Wacken und
Saxon,
Saxon und Wacken - das sind zwei Namen, die man auf immer und ewig quasi ungestraft in einem Atemzug nennen darf. Bereits ganz früh in der Geschichte dieses Kultfestivals traten die fünf Briten auf den Plan. Wacken-Mastermind und auch späterer Manager der Band
Thomas Jensen holte die Jungs bereits 1992, im Jahre 3 nach Wacken'scher Zeitrechnung auf die seinerzeit noch überschaubare Veranstaltung. Seitdem gibt es eine enge Verbundenheit zwischen Festival und Band und es folgten weitere Auftritte. Zudem war
Saxons erste Doppel-DVD "Saxon Chronicles" aus dem Jahre 2003 um die Geschehnisse 'auf Wacken' herumgestrickt und auch
To Hell And Back Again von 2007 weist lange Sequenzen aus diesem kleinen Dörfchen in der Nähe des Nord-Ostsee-Kanals auf.
Die vorliegende DVD ist ein gelungenes Zeugnis der guten Beziehung zwischen Band und Festival. Gleich drei Jahre hat man sich ausgesucht, um das Beste aus diesen Shows auf Scheibe zu brennen. Zwischen den Jahren 2004 und 2009 gibt es natürlich ein paar Veränderungen, sowohl im Alter der Band als auch beim Festival. Die Bühne wurde noch größer, das Publikum hatte zahlenmäßig von 48.000 auf knapp 80.000 zugenommen - und auch die Eintrittspreise stiegen um knapp € 40,- pro Ticket. Aber
Saxon waren beliebt wie eh und je. In der Running Order waren sie jeweils für einen abendlichen Auftritt gesetzt, was den von Pyrotechnik und allerlei bunten Lampen unterstützten Shows natürlich einen zusätzlichen Kick gibt. Wenn der 'Wacken-Schädel' über der Bühne brennt, dann weiß man, was die Stunde geschlagen hat und das Publikum kann sich einer grandiosen Show gewiss sein. Textsicher geht es alle 30 Songs mit (sofern zumindest die Kameraschwenks diese Aussage zulassen) und der glückliche DVD-Gucker bekommt einen Querschnitt
Saxon'scher Geschichte geboten, wie es wohl keinen zweiten gibt. Alleine die Clips aus dem 2009er Auftritt hätten schon für eine amtliche Dokumentation gereicht, spielte die Band doch hier anlässlich des zwanzigjährigen Jubiläums von Wacken (und des dreißigjährigen der Band, gerechnet ab
Debütalbum) von jeder bis dahin veröffentlichten Scheibe einen Song. Dass es dabei aber der eine oder andere unverzichtbare Kracher nicht auf die Playlist schaffen konnte, liegt einfach auf der Hand. Aber dafür haben wir ja nun "Eagles Over Wacken"!
"Battallions Of Steel" wirft uns nach einem kurzen Intro quasi unmittelbar in die Menge vor der Bühne und im gut überblendeten Wechsel geht es dann durch die Jahre 2004, 2007 und 2009. "Heavy Metal Thunder" und "Metal-Fucking-Head" folgen direkt danach, bringen das Blut des Metallers richtig in Wallung. Die Kameraführung ist einer der Metalikonen aus Britannien wahrlich würdig. Keine ultranervigen schnellen Wechsel und Sprünge, es wird mit Sinn und Verstand gezoomt und auch diese ewige optische 'Wunderwaffe' namens Split Screen gibt es nicht. Einige schöne Einstellungen von der 'Hintertorkamera' lassen die begeisterte Menge kräftig mitrocken. Ansonsten konzentriert man sich in erster Linie auf die mobilsten Bandmitglieder, sprich Shouter Biff Byford, der übrigens bei allen drei Shows gesanglich voll auf der Höhe erscheint, und Bassist Nibbs Carter, der unablässig über die Bühne tobt und auch mal einen kleinen Ausflug in den Kameragraben wagt. Zwischendurch wird zu "Power & Glory" tausendfach der Bierbecher zum gemeinschaftlichen Gruß gehoben, nur um anschließend mit "Stallions Of The Highway" zum Debüt ins Jahr 1979 zurückzuschwenken. Die Herren wissen natürlich, wie man sich medienwirksam in Szene setzt und halten das auch bis ans Ende der DVD voll durch. Bei "Princess Of The Night" filmt Biff das Publikum von der Bühne aus, wie es tausendfach die Stimmen hebt. Am Schluss wird mit "Attila The Hun" das große Finale eingeläutet, der 'Wacken-Schädel' brennt noch mal und die Band läuft zur Höchstform auf. Sie gibt uns danach noch ein tolles "Denim And Leather", gefolgt von "Ashes To Ashes", "Crusader" (mit eindrücklich inszeniertem Gitarrensolo) und dem endgültigen "Wheels Of Steel". Dabei wird minutenlang unter unablässigem Bass-Gehämmere und gemeinschaftlichem Abfeiern der übergroße Adler auf den Backdrop geholt.
Zwei Stunden und fünfundvierzig Minuten bester
Saxon'scher Unterhaltung gehen zu Ende und wir können noch einige Minuten bei den Extras verweilen. Da gibt es ein Interview mit der Band anlässlich dieser Produktion, untermalt von Szenen aus dem Treiben auf dem Wacken-Gelände und im Proberaum. Dazu ein kurzer Clip eines jugendlichen/kindlichen Nachwuchsreporters, der
Nibbs Carter mit den Worten anspricht:
»Wir haben jetzt das Jahr 2007 und Saxon spielen zum wiederholten Mal...« Darauf
Nibbs:
»Wir haben 2009.« Zuviel Metal in jungen Jahren schadet dem Zahlengedächtnis. Abgerundet wird die Scheibe noch von einer Bilderserie, die man separat aufrufen kann. Und als wäre das nicht genug, hat sich Mutter EMI bei diesem Paket ausgedacht, noch eine Doppel-CD beizulegen, die während der 'Call To The Arms World Tour' am 14. April 2011 in Glasgow mitgeschnitten wurde. Während die DVD die neue
Scheibe logischerweise nicht berücksichtigen konnte, bringen die Briten davon so - nach reinem Anhören, es liegen mir leider weder Tracklist noch anderweitige Info vor - ca. vier Songs, eröffnen auch den Live-Reigen direkt mit "Hammer Of The Gods", das gleichzeitig Opener der "Call To Arms" ist. Mit einer Gesamtspielzeit von zwei Stunden und 24 Tracks ist dieser Bonus ein Bonbon für jeden Fan und das Gesamtpaket ein Muss. Schluss, Ende, Aus, Daumen hoch!