Nach Cherry Red geht es mit der schweizerischen Riff-Rocker-Combo Sideburn nun ab in den Knast und "Jail" sägt vorzüglich an den schwedíschen Gardinen. Das Quintett ist seinem Stil treu geblieben und somit bleibt der musikalische Blick auf die Aussie-Rocker AC/DC erhalten.
So ganz ohne kann die Sideburn-Mucke nun nicht sein, denn als Produzenten hat man Beau Hill ( Gary Moore, Winger, Twisted Sister, Ratt) gewinnen können und der hat dafür gesorgt, dass dem Album ein ganz starker Sound verpasst wurde.
Die Gitarren hängen sich in jedem Song mächtig ins Zeug und echte Ruhephasen scheint die Gruppe um den Sänger Roland Pierrehumbert nicht gefunden zu haben. Bereits seit 1986, damals unter dem Namen Genocide aktiv, sind die Bandmitglieder wohl schon mit allen Wassern des Rock'n'Roll gewaschen worden. Na ja, so richtig kann man sich dem fetten Riff-Rock und besonders der Stimme des Sängers nicht entziehen. Insofern hat auch "Jail" einen relativen Magnetfaktor der Eigenständigkeit.
Die Saiten sind stets straff gespannt und Durchhänger vermisst man auf der Platte. Allerdings kann Sideburn auch anders. Was sich im Songtitel "Long Beard And Boogie" bereits andeutet, wird musikalisch auch umgesetzt. Die Gruppe wendet sich von AC/DC ab und wirft einen gelungenen Blick auf das amerikanische Trio ZZ Top. "Jail" verfügt über einen hohen Spaßfaktor und mit dem Rausschmeißer "Creedence Vibe" geht man dann noch einen anderen Weg. Endlich macht der Frontmann Gebrauch von der Harp und lässt sie gleich zu Beginn aufheulen. Man hat mit dem Spaten ein wenig Erde weggestochen und schon legt die Gruppe ihre Blues-Wurzel frei. Es klingt so, als hätte einer der Gitarristen ein Bottleneck auf die groovige Song-Reise mitgenommen. Geht doch! "Creedence Vibe" ist ein klasse Blues-Rocker. Aus meiner Sicht kann diese Schiene in Zukunft ruhig weiter ausgebaut werden.
Auf seine Art hat Sideburn alles im Griff. Technisch kann man den Musikern keinen Tadel ins Klassenbuch schreiben und die Mucke geht richtig gut ab. Über die gesamte CD-Distanz kann man das Level halten und live dürfte die Gruppe die Hütten rocken. Mit "Chase The Rainbow" hat der Fünfer dann doch einen Slow-Flammenwerfer im Album untergebracht.
Die bereits weiter oben angesprochene Blues-Ader kommt in anderen Stücken ebenfalls etwas zum Vorschein, wenn auch nicht so deutlich herausgeschnitzt. Die Band hat es geschafft, jedem Song ein anderes Outfit zu verpassen. Angefangen bei Tempovariationen bis hin zu einer Vielfalt an Riffs. Boris schiebt sich immer wieder geschickt mit seiner Lead-Gitarre in den Vordergrund und über die Arrangements der Tracks kann man auch nicht meckern. Michel Demierre (Bass) und Drummer Lionel Blanc verpassen allen Nummern einen vorzügliches Rückgrad. Da bürgt ein klasse Groove-Intermezzo im Opener "Live To Rock" für Qualität und im folgenden "Devil And Angel" weiß man durch einen prächtigen Chorgesang zu gefallen.
Die Songtitel scheinen etwas abgegriffen zu sein. Der "One Night Stand" ist dann auch eine sehr gute Nummer, in der der Refrain an die The Quireboys erinnert. Die Slide-Gitarre ist feine Kost und "Rock'n'Roller" glänzt durch eine klasse Aufbauarbeit bis hin zum Refrain. Richtig schön lässt man ein Riff ausklingen, bevor einem der nächste um die Ohren gehauen wird. In "Lazy Daisy" zeigt Boris, dass er auch mit dem Wah Wah-Pedal ein Ausrufezeichen setzen kann.
Sideburn hat man im "Jail" eine richtig große Zelle mit viel Komfort zugewiesen. Die Platte ist gut und schließlich hat der Hörer auch an dieser CD richtig Spaß an der Freud.
Line-up:
Roland Pierrehumbert (lead vocal, harp)
Fred Gudit (rhythm guitars)
Boris (lead guitars)
Michel Demierre (bass)
Lionel Blanc (drums)
Tracklist |
01:Live To Rock (3:29)
02:Devil And Angel (2:50)
03:One Night Stand (3:55)
04:Rock'n'Roller (3:56)
05:Lazy Daisy (3:10)
06:Jail (2:58)
07:Chase The Rainbow (4:04)
08:The Red Knight (4:47)
09:Long Beard And Boogie (4:14)
10:Good Boy (3:08)
11:Kiss The Death (3:53)
12:Creedence Vibe (5:46)
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