|
Small Jackets / Cheap Tequila
|
|||
|
Juhu, die Italiener von den Small Jackets sind wieder auf der Bildfläche erschienen und wer deren letzte CD kennt, weiß vermutlich, was auf den Musik-Konsumenten zukommen wird.
Es sei denn, das Quartett um die beiden Gitarristen Lu Silver sowie Eddy Current sind ihrem Album-Titel zu nahe auf die Pelle gerückt und haben die Orientierung vollkommen verpeilt. Dem ist nicht so und ob die Jackets dieses Agaven-Getränk nun pur oder als Cocktail überhaupt mögen, sei in frage gestellt, denn schließlich stammt man doch aus Italien. Da geht es eher um gut gereiften Wein, oder? Ach ja, natürlich auch ums Essen. Insofern kann "Cheap Tequila" wohl nur etwas mit der Musik des Vierers zu tun haben.
Schon nach dem geistreich benannten knapp einminütigen Opener "Intro" dürfte die Rock-Richtung der Jungs klar sein. Es lebe der Rock'n'Roll, wie ihn die Altrocker und deren Folgegeneration so sehr mögen. Zwischen Standgas und Vollgas existiert nichts anderes. So könnte man das umschreiben, was die Small Jackets ausmacht, immer noch. Allerdings ist die Combo kein Ego-Abklatsch von "Walking To Boogie" oder gar ein Zitaten-Esel. Hatten sie sich für zuletzt genannte CD noch Hilfe bei Hellacopters-Leuten geholt, ist es jetzt Walter H.M. Lafty von Silvertide, der einen Song beisteuert und in seinem Eigengewächs auch gleich singt. Nein, nein, weder die Band, noch der Songwriter haben ein Problem. "We Got A Problem" rockt genauso ab, wie fast alle anderen Tracks auf dem Album. Der Bass ist eh schon eine der treibenden Zutaten auf "Cheap Tequila", steht hier allerdings besonders deutlich im Vordergrund und klar wird, dass Lafty eher der melodische Sänger mit weniger Reibeisen in der Stimme ist.
Ganz anders geht es im folgenden Track zu.
Die Gringos legen die Füße hoch und lassen die Sporen im heißen Wind erklingen. Siesta ist angesagt. Silver schultert die akustische Gitarre und Current eröffnet den Wellness-Kurs mit einem lauten Solo. Silver kann die Rauheit seiner Stimmbänder nur bis zu einem gewissen Grad übertünchen. So singt er die für Small Jackets-Verhältnisse ungewöhnlich sanfte Ballade auch klasse und wenn Piano, Saxofon, Streicher und gedoppelte Gitarren dazu kommen, ist es doch noch ein großes Ding, dieses "Goodbye Angel". Richtig pathetisch wird es am Ende. Die "Sweet Lady" liefert dann abermals den knackig-kantigen Rock'n'Roll Marke Italien. Verwunderlich, dass es dort eine so delikat aufspielende Band gibt. Oder anders: Ausnahmen bestätigen die Regel. Mit "Dancing With The Monster" ist ihnen ein kurzes Stück gelungen, das wohl nur als eine Art Gimmick verstanden werden kann, oder es ist der in eine neue Richtung zeigende Finger. Punk'n'Roll ist angesagt. Auch gut und kann ausgebaut werden. Dann ist da noch die Abgehnummer "Too Late", in der der neue Drummer Mark Oak klasse singt und das Stück geht über eine längere Distanz. Schuld daran sind der eingeschobene Rhythmuswechsel, ein tolles Schlagzeugsolo und ausgiebige Gitarrenarbeit. Oak hat etwas vom AC/DC-Sänger auf den Stimmbändern und ohne Zweifel ist dieses Stück ein sehr guter Abschluss für den "Cheap Tequlia".
Der Schlagzeuger singt auch das im Zentrum des Riffings stehende "Out The Rain Cries" und irgendwie schafft es die Band ein ums andere Mal, den Hörer zu begeistern. Geradeaus führt der Weg und es gibt nicht viele Möglichkeiten, abzubiegen. Allerdings ist die Straße für die Small Jackets breit genug, um nicht im Morast der Eintönigkeit zu versinken. Da kann man es sich erlauben, länger auf der Überholspur zu bleiben.
Perfekt zum Album-Titel passt natürlich "We Are Boozers". »Small Jackets are a Rock'n'Roll band« singen sie genauso laut und klasse im Chor wie »we are boozers« und der Boogie läuft sich einen Wolf. Herrlich! Letztendlich gibt man dem Grand Funk Railroad-Song "Are You Ready" noch einen genüsslichen Tritt in den Allerwertesten und "Lonely Man" ist eine weitere Überraschung auf der Small Jackets-Speisekarte. Wie sie so etwas nun wieder hinbekommen haben! Zwei geslidete akustische Gitarren, ein luftig-leichter Groove von Oak dazu, dann weiterer Bottleneck-Einsatz, die E-Gitarre übernimmt und die Vier zelebrieren ein Stück echten Blues. Ja, und dann auch noch mit Harp. Und wer hat sie gespielt? Marco Mosquito Betti…
An dem 'Tequila-Verschnitt' habe ich genauso viel Spaß, wie am Vorgänger…
In diesem Sinne, wie 2008: »Der Italien-Vierer legt einem die Ohren an und sorgt durch hochoktanige Unterhaltung für Buden-Zauber. Beide Daumen hoch für den Small Jackets-Rock'n'Roll. Die Combo hat den Dreck von den Straßen ihrer Heimatstadt, wo immer die sein mag, gefressen.«
Line-up:
Lu Silver (lead vocals, rhythm guitar, acoustic guitar) Eddy Current (lead guitar, slide guitar, Dobro, backing vocals) Mark Oak (bass, lead vocals - #4,13, backing vocals) Danny Savanas (drums, percussion, backing vocals) Additional Musicians: Walter H.M. Lafty (lead vocals - #5) Daniele Orlandi (Hammond, piano, viola) Elisa Semprini (violin) Erika Lasagni (violin) Claudio Castagnoli (viola, violin) Marco Mosquito Betti (harp) Giulio (saxophone)
Externe Links:
|
