Gut warm war es an diesem 16. Februar in Frank's Bodega, bei Außentemperaturen knapp über dem Nullpunkt. Und das lag nicht nur am anfangs gut gefütterten Bollerofen, denn im Verlauf des Abends wurde der nicht mehr benötigt. Sehr gut besucht war sie nämlich, die altehrwürdige Bodega. Aus Kaiserslautern war erstmals die Savannah Blues Band angereist und durfte gleich mit den Besuchern auf 'Tuchfühlung' gehen. Denn obwohl ein weiteres Bandmitglied, der amerikanische Sänger und Gitarrist Leonard Marasco für ein Jahr in die USA abkommandiert worden war und deshalb leider an diesem Abend nicht dabei sein konnte, war die Bühne gar nicht groß genug für die Restband.
Der Organist Dr. Charles F. Herrmann saß direkt neben der Stage und Gitarrist Heiko Breit spielte zu Beginn auch noch im Zuschauerraum, der sich jedoch nach dem Beginn des Konzertes immer weiter füllte. Die etwas beengten Raumverhältnisse taten jedoch weder der Spielfreude der Musiker, noch der Stimmung der Zuhörer einen Abbruch. Das ohnehin nie ganz einfache Fotografieren in der Bodega war an diesem Abend noch schwieriger als sonst - die ganze Band auf ein Bild zu bekommen, war schlicht unmöglich. Um aber jetzt keinen falschen Eindruck zu erwecken - von Klaustrophobie war dieser Abend noch weit entfernt, es war vielmehr ein »Mer riggen z'amme, 's werd gemiedlisch« [für die Nordlichter: »Wir rücken zusammen, es wird gemütlich«].
Was die Savannah Blues Band zu bieten hatte, waren jede Menge Bluesklassiker, die aber – und das war sehr wichtig und positiv – nicht imitiert, sondern vielmehr interpretiert wurden. Stilecht stieg das (unfreiwillige) Quintett dann mit Jimmy Smith's "Back At The Chicken Shack" ein, gefolgt von Junior Wells' "You Don't Love Me", das vielen Fans wahrscheinlich auch von dem Hammer-Livealbum "At Fillmore East" von der Allman Brothers Band bekannt sein dürfte. Auch das sehr ruhige "3rd Degree" aus der Feder von Robert Johnson konnte anschließend überzeugen, bevor dann wieder einen Gang höher geschaltet wurde.
Aber die Band hatte auch einige eigene Stücke am Start. Unter anderem "Here Comes The Blues Police", zu dem der Tastenmann und Sänger Wolfgang Dobner in der Ansage süffisant und mit einem zwinkernden Auge erörterte, wie 'nett' es doch sei, wenn man während oder nach einer Show dann von den 'Blues-Polizisten' im Publikum erklärt bekommt, was bzw. welcher Song denn nun Blues sei und welcher nicht. Respektive, was die Jungs mit dem 'Blues' im Bandnamen denn nun spielen dürfen und was nicht. Aber das nur am Rande, die Kommunikation mit dem Publikum lief an diesem Abend bestens und wie es – speziell in der Bodega so üblich ist – stieg die Stimmung mit jedem Song.
Nicht nur, dass es rein spielerisch auf einem sehr hohen Level zuging, man hatte dazu umgehend das Gefühl, es hier mit einer Truppe zu tun zu haben, die schon sehr lange zusammenspielt. Und das bei all den Tücken, die ein Live-Auftritt nun mal so mit sich bringen kann. Aber genau diese kleinen Verhauer, Missverständnisse und Minifehler machen ein Konzert eben zu dem, was es ist. Zum Glück gibt es noch keine echte Perfektion (die zum Blues sowieso nicht passen würde) und mal ganz davon abgesehen, war die Savannah Blues Band so souverän, dass – falls mal was passierte – alles umgehend auch wieder ausgebügelt wurde.
Mit Heiko Breit hat die Band einen superstarken Gitarristen im Line-up, die Tastenduelle sowie das Zusammenspiel der beiden Keyboarder Wolfgang Dobner und Dr. Charles F. Herrmann (der für die Hammondsounds zuständig war) liefen wie geschmiert und im Maschinenraum sorgten Friedrich Jung am Bass und Hans-Albert Laier am Schlagzeug so impulsiv wie auch feinfühlig dafür, dass es niemals zum Leerlauf kam. Und nicht zu vergessen: Dobner hatte sich auch eine Lap Steel-Gitarre ans Keyboard montiert, mit der er den Sound noch zusätzlich (zu meinem Bedauern fast sogar zu selten) bereicherte. Und wenn der gute J.J. Cale seine Nummern gesanglich so interpretieren würde, wie Wolfgang Dobner das an diesem Abend tat, würde er wahrscheinlich noch so einige Fans dazu gewinnen.
Ein sehr gelungener Abend mit einer Band, die eine sehr große Bandbreite des Blues abdeckte. So kamen neben Songs von alten Legenden wie Howlin' Wolf, Robert Johnson, B.B. King, Junior Wells oder Albert King auch etwas jüngere Vertreter dieser Sparte in Form von ( Peter Green's) Fleetwood Mac, Bernard Allison, Eric Clapton oder Tony Joe White zum Zuge. Die Spielfreude des Fünfers schwappte sprichwörtlich aufs Publikum über und der Savannah Blues Band wurden dann lautstark auch noch drei Zugaben abgefordert, bei denen nochmal alles gegeben wurde.
Leonard Marasco wird voraussichtlich im Juli wieder nach Kaiserslautern zurückkehren und es wird ganz sicher eine Freude sein, die Band dann auch wieder vervollständigt auf den Bühnenbrettern genießen zu dürfen.
Line-up:
Heiko Breit (guitar)
Wolfgang Dobner (vocals, keyboard, lap steel)
Dr. Charles F. Herrmann (Hammond)
Friedrich Jung (bass)
Hans-Albert Laier (drums)
Setlist:
01:Back At The Chicken Shack (Jimmy Smith)
02:You Don't Love Me (Junior Wells)
03:3rd Degree (Robert Johnson)
04:The Blues Just Got Sader (Jon Lord & The Hoochie Coochie Men)
05:Who's Been Talkin'? (Howlin' Wolf)
06:Help The Poor (B.B. King)
07:Here Comes The Blues Police (Savannah Blues Band)
08:Tunica Motel (Tony Joe White)
09:Still My Heart Calls Out Your Name (Savannah Blues Band)
10:Watch Out (Fleetwood Mac)
11:Danger (J.J. Cale)
12:When A Blind Man Cries (Deep Purple)
13:The Boogieman (Bernard Allison)
14:Hound Dog (Elvis Presley)
15:Bend In The Road (Jeremy Spencer)
16:Hard To Thrill (Eric Clapton)
17:Got No Ticket (Savannah Blues Band)
18:Sensitive Kind (J.J. Cale)
19:Yellow Moon (Neville Brothers)
Zugabe:
20:I Play The Blues For You (Albert King)
21:Stormy Monday (Allman Brothers Band u.v.a.)
22:Rollin' Man (B.B. King)
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