Sonic Season haben sich im Jahr 2001 gegründet und 2003 ihr Album Idaho eingespielt. Hierfür gab es durchweg positive Kritiken. Besonders auffällig waren die tollen Arrangements, die gekonnte Instrumentierung und natürlich die überragende Stimme von Sonja Schäfer-Hewer. Die Lady singt nicht nur gut, sondern schreibt ausgezeichnete Songs und dazu passende Texte, in denen sie ein ums andere Mal ihre persönlich gemachten Erfahrungen im Ausland verarbeitet. Dazu hatte RockTimes auch ein ausführliches Gespräch mit der Frontfrau geführt. Das die Einschätzung ihrer stimmlichen Qualitäten realistisch ist, beweist auch, dass Sonja Schäfer-Hewer in diesem Jahr eine Auszeichnung als beste Folk-Rock-Sängerin 2006 erhalten hat.
In dem beschaulichen Luxemburg hat die Band einen nicht unerheblichen Bekanntheitsgrad erreicht. Sonic Season arbeiten geduldig und konsequent, um weiterhin auch das deutsche Publikum zu überzeugen. Dazu hat die Formation nun ein neues Album mit dem Titel "Mother Earth" aufgenommen. Wie schon "Idaho" kommt die Scheibe in einem hochwertigen Digi-Pack daher und steigert so vor dem ersten Anhören die Spannung.
Bei "Idaho" waren wir noch so frei und haben die Musik als Folk-Rock eingestuft. Um so erstaunter bin ich, als sich beim Eröffnungstrack "After The Rain" richtig kernige und harte Gitarrenriffs offenbaren. Und hatte ich auf der Vorgängerscheibe noch das Gefühl, dass die elektrische Gitarre etwas mehr in den Mittelpunkt geschoben werden sollte, so wurde dies, wenn man es überhaupt als Manko bezeichnen konnte, vollkommen behoben. Das Stück ist melodisch eingängig, dynamisch, rockig und macht richtig Spaß.
Und ebenso wie auf dem Vorgänger gelingt es Sonic Season, dem Hörer genügend Abwechslung zu bieten. Bekam man mit dem ersten Stück noch eine Vollbedienung, so wird bei "Nature's Hands" die Power rausgenommen. Klare und akustische Gitarren begleiten den sehr schön gesungenen Song. Alexandra Schwarz steigert mit der E-Gitarre in den Zwischenparts zwar etwas die Spannung, aber im Großen und Ganzen bleibt die Band in ruhigen Gefilden.
Anschließend folgt dann für Inhaber von "Idaho" eine erste richtige Überraschung. "Showtime", der Eröffnungssong des Albums aus 2003, wird nochmals präsentiert. Und war dieses Stück schon damals eine Ohrenweide, so rocken jetzt die Gitarren zudem noch ordentlicher ab. Die Leadsängerin bestätigte, dass sie dieses Mal selbst beim Abmischen mitgewirkt hat, und so hat sie zusammen mit Soundingenieur Chris Simon wirklich ganze Arbeit geleistet. Der Track geht jetzt noch mehr ab, hat aber nichts von seinem ursprünglichen Charme verloren. Klingt fast so, als wenn die Band live auf der Bühne stehen würde. Klasse!
Sonic Season verstehen es immer wieder, mit gefühlvollen Balladen den aufmerksamen Hörer an ihre Musik zu binden. So dominieren bei "Stranger Outside" seichte Piano-Klänge und wirklich hinreißende Melodien mit saustarken Gitarren, bevor dann ein weiteres Feuerwerk namens "Picture Of You" abgefeuert wird. Das kann man auch nicht mehr als kleinen Lauschangriff auf die Charts bezeichnen, nein, dass ist eine Frontalanmache und geht dermaßen ins Ohr, dass sich die Laune um mindestens 120 Prozentpunkte hebt. Dabei vergesse ich die zuletzt gehörten Mainstream-Produkte, denn hier macht sich der Einsatz der gesamten Band bemerkbar, die unaufhörlich und professionell zu Werke geht und in allen Bereichen mit der nötigen Einfühlung richtig rockt. Ohnehin komme ich sehr schnell zu dem Schluss, dass auf "Mother Earth" dem Attribut 'Rock' etwas mehr gezollt wird. Der von Sonja Schäfer-Hewer selbst bezeichnete 'American-Folk-Rock' verzichtet auf etwas 'Folk'. Das tut der Sache überhaupt keinen Abbruch, denn unterm Strich bleibt sehr hochwertige Kost.
Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube, dass ich "On The Run" mit dem bleibenden Refrain schon einmal live von Sonic Season gehört habe. Da muss ich mal nachfragen. Falls das so ist, kann sich jeder vorstellen, wie sehr die Melodien hängen bleiben. Nach 2/3 der Scheibe komme ich zu der Vermutung, dass es überhaupt keine Ausfälle auf "Mother Earth" geben wird. Zum einen ist "Doubts" ein ebenfalls sehr gelungener Song, zum anderen ist dieser zusammen mit "Like It" und "Idaho" bereits auf dem Vorgänger vorhanden gewesen. Normalerweise gibt es für so etwas kleine Abzüge. Sonic Season machen allerdings nichts ohne gedanklichen Hintergrund. Sie wollen, und das ist ihnen auch gelungen, den deutschen Fans eine Scheibe bieten, die sie von ihrer stärksten Seite zeigt, und das alles in einem hervorragenden Soundgewand. Selbstredend strotzt auch "You're The One" vor purer Energie und "Snow" geht sanft und andächtig unter die Haut.
So kann ich abschließend nur zu einem Ergebnis kommen:
Sonic Season sind eine wahre Bereicherung. Sie spielen auf diesem Album perfekt auf und setzen ihre musikalischen Akzente punktgenau dorthin, wo man sie braucht und sich wünscht. Egal, ob es emotional eher ruhig zur Sache geht oder eben gerockt wird. Sonic Season treffen auf "Mother Earth" genau in die Mitte und bevor es 13 schlägt, befindet man sich schon wieder auf einer neuen musikalischen und äußerst unterhaltsamen Reise. So vergehen die gut 47 Minuten wie im Fluge. Die Scheibe ist toll und deswegen: Repeat!!! Denn im Saarland befindet sich mit dieser Band ein wahres Juwel im Bereich des 'American Folk-Rock', einer deutschen Band, die Potenzial zu etwas ganz Großem hat. Die Zeichen stehen auf Erfolg.
Line-up:
Sonja Schäfer-Hewer (vocals & guitars)
Alexandra Schwarz (guitars)
Bernd Schäfer (bass)
Patrick Barth (keyboards)
Laurent Dura (drums & percussion)
Tracklist |
01:After The Rain (3:14)
02:Nature's Hands (4:03)
03:Showtime (3:27)
04:Snow Is Melting (3:22)
05:Stranger Outside (4:35)
06:Picture Of You (3:37)
07:On The Run (3:51)
08:Doubts (4:15)
09:Like It (3:28)
10:Idaho (5:05)
11:You're The One (4:33)
12:Snow (3:59)
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