Ob ich vielleicht Lust hätte, was über sein neues Album zu schreiben, fragte mich Stefan Saffer via Facebook. Was für eine Frage, hatte ich mich doch nach seinem letzten Werk
This Is Not A Dark Ride über eben jene Plattform immer auf dem aktuellen Stand gehalten, was sich im Hause Saffer so tut. Schon die ersten Einblicke waren vielversprechend. Nun läuft "Singers & Players" hier schon seit einigen Wochen immer wieder und darf bei jeder neuen Runde beweisen, dass der erste Eindruck in dem Fall der bleibende war: Hammer-Scheibe!!!
"Singers & Players" erscheint mir deutlich zugänglicher als der Vorgänger. Dabei geht aber die Zugänglichkeit nicht auf Kosten des Tiefgangs, denn den haben beide Platten. Doch wo das vorwärtsrockende "Dark Ride" sperrig und roh (beides im positiven Sinn) rüberkommt, wirkt "Singers & Players" auf mich etwas weicher und runder, gereifter. Vielleicht ist sie sogar (in einem ebenfalls absolut positiven Sinn) ein wenig abgeklärt. Dabei bleibt jedoch Saffers Handschrift ganz klar erkennbar.
Um den Bogen noch ein Stück weiter zu spannen, habe ich mir auch das von Markus besprochene Album From Rebellion To Redemption... And Then Back! angehört, nicht zuletzt, weil Saffer auf "Singers & Players" den Song "From Rebellion To Redemption And Then Back" präsentiert, der eigentlich dem gleichnamigen Album als Titeltrack auch gut zu Gesicht gestanden hätte. Nicht nur wegen dieser offensichtlichen Gemeinsamkeit, sondern vor allem deshalb, weil "Singers & Players" stilistisch etwas näher an "From Rebellion To Redemption" dran ist.
Zwischen Februar und Mai 2014 entstanden neun der zehn Titel, die es auf dieses Album geschafft haben sowie ein paar weitere, die außen vor blieben. "Paper Moon" tanzt aus der Reihe, denn dieser Song wartete seit 1998 auf die passende Band, die sich mit den Silvertones für "Singers & Players" zusammengefunden hat.
Die Entstehungsgeschichte von "Singers & Players" hat Stefan ziemlich ausführlich auf seiner Facebook-Seite dargelegt. Gemeinsam ist den meisten Songs, dass sie sich um das Musikerleben 'on the road' drehen. Und jede Menge Musiker aus nah und fern wirken auf der Scheibe mit: Aaron Jonah Lewis aus Detroit (Fiddle und Banjo bei "Singers & Players"), Marius Leicht (von Polis) an der Hammond, Lisa Lowell aus New York (Backing Vocals) und Liane Kunschke (Harmony Vocals), Ambrosius an der Violine und Bläsersätze von Erik Heimansberg und Toralf Friesecke. Die bewährte Zusammenarbeit mit Saitenkünstler und Produzent Alex Wurlitzer wurde fortgesetzt und Kevin Rödiger sowie Toni Wendenburg sorgen für den richtigen Rhythmus.
So vielfältig wie die mitwirkenden Akteure präsentiert sich auch das Songmaterial. Ein sehr großzügiger Bogen über das weite Feld des Americana wird gespannt. Saffer und seinen Mitstreitern ist es gelungen, jedem Song ein ganz individuelles Profil zu verpassen. Hörenswert sind sie alle miteinander, deshalb fällt es mir wirklich schwer, einzelne Perlen rauszufischen. Hört euch für einen ersten Eindruck nur mal "House Of Rain" an, das mir immer noch bei jedem Anhören Gänsehaut beschert. Oder führt euch die unglaublich schöne Ballade "The Rhythm Of The River" zu Gemüte.
Wenn euch der Sinn nach beschwingteren Tönen steht, dann gebt euch den kraftvollen Titelsong und Opener oder das putzmuntere "Better Than A Broken Heart". "I'm Broke (But I'm Not Broken Yet)" ist so sozialkritisch wie ermutigend; wer gerade eine Unterstützung beim Wiederaufstehen oder Nichtunterkriegenlassen braucht, kann sich hiermit den Rücken stärken lassen.
Auch wenn Stefan Saffer als 'roten Faden' das Musikerleben anführt, findet wahrscheinlich jeder, der in den letzten Jahrzehnten kein geradliniges Leben geführt hat, sondern den Weg "From Rebellion To Redemption And Then Back" kennt, sich selbst in irgendwelchen Fragmenten der Songs wieder. Selbst wenn ich oben den Begriff 'abgeklärt' verwende und dieses Album von der Stimmung her sehr viel 'Redemption' in sich trägt, erscheint das wie eine Momentaufnahme. Für rebellische Stimmungen passt der Vorgänger nach wie vor. "Singers & Players" bietet sich als Ergänzung für die besinnlicheren Momente an. Mich persönlich hat dieses Album ganz stark berührt, gerade beim ganz intensiven Zuhören hatte ich oft das Gefühl, dass da zwar eine andere Geschichte erzählt wird, ich die zugehörigen Empfindungen aber nur zu gut kenne.
Für mich ist Stefan Saffer einer der interessantesten Musiker im deutschsprachigen Raum, der es schon längst verdient hätte, aus dem Geheimtippstatus herauszutreten. Nach etlichen intensiven Hördurchgängen kann ich den ersten Eindruck nicht nur bestätigen, sondern auch versichern, dass "Singers & Players" mit jedem Hören noch dazugewinnt. Es bleibt dabei: Hammer-Scheibe!!!
Line-up:
Stefan Saffer (vocals, guitars)
Alex Wurlitzer (lead guitars, Dobro, banjo, lap steel, pedal steel, mandolin)
Marius Leicht (organ, e-piano)
Kevin Rödiger (upright bass, electric bass)
Toni Wendenburg (drums, percussion)
Additional musicians:
Lisa Lowell (vocals - #1,2,4,6,7)
Liane Kunschke (vocals - #3,5,8)
Aaron Jonah Lewis (fiddle, banjo, mandolin - #1)
Ambrosius (fiddle - #6,7,9)
Toralf Friesecke (trumpet - #5, accordion -#10)
Erik Heimansberg (saxophone -#5,8)
Hanna Höroldt (cello - #8,9)
Tracklist |
01:Singers & Players
02:Scars
03:Better Then A Broken Heart
04:House Of Rain
05:Angel From The Jersey Shore
06:Cold Blue Rain
07:I'm Broke (But I'm Not Broken Yet)
08:Paper Moon
09:From Rebellion To Redemption And Then Back
10:The Rhythm Of The River
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Externe Links:
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