Mit einem Smoking würde sich Wolfgang 'Kralle' Döhr wohl kaum für sein neues musikalisches Projekt einkleiden. Vielmehr dürfte seine verraucht-verruchte Stimme für Smoking Wolf Pate gestanden haben. Der Mann kommt aus dem tiefsten (Duisburger) 'Pott' und kennt sich von daher mit Rauch aus, auch wenn die Schlote heutzutage sehr viel weniger qualmen. Unter diesem Synonym frönt der Mann nun seinem musikalischen Laster: den Klängen des Südens der US. Auch dort 'raucht' es gewaltig, bspw. wenn in den Juke Joints der Blues über den Siedepunkt aufkocht.
Zahllose Jobs als Sidekick haben bei Wolfgang 'Kralle' Döhr aka Smoking Wolf tiefe Spurrillen hinterlassen. Mit Shaa Khan kreuzte sein Weg bereits einmal den unseres Magazins. Nun steht er, in klassischer Triobesetzung, erstmals alleine im Rampenlicht.
"Here Comes Trouble" erzählt zwölf 'Kurzgeschichten aus Smoking Wolf Welt - Themen, die wohl unter den Nägeln brannten, und wenn man dem Albumtitel glauben darf, galt es in dieser, so manche scharfkantige Klippe halbwegs heil zu umschiffen...
Smoking Wolf zieht auf "Here Comes Trouble" so ziemlich sämtliche Register, die der Blues aufzubieten hat. Spötter könnten mglw. lästern: »alles schon x-fach gehört« - Unvoreingenommene werden vielleicht genüsslich aufatmen können: »alles wohlvertraut«. Es kommt eben wie immer auf den persönlichen Blickwinkel an...
Aus meinem Herzen alles andere als eine Mördergrube machend, dürfte schnell klar sein, auf welche Seite ich mich schlage. Smoking Wolf bedient sich nämlich bei genau diesen Blues-Zutaten, die mich zeitlos in Begeisterung versetzen können: Einerseits, wie bei "Lunch With The Devil" oder "Chicken Scratch", am Southern Swampy Groove von John Campbell und Tony Joe White (auch von der Stimmlage passt's vortrefflich!), andererseits bei ZZ Tops Texas Boogie. "Living In Hell" oder "Avoid The Blues" verstehen es, nahtlos an Mördernummern wie Tush anzuknüfen.
Dabei verstand es Smoking Wolf ganz offensichtlich, die raue Live-Atmosphäre ins Studio zu transferieren. Oft reichte es dem Basistrio aus, den entsprechenden Take im zweiten oder gar ersten Anlauf einzuspielen. Diese prickelnd-knisternde Energie scheint förmlich mit Händen greifbar...
Neben den bereits benannten Knallern, überzeugt mich vor allem das lässig (wie der Niederrhein) strömende "Born By The River", eine Hommage an Smoking Wolfs Heimatregion. Fast noch schärfer kommt der packend groovende Titelsong daher - das ist einer, der 'nicht nur spielen will', sondern direkt und ansatzlos zubeißt! Gleiches gilt auch für das hart rockende "Fool For Your Love" und damit steht der Beweis: "Here Comes Trouble" hat (für mich) die stärksten Momente, wenn's richtig kracht...
Etwas schwer tu' ich mich mit den langsameren Sachen, doch das ist eine persönliche Befindlichkeit und hängt mit meiner 'Slow Blues-Allergie' zusammen! Scherz beiseite: Die tief im Moll wildernden "Long Cold Winter" und "Rest In Peace" werden dem Liebhaber tieftrauriger Bluesklänge sicherlich wahre Gänsehautschauer bescheren. Wie gut, dass die Geschmäcker verschieden sind...
Summa summarum präsentiert sich "Here Comes Trouble" als in sich geschlossene, absolut 'runde' Angelegenheit. Mit Lebenslust und Weltschmerz, Leidenschaft und Sehnsucht wird die für den Blues typische Gefühlspalette von Smoking Wolf abgedeckt. Somit sollte man dieses Teil unbedingt mal antesten!
Line-up:
Smoking Wolf (vocals, lead guitar)
Schnuss (bass, keyboards, backing vocals)
Dirk Seiler (drums - #1,2,10)
Marco Niemann (drums - #3,5,8,9,12)
Christopher 'Hafi' Hafer (drums - #4,6,7,11)
Ruth Strohm (backing vocals - #12)
Yansser Cardoso (congas and percussion - #9)
Tracklist |
01:Lunch With The Devil (3:47)
02:Living In Hell (4:09)
03:Chicken Scratch (2:55)
04:Long Cold Winter (4:48)
05:Avoid The Blues (3:31)
06:Born By The River (4:05)
07:Here Comes Trouble (4:18)
08:Roadhouse Blues [The Doors] (3:18)
09:Chilliwurst No. 1 (3:16)
10:Cruising On My Harley (3:32)
11:Rest In Peace (5:58)
12:Fool For Your Love (4:35)
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