Sand Rubies / 06.12.2007 Karo, Wesel
Sand Rubies Sand Rubies
Karo, Wesel
06. Dezember 2007
Konzertbericht
Stil: Desert Rock


Artikel vom 08.12.2007


Daniel Daus
Das schöne an meiner Tätigkeit als Verfasser des RockTimes-Newsletters ist, dass man dank der täglichen Pflege der Artikel einen recht umfassenden Überblick über Bands, Interpreten sowie die Eindrücke der Mitarbeiter gewinnt und daraus einen reichhaltigen Fundus für Neuentdeckungen für sich gewinnt. Die langjährigen RockTimes-Kollegen Ilka und Manni hatten mir mit ihren euphorischen Reviews zu den Sand Rubies, den früheren Sidewinders, den Mund derartig wässrig gemacht, dass der Gig im benachbarten Wesel (übrigens der einzige in NRW) für mich als arbeitenden Menschen auch innerhalb der Woche zur Pflichtveranstaltung mutierte.
Why AmnesiaZur Vorbereitung hatte mir Ilka die neue CD Mas Cuacha noch recht spontan zur Verfügung gestellt. Bei den ersten Hördurchgängen hatte ich, als Vertreter von harmonischen New-Country-Klängen, ehrlich gesagt doch so meine Probleme. Der recht britisch klingende Gesang von Davis Slutes und die zum Teil eingeflochtenen psychedelischen Elemente sind in Wohnzimmeratmosphäre eigentlich weniger was für meine zarten Lauscher. Nach einigen weiteren Versuchen in etwas gehobenerer Lautstärke war allerdings klar, dass die Stücke live in jedem Fall zünden werden.
Why AmnesiaDie Akkreditierung durch Starkult/Blue Rose verlief wie immer reibungslos und so erreichten wir im obligatorischen Sprühregen pünktlich das von uns gern besuchte KARO. Nach zwei Bierchen zum Aufwärmen betrat um 20.45 Uhr das mir bis dato völlig unbekannte Quintett Why Amnesia aus Herne (Heimatstadt meines RT-Kollegen Mike) mit geballter Girl-Power die Bühne. Die Band um Frontfrau Katja Breuer heizte mit Stücken aus ihrer selbst produzierten und gleichnamig benannten Debüt-CD recht rockig und angenehm für ca. 30 Minuten ein. Mir sagte die Ballade "Leave This Town" (Titel korrekt?) mit schönem E-Solo am meisten zu, als finalen Song gab es ein Cover vom Guns N'Roses-Klassiker "Sweet Child O' Mine".
Sand RubiesNach einer knappen Viertelstunde Umbaupause, trat dann der kultumwobene Desert-Rocker aus Tuscon, Rich Hopkins, mit seinen Mannen ins Rampenlicht. Die Sand Rubies legten mit "What Am I Supposed To Do", das noch von soundtechnischen Problemen begleitet war (Sänger Davis Slutes war viel zu leise ausgesteuert), sofort den Grundstein für eine schweißtreibende, mitreißende Tour durch ihr Songrepertoire und die kräftezehrenden Ausschweifungen ihres brillant aufgelegten Gitarrenkünstlers.
Sand RubiesNatürlich wurde der Fokus dann auch auf das von mir mit gemischten Gefühlen aufgenommene "Mas Cuacha" gerichtet: Mit "Satellite Radio", "Can't Change That" (mein Lieblingssong vom Album), "Showcase 89" und "Ferment" (hier bewies Hopkins auch seine Gesangsqualitäten) wurden gleich vier Stücke im ersten Part abgewickelt. Mein Gefühl, dass die Stücke 'im echten Leben' wesentlich besser zum Tragen kommen, bestätigte sich nachhaltig, selbst meine Frau Renate geriet ins Schwärmen.
Sand RubiesDavid Slutes ist auch nach meinen Live-Eindrücken kein Übervokalist, lässt dies aber durch eine ungemein sympathische Bühnenpräsenz und flottem E-Rhythmusspiel in Vergessenheit geraten, zumal man als Sänger bei dieser geballten Instrumentalkraft kaum für Glanzlichter sorgen kann. Der kauzige Bassist Ken Andree (äußerlich mit seinem langen Kinnbart an Catweazle erinnernd) und Rasta-Drummer Winston Watson (was für eine satte Performance, klasse!) wussten nicht nur am Ende des ersten Teils (bei "Train Of Love"?) mit zwei aufeinanderfolgenden Soloeinlagen zu überzeugen. Rich Hopkins spielte sich auf seiner Gibson bei seinen umfassenden Ausflügen teilweise in regelrechte Rage.
Sand RubiesEin kurzer Akustikset wurde humorvoll als Gelegenheit zur Pinkelpause für die Zuschauer offeriert, danach krachte es in einer Tour hintereinander weg. Vom aktuellen Longplayer gab es noch "See You In September", und nach zwei, vom wie immer angenehmen Weseler Publikum, eingeforderten Zugaben, wurde der fast zweistündige Gig mit viel Applaus beendet.

Sand Rubies Mein Fazit: Auch wenn die Sand Rubies ja aus dem staubigen Amiland kommen, klangen sie für mich doch wie vier Briten, die in einem texanischen Wüsten-Geisterkaff mit dem Auftrag ausgesetzt wurden, die dortigen Toten mit knallhartem Rock'n'Roll wieder zum Leben zu erwecken.

Diese Musik geht wirklich durch Mark und Bein. Wer noch auf den fahrenden Tourzug (siehe unsere Konzerttermine) aufspringen möchte, sollte dies in jedem Fall in die Tat umsetzten.

Danke an Ilka und Manni für einen tollen Tipp!
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