Sauce Boss / 100% Pure
100 Pure Spielzeit: 41:47
Medium: CD
Label: Burning Disk Inc., 2014
Stil: Blues Rock

Review vom 22.11.2014


Joachim 'Joe' Brookes
Da ist er wieder, der Saucen-Chef aus Florida. Bei Live At The Green Parrot kreierte er mit Band sein Gericht auf der Bühne. "100% Pure" kommt aus dem Kochstudio. Ein Line-up ist nicht zu finden, denn die Platte wurde hauptsächlich »in the one-man band format« eingespielt. Respekt! Auch dafür, dass Bill Wharton aka Sauce Boss alle Songs geschrieben hat.
Thematisch ranken sich zumindest zwei Tracks von "100% Pure" um bewusstseinserweiternde Drogen. Zum Song "Delta 9 Blues" heißt es in den Informationen: »A little THC is good not only for glaucoma and pain; it also clears the mind of tribulation.« Hoffentlich gibt er nichts von dem Zeugs in seinen Gumbo. Zu "Outlaw Blues" lesen wir: »In 1984, Bill Wharton was arrested for cultivation of marijuana [...].«
Sauce Boss ist nicht nur ein kreativer Koch, sondern hat definitiv auch den Blues. Er mag ihn rau, quasi scharf gewürzt. Beim Hörer soll eine nachhaltige Wirkung hervorgerufen werden. Dazu serviert uns der Amerikaner zwölf musikalische Happen und die verfehlen ihr Ziel bestimmt nicht.
Sauce Boss ist der Irrwisch am Bottleneck, ist Synonym für harte Grooves und hat zu diesem gnadenlosen Treiben auch noch die passende Stimme. Ob auf der E-Gitarre oder der Dobro, Sauce Boss kann Stimmungen erzeugen, die zu einem herrlichen Wechselbad der Gefühle werden. Dies belegen zwei aufeinander folgende Stücke.
Einerseits ist es "Chicago Combat Zone". Hier begleitet sich der Protagonist nur auf der Dobro, die er auch mit dem Metallröhrchen bearbeitet. Eric Sardinas lässt grüßen und zieht seinen Hut.
Anderseits hat Sauce Boss mit "Cadillac Of A Woman" einen wunderschön-süßen Country Blues im Lullaby-Format auf dem Tablett. Klasse!
Aus der sanft-nachdenklichen Ecke gibt es zur Krönung einen "Song Of The Irish Band". Sauce Boss wählt für diese Ballade eine sparsame Instrumentierung. Die E-Gitarre schwankt zwischen Melodie und Melancholie und hier hat der musikalische Koch phasenweise das Stimmen-Timbre eines
Tom Waits. Dieses Stück ist der verzaubernde Ausreißer der Scheibe.
Die Songs wurden im The Sound Shop in Detroit, Michigan eingespielt und wenn es zum Rausschmeißer "Outlaw Blues" kommt, dann regiert die Wildheit im Künstler. Mit massivem Sound kommen einem die energetischen Slide-Ergüsse entgegen. Ungezähmter Blues, der sich zum Ende hin in eine Art Inferno entlädt.
Sauce Boss ist der Horst Lichter des Blues.
Vom Ende zum Anfang. "Zipper Blues" ist der gelungene Einstieg in eine Platte, die voller Überraschungen ist. Die beginnen bereits beim Opener. Der plötzliche Wechsel von treibendem Slide-Blues zu einem von der Ratschgurke inszeniertem rhythmischen Erlebnis ist gewagt, aber von Erfolg gekrönt.
Von Gegensätzen war ja bereits die Rede. Hier noch einer ... "Marquis De Swamp" kommt aus den Sümpfen des Deltas, ist schräg und unbändig. Der Sauce Boss ist völlig losgelöst von irgendwelchen Arrangement-Fesseln.
Der Albumtitel trifft genau den Kern des aufmüpfigen Blues eines Bill Wharton. Die gesungenen Geschichten sind voll aus dem Leben gegriffen und werden in variantenreich-musikalischen Outfits serviert. Sauce Boss ist eine Marke für sich. Seinem rauen Blues kann man schnell verfallen und wie war das doch noch mit den Drogen? "100% Pure" ist definitiv eine dieser Platten, die einen quasi verfolgen. "Live At The Green Parrot" war eine »dicke Empfehlung.« Vorliegende Platte ist es auch.
Tracklist
01:Zipper Bird (3:30)
02:Marquis De Swamp (3:32)
03:Gonna Be All Right (3:46)
04:Chains (2:41)
05:Delta 9 Blues (4:00)
06:Peckerwood (3:07)
07:Chicago Combat Zone (3:03)
08:Cadillac Of A Woman (5:04)
09:Hey Wilbur (2:16)
10:Sun (3:11)
11:Song Of The Irish Band (2:10)
12:Outlaw Blues (4:47)
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