Shadow Circus / Welcome To The Freakroom
Welcome To The Freakroom Spielzeit: 45:23
Medium: CD
Label: ProgRock Records, 2007
Stil: Prog Rock, Rock

Review vom 23.08.2007


Ralf 'Jogi' Ruhenstroth
Obwohl jetzt erst vom Label zugesandt, scheint es diese Scheibe bereits seit ein paar Wochen zu geben. Immerhin verwies Redakteurskollege Joe Brookes in seiner Besprechung über
Steve Brockmanns' Album Expected Errors am 08.06.2007 darauf, dass dieser das Werk von Shadow Circus mit dem Titel "Welcome To The Freakroom" höre. Letztlich kann es uns egal sein, wichtig ist, dass wir diese Scheibe vorstellen können.
Hier gibt es Mellotrons satt, viele Hammondsounds und eine Menge verzerrte Gitarren, ganz im Stile des altehrwürdigen Progressive Rocks. Dazu eine passende Lead-Stimme von David Lawrence Bobick, der sichtlich bemüht und erfolgreich sehr interessante, oftmals gegen die eigentliche Melodie, geschriebene Gesangslinien präsentiert. Aber nicht nur der klassische Prog Rock wird hier tangiert, sondern die Band nimmt sich auch die Freiheit, dem Hörer typische Hard Rock-Riffs zu vermitteln, die an einigen Stellen das Album leichter konsumierbar machen.
Man kann es auch Classic Prog nennen, was der Fünfer weitestgehend fabriziert. Der Auftakt zu "Shadow Circus" ist schon eine Art Indiz dafür. Geradezu fulminant werden die Tasten gemeinschaftlich mit den Gitarren bombastisch zum Einsatz gebracht. Die Jungs frönen der leichtgängigen Rhythmik, geben auch dem Klavier Spielraum und lassen keinen Zweifel darüber aufkommen, wo die musikalischen Wurzeln liegen. John Fontana, der als musikalischer Kopf genannt werden darf, spielte die letzten 15 Jahren in New York City und Umgebung in zahlreichen Bands, will mit Shadow Circus jedoch die Chance nutzen und mit eigenen Kompositionen in die goldene Zeit des Progressive Rock eintauchen. Das gelingt ihm auch. Fast schon nostalgisch ist sein Gitarrensound, eher an die frühen 70er Jahre als an die Moderne erinnernd.
Als Ideengeber dürften die großen King Crimson hergehalten haben. Bedingt durch den Klang der eingesetzten Tasteninstrumente lässt sich auch eine Hingabe zu Keith Emerson aus dem berühmten Trio und vor allen Dingen auch zu Rick Wakeman von Yes nicht verleugnen. So besitzt "Storm Rider" einen besonderen Charme. Der Song besticht durch zum Teil eingängige Melodien, setzt auf der anderen Seite jedoch auch auf die verspieltere Karte.
"Inconvenient Compromise" bietet sogar süßliche Klänge und lehnt sich somit auch ein wenig an melodischen Rock an. Ohne Frage bleibt es für mich dabei, dass eine gute Melodie niemals einen Qualitätsverlust darstellt, so auch hier nicht. Das eine schließt das andere nicht aus. Vielleicht kann man bei den ersten drei Tracks in Folge die angewandte Rhythmik etwas bemängeln, denn da sind Shadow Circus bis zu diesem Punkt nicht besonders abwechslungsreich. Dafür besticht das gespielte Piano-Solo auf der ganzen Linie.
"Radio People" macht das Album nicht nur vom Namen her radiotauglich. Hier findet man Ähnlichkeiten zu so manchem AOR-Act, der aus namhaften Prog-Bands, wie z.B. Asia, hervorgegangen ist. Einziger Unterschied ist nach wie vor der gebotene Gesang, ansonsten kann dieser Song auch als Stimmungsmacher angesehen werden, im dem der eine oder andere folkige Anstrich nicht zu überhören ist.
Besonderen Spaß macht mir das Orgel-Intro zu "In The Wake Of Dancing Flame" und die cleanen Gitarren, die sich dazu gesellen. Mehr im Stile von Procol Harum ("A Whiter Shade Of Pale") wird das Stück eröffnet und Shadow Circus lassen damit erneut durchblicken, dass es neben dem Prog eben auch der Classic Rock sein kann. Eine Menge an Aufmerksamkeit erfordert, wie zu erwarten, der einzige Longtrack auf "Welcome To The Freakroom". Es handelt sich dabei um einen Dreiteiler, der sanft anmutend von Klavier und Synthies eröffnet wird. Dann folgen typische Rockattitüden, umfangreiche Gitarrensolo-Einlagen und explodierende Sounds. "Journey Of Everyman" macht eine kleine Reise. Da sind es u.a. Manfred Mann's Earth Band wie zu Zeiten von Watch, die einem in die Erinnerung kommen, aber auch frühe Boston decken den verbauten Rocksektor ab.
Shadow Circus haben ein sehr interessantes Album eingespielt, welches mehrere Interessengemeinschaften ansprechen dürfte. Diese werden sicherlich aus dem Progsektor kommen, aber auch die etwas mehr dem Mainstream zugeneigten Hörer könnten Gefallen finden. "Welcome To The Freakroom" ist keine Offenbarung, aber eine Scheibe, die sich mit mehrmaligem Hören immer mehr öffnet. Und das ist doch ein gutes Zeichen.
Line-up:
David Lawrence Bobick (vocals)
John Fontana (guitars, keyboards)
Corey Folta (drums)
Matt Masek (bass, cello)
Richard Horn (keyboards)
Tracklist
01:Shadow Circus (6:43)
02:Storm Rider (7:50)
03:Inconvenient Compromise (5:58)
04:Radio People (6:16)
05:In The Wake Of A Dancing Flame (6:39)
06:Journey Of Everyman (12:00)
 a)So It Begins
 b)Find Your Way
 c)Journey's End
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