»be on skid row informal if someone is on skid row, they drink too much and have no job, nowhere to live etc«
(Longman Dictionary of Contemporary English, 3. Ausgabe 1995)
... doch es macht den Eindruck, als ob die Jungs von Skid Row dieses Mal viel nüchterner zu Werke gegangen sind. Und aus dem Wohnheim für abgewrackte Altmetaller können sie auch wieder ausziehen, denn sie haben endlich wieder einen Job: als Pose Rocker!
Aber nein, ich will gar nicht so weit gehen und sagen, das sei die Rückkehr der 'alten' Skid Row, Comeback und Wiederauferstehung und was nicht sonst alles ... Und doch: "United World Rebellion - Chapter 1" ist ein deutlicher Schritt in die richtige Richtung, nachdem die beiden ersten Alben nach der Wiederbelebung der Band, "Thickskin" (2003) und Revolutions Per Minute (2006), doch zum Teil mehr als zwielichtige Eckdaten der Bandbiografie waren. Doch in sieben Jahre Studio-Funkstille ist in den Köpfen der Jungs was passiert, denn ...
... der Opener "King Of Demolition" putzt aber gleich so was von die Ohren! Wuchtige Staccato-Hits der kompletten Band, dazwischen die giftigen Shouts von Frontmann Johnny Solinger - und nach diesem Intro folgt ein pushender, erdiger Dampfmaschinen-Groove, der endlich mal wieder gewaltig Lust auf einen Skid Row-Chorus macht. Und der hat es dann auch in sich. Wie aufgeputscht rattert Solinger seinen Text runter und überschlägt sich dabei zum Teil fast vor Geschwindigkeit, während die Rhythmussektion dunkel und dynamisch drückt. So, wie dieser Chorus zudem in mehreren 'Salven' daherkommt ... ja, es erinnert mich an Slave To The Grind. Nicht so sehr, um es als Selbstplagiat anzukreiden, aber ausreichend, um zu hören und zu fühlen, dass die Jungs wieder Lust auf 'old school'-Stoff à la Skid Row haben!
Es hat sich eben nicht nur was in ihren Köpfen geändert, sondern auch auf ihrem Plattenteller, sagte Basser und Songschreiber Rachel Bolan jüngst in einem Interview: »When Snake [Dave Sabo - Gitarrist und zweiter Songschreiber] and I were writing for this first EP, we purposely didn't listen to the radio and instead we listened to the stuff that influenced us growing up, the stuff that, basically, helped us write the first two records. That's how we did it this time around, and this is what came out of it, and the more stuff we write, the more it feels like we're back in the groove of things.« Zwischen diesen Zeilen klingt da auch eine vorsichtige Einsicht mit, dass das bisherige Material seit der Reunion nicht so der Bringer war. Ja, und was ist das? Die Band hat sogar Botschaften!
»We've got the bullet and the Bible we defend it with
You can believe what you've been told
No such thing as zombies of an alien apocalypse
We've got the matters in control
Can't find salvation in a candy coated letter bomb
No rights of passage are for free
We want till we need then we fight till we bleed
Then we walk till we crawl and we run till we fall
And cut our throats out socially«
In Form von "Let's Go" und "Stiches" sind zwei weitere Nummern mit richtig, richtig Druck im Kessel am Start. Sie kommen zugegebenermaßen nicht an den Opener heran, aber machen ähnlich viel Tempo, treten enorm in den Hintern und kommen auch noch mit absolut vorzeigbaren Melodien daher. Die Gitarrensoli sind angenehm angeberisch, die Backings kehlig und laut, und Frontmann Johnny Solinger, der ja dieses megaschwere Bach'sche Erbe angetreten ist, kann endlich überzeugen! Er klingt weniger rotzig und besoffen, sondern viel mehr trotzig und entschlossen. Er schafft als Frontmann endlich den Mittelweg: Seine Gesangsleistung ist gut; und trotzdem klingt er noch 'unanständig' genug, um bei jeder potenziellen Schwiegermutter für entschlossene Ablehnung zu sorgen.
"This Is Killing Me" schaltet einen Gang zurück. Es beginnt mit Akustikgitarre und baut sich dann zu einer extrovertieren Powerballade mit feinem Feeling auf - ein Hauch von "I Remember You". Und "Get Up" schlägt in eine völlig andere Kerbe: Der Song ist düster und hart mit einer Mischung aus knisternd-spannender Klargitarre und bösen, modern angehauchten Riffs. Die Stimmung ist überraschend 'ernst'. Der Song zeigt, wie Skid Row auch 'gereifter' klingen können - ohne die schrägen Experimente der vergangenen Jahre. Solingers Oktavsprünge im Gesang sind echte Hinhörer - der Call-And-Response-Chorus mit kompletter Band geht voll auf die Zwölf. Volle Energie voraus. Sauber, Jungs!
Skid Row selbst sprechen mit größter Begeisterung über ihre neue Mucke. Sie tönen ganz schön laut und großspurig - und einen großen Teil der Erwartungen können sie mit dem ersten Kapitel ihrer "United World Rebellion" erfüllen - das ist eine exzellente Nachricht! Kapitel zwei und drei sollen innerhalb eines Jahres veröffentlicht werden - zusammen ergibt das dann ein komplettes Album in Etappen. Teil der Marketing-Strategie ist es auch, dass zu Kapitel eins eine Box gehört, in der noch Platz für die restlichen zwei Drittel 'Weltrebellion' ist. Eine ziemlich durchsichtige Masche - aber verdammt noch mal, bei dieser Qualität, die mich wirklich überrascht hat, werden Skid Row ohnehin wieder zu einem Pflichtkauf.
(Die European Version soll zusätzlich drei Coversongs enthalten, die RockTimes aber nicht vorlagen.)
Line-up:
Johnny Solinger (vocals)
Scotti Hill (guitar)
Rachel Bolan (bass)
Snake Sabo (guitar)
Rob Hammersmith (drums)
Tracklist |
01:Kings Of Demolition (4:10)
02:Let's Go (2:55)
03:This Is Killing Me (4:56)
04:Get Up (4:57)
05:Stiches (3:42)
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