putz des Stoner Rock. Sehr gut!
Wenn wir bei den begleitenden Musikern bleiben, kommt man ziemlich schnell am Schluss der Scheibe an. Der von einem schönen Wortspiel geprägte Titel "Devil's Son(g)" ist nichts anderes als ein Country Blues, der sich ganz locker in den Wüstensand bohrt. Neben der Lap Steel und Slide-Gitarre von Tony La Muerte hat Alex 'Brown' Brunetta abermals den Lied-Stempel in der Hand, allerdings jetzt mit der Harp. Das Solo der akustischen Gitarre ist hinreißend gut und insgesamt findet die Scheibe ein unerwartetes, aber schönes Ende.
Mit ordentlich geschärften E-Gitarren wird dann an ganz anderen Stellen mehr oder weniger heftig so richtig abgerockt. Die Qualität ist immer mit eingeschlossen. Irgendwie beherrscht The Sade das Metier des Genres besser als so manch andere Band. The Sade kann in jeder Stimmungslage überzeugen, verursachen keine Längen und sorgen eher für einen Stau vor dem Player-Schacht. Ob mit einer größeren Anzahl an Chorsängern ("Lovekiller") oder den bereits erwähnten anderen Musikern verfügt "II" über eine gewisse Klasse!
Dass in dem Rock'n'Roll-Stück à la The Sade "Not For Glory" ein gewisser Charles Manson einige Worte vom Stapel lässt ist aus meiner Sicht eher als Gimmick zu werten. Das Werk der Endzeitstimmung ist "Last Day On Earth". Hört man das Stück, dann sollte einem nicht gleich angst und bange werden.
The Sade hat mit "II" die nächste sehr überzeugende Platte veröffentlicht und man darf gespannt sein, ob die drei Musiker das Niveau beim nächsten Mal toppen können. Respekt! Das Album ist klasse!
Line-up:
Andrew Pozzy (lead guitars, rhythm guitars, acoustic guitar, classical guitar, piano, vocals)
Mark Sade (bass, backing vocals)
Mat Sade (drums, backing vocals)
Nicola Manzan (strings)
Alex 'Brown' Brunetta (tenor & soprano saxophone, harmonica)
Tony La Muerte (lap steel slide guitar)
Maurizio 'Icio' Baggio (additional electric guitar, backing vocals)
Charles Manson (speech)
Tracklist
01:LatroDectus (3:59)
02:The Werwolf (4:04)
03:Lovekiller (4:21)
04:End Of My World (4:11)
05:Black Demon (4:29)
06:Ballad Of The Black Moon (6:24)
07:Last Day On Earth (3:34)
08:Not For Glory (4:19)
09:Before The Death (3:21)
10:Devil's Son[g] (4:34)
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