Steht man auf Roots Music, Americana, Blues oder Gospel, ist man bei der niederländische Band Shiner Twins genau an der richtigen Adresse. Nicht nur ihre beiden Alben Southern Belles und Four Souls - One Heart fielen bei den Kritikern auf fruchtbaren Boden. Eine Expertise ihres Könnens lieferten zumindest zwei Mitglieder der Shiner Twins als Support für Jim Byrnes bereits in der Vergangenheit ab. Die Band ist allerdings ein Quartett. Neben Richard van Bergen und Jack Hustinx gehören auch der Schlagzeuger Jody van Ooijen sowie Roelof Klijn am Bass/Kontrabass dazu.
Nachdem die Gruppe den schmerzlichen Verlust ihres viel zu früh verstorbenen Bassisten Dick Wagensveld verkraften musste, war der Roepaen-Auftritt mit den Shiner Twins für Klijn überhaupt erst der zweite. An dieser Stelle schon einmal ein dickes Kompliment an Klijn! Mit Hustinx sowie van Bergen hatte man gleich zwei vorzügliche Sänger in der Band und was die beiden an ihren vielen Gitarren zauberten, war beeindruckend.
Wie Hustinx bereits zu Beginn des zweiteiligen Konzerts ankündigte, befanden sich viele Stücke aus "Four Souls - One Heart" in der Setlist. Die beiden Frontmänner ergänzten sich einander, nicht nur am Mikrofon, wunderbar. Mit Akustischer und E-Gitarre ergab sich oft ein Schmelztiegel an Virtuosität und van Bergen hatte häufig das Bottleneck am Finger. Wenn er dann zur Slide-Action auch noch gleichzeitig das Wah Wah-Pedal aktivierte, war Begeisterung angesagt. Die Songs wurden von kernigem Satzgesang gekrönt und einmal beendete Hustinx einen Track gar a cappella.
Jody van Ooijen wurde nicht von ungefähr als bester Drummer und Richard van Bergen in der Kategorie 'bester Gitarrist' für die Dutch Blues Awards 2011 nominiert. Glückwunsch für die Nominierungen und RockTimes drückt die Daumen für die Preisverkündung.
Zurück zum Konzert ... Jody van Ooijen ist ein Schlagzeuger für alle Fälle. Was der an Stimmungen kreieren konnte, versetzte den Zuschauer immer wieder in Erstaunen. Ob er nun mit den Sticks, Jazzbesen oder Paukenschlägeln auf den Fellen unterwegs war ... er hatte stets das richtige Gefühl für die jeweilige Song-Situation. Das Quartett hatte die ganz breite Palette der Roots Music im Gepäck. "Every Little Once In A While" war rootsiger Rock'n'Roll bester Sortierung und "Chance For Romance" lebte von mächtig viel Country. Mit dem Einsatz des Wah Wah-Pedals gab es hier gehaltvolle Riffs zu hören und "Someone Like You" hatte Walzer-Taktung.
Natürlich erzählte Hustinx seine Informationen und Geschichten zu den Liedern in gutverständlicher niederländischer Sprache. Die bisher noch nie gespielte Komposition "Somebody Waiting" war eines der Highlights des Gigs. Dafür schulterte Hustinx seine rote Rickenbacher und diese lang ausgespielte Nummer entwickelte sich zu einem psychedelischen Roots-Drama der Extraklasse. Van Bergen hatte abermals Mettallröhrchen und Wah Wah-Pedal vorgeglüht und in seiner Solo-Einlage bückte er sich tief in Richtung Bühnenbretter. Er erzeugte herrliche Rückkopplungen und die anderen drei Bandmitglieder jammten toll.
Richard van Bergen saß der Schalk förmlich sichtbar im Nacken. Bei der Ansage zum letzten Song vor der Pause meinte er, dass es doch erstaunlich sei, wie viele Lieder es von der Band 'Traditional' gebe. "Great Day", unter anderem sehr bekannt durch die Staple Singers, wurde als feinster Swamp-Blues interpretiert. Eine Delikatesse! Direkt anschließend servierten die Shiner Twins ihre Sicht auf den Gospel: "Guide Me Lord" war, wieder mit bester Slide-Gitarre, ein gesanglicher Genuss.
Die Band steht für Authentizität und Glaubwürdigkeit. Bei "She Can Feel", einer van Bergen-Komposition, stand der Mann rechts auf der Bühne ganz besonders in Spotlight, denn er entwickelte durch Gesang beziehungsweise Slide-Gitarre vorzügliches Little Feat-Feeling und weil es so schön war, in "Shake 'em All Down" gleich noch einmal. Bei diesem Track hatten der neue Bassist Roelof Klijn sowie Jody van Ooijen ausreichend Zeit für ihre ganz persönlichen Soli.
Zum Ende des regulären Sets wurden die Shiner Twins dann richtig Roots-rockig und waren mit zwei E-Gitarren unterwegs. Als passende Zugabe wurde ein sehr intimes "Find Your Way Home", nur von Hustinx und van Bergen gespielt zu einem weiteren Höhepunkt und mit komplettem Line-up gab es spontan noch Fats Dominos "Foolin' Around With You" oben drauf. Schon bevor die fast zwei Stunden Netto-Spielzeit um waren, stand fest: Die Roots Music der Shiner Twins hatte eine ganz individuelle, weitläufige Prägung und wenn diese Band in der Nähe auftritt, sollte man sie sich nicht entgehen lassen.
Wir bedanken uns bei Chris Tangelder vom Cultureel Podium Roepaen für die problemlose Akkreditierung.
Line-up:
Richard van Bergen (electric guitars, lead vocals, backing vocals)
Jack Hustinx (acoustic guitars, electric guitars, lead vocals, backing vocals)
Roelof Klijn (upright bass, electric bass)
Jody van Ooijen (drums, percussion)
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