Stefan Saffer, den Mann hat mein geschätzter Ex-Kollege Manni vor zehn Jahren (damals noch lediglich als Saffer agierend) in Form seines Albums The Dark Frontier vorgestellt. Und den sehr guten Eindruck, den Manni damals schon hatte, kann ich auch für das aktuelle Werk "From Rebellion To Redemption... And Then Back!" schlicht und ergreifend nur bestätigen. Zehn neue Tracks mit einer Gesamtspielzeit von knapp fünfzig Minuten legte der Deutsche bereits im vergangenen März vor, die seine Wertschätzung in der Szene nicht nur aufrecht erhalten, sondern sehr wahrscheinlich noch wachsen lassen werden.
Der Protagonist, der ausschließlich auf einer akustischen Gitarre agiert, erweckt - was für deutsche Verhältnisse leider nach wie vor keinesfalls selbstverständlich ist - mit seinen Kleinoden und wirklich guten Stories dabei zu keiner Zeit den Eindruck, jemals für einen größeren Zeitraum seine Füße von Blues- wie Roots-getränktem, amerikanischen Boden genommen zu haben. Die Stücke wirken dazu authentisch, ehrlich und werden gesanglich mit einer herrlichen Inbrunst vorgetragen, die jede Menge Feeling zum Ausdruck bringt und einer Stimme, der man abnimmt, was sie vorträgt.
Der mittlerweile Mittvierziger kommt dabei jederzeit sehr eigenständig, sehr autark rüber, selbst wenn sich sein Gesang bei "Another Passerby" in den Strophen ausnahmsweise mal sehr stark nach (dem jungen) John Hiatt anhört. Musikalisch geht es zumeist in sehr flottem Tempo - teilweise wie ein Fright Liner, ein rasender Zug durch den amerikanischen Mitt-Westen - zu, aber natürlich findet Saffer immer mal wieder auch Zeit für langsamere, etwas gesetztere Stücke, bei denen er allerdings ebenfalls zu keinem Zeitpunkt zulässt, dass das über die gesamte Laufzeit erstklassige Qualitätslevel auch nur einen Deut nachlässt.
Einer dieser ruhigeren Tracks ist das abschließende "Berlin City Serenade", dem eine wohlige Sentimentalität bzw. Melancholie nicht abzusprechen ist. Was seine Begleit-Mannschaft betrifft, hat Saffer eine hervorragende Auswahl getroffen. Der Gesamtsound klingt sowohl rund wie auch eckig, kantig, harmonisch wie teilweise schleppend, holpernd oder zögernd. Sprich, die Produktion hat die Songs und Themen der Texte optimal unterstützt und hätte besser kaum ausfallen können.
Egal, ob der Protagonist selbst (mit der Harmonika), Sergio Stiletto (Pedal Steel und Trompete), seine Lebensgefährtin Laura Bean (am Gesang und der Mandoline) oder Toralf Friesecke (Dobro und Akkordeon) - nicht zu vergessen die Rhythmus-Abteilung in Form von Hans-Jürgen Hölzel (Bass) und Kerstin Braun (Schlagzeug) - hier wurde nicht nur für stetige Abwechslung, sondern auch für hochklassige Einspielungen gesorgt.
Stellt neben den schnelleren Stücken auch "Monday 4 PM" eine kleine Verschnaufpause dar, so ist es speziell "If I Lay Me Down" von den ruhigeren Titeln, der es mir sehr angetan hat. Unterstützt durch ein ganz feines Piano wie auch Akkordeon liefert Saffer hier den perfekten Soundtrack zu einem verregneten wie (melancholischen) Frühlingstag, bei dem schon mal trübe Gedanken über die eigene Vergängnis, begangene Fehler oder durch eigenes Unvermögen verpasste Chancen im Geiste Revue schwadronieren können.
Es soll aber nicht der Eindruck entstehen, dass wir es hier mit einem atmosphärisch schwermütigen, eher trüben Werk zu haben, denn dem ist entschieden nicht so. Vielmehr macht diese Scheibe sogar jede Menge Spaß und geht fantastisch ab. Nur halt, ohne auch die schwierigeren Momente im Leben eines Menschen nicht außer Acht zu lassen. Stefan Saffer hat mit "From Rebellion To Redemption... And Then Back!" ein Spitzen-, wenn nicht gar Vorzeige-Album bezüglich Americana - Made in Germany - vorgelegt. Lediglich über das beschissen unleserliche Booklet wie die Rückseite des Album-Covers wollen wir lieber mal den Mantel des Schweigens legen.
Ein Leckerbissen und nahezu unverzichtbar für Freunde dieses Genres!
Line-up:
Stefan Saffer (vocals, guitars, harmonica)
Kerstin Braun (drums)
Hans-Jürgen Hölzel (bass, accordion)
Toralf Friesecke (dobro, accordion)
Laura Bean (vocals, mandolin)
Angela Hoffmann (harmony vocals)
Sergio Stiletto (pedal steel, trumpet)
Mareike Greb (vocals)
Marcus Heinzig (drums)
Stephan Groth (hurdy gurdy)
Tracklist |
01:White Line Fever
02:Another Passerby
03:Monday 4 PM
04:Sweet Angel Melina
05:Gonna Be Some Trouble Tonite
06:If I Lay Me Down
07:These Days
08:Ramblin Highway Blues
09:Muddy Water, Heavy Rain And Dirty Ground
10:Berlin City Serenade
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