Sons Of Hippies / Griffons At The Gates Of Heaven
Griffons At The Gates Of Heaven Spielzeit: 40:46
Medium: CD
Label: Cleopatra Records, 2013
Stil: Psychedelic Rock/Pop

Review vom 25.08.2013


Markus Kerren
Es war irgendwo in Tennessee bei einem Rockfestival, als sich die in Florida aufgewachsene Gitarristin und Sängerin Katherine Kelly und der in Brasilien geborene Schlagzeuger Jonas Canales zum ersten Mal trafen und relativ schnell Sympathien füreinander entwickelten. Als sie dann auch noch feststellten, dass sie beide sowohl Musiker als auch Kinder von Hippieeltern sind, war nicht nur der Plan für eine gemeinsame Band, sondern auch der Name ganz schnell gefunden. Nach einem ersten Album im Jahr 2009 legte das Trio (der Bassist David Daly kam 2011 an Bord) im gerade abgelaufenen Juli den Nachfolger vor.
Und was die Band hier abliefert, ist richtig cooler psychedelischer Pop und Rock, wobei die Gewichtung doch ganz klar auf Rock liegt. Der gute Lemmy bemerkte einmal in einem Interview, dass die Space-Rocker von Hawkwind im Prinzip nichts anderes als eine Rockband im Trio-Format waren, nur halt mit den ganzen spacigen Synthie- und Keyboardspielereien versehen. Und im Grunde sieht es bei den Sons Of Hippies ganz genauso aus. Das Grundgerüst der Tracks besteht ganz traditionell aus Gitarre, Bass und Drums, die dazu natürlich mit Gesang versehen wurden.
Aber mal ganz davon abgesehen, dass die Songs bzw. die Kompositionen an sich sehr gut gelungen sind, wurden hier auch die psychedelischen Parts (die hauptsächlich durch einen Moog, ein Mellotron und einen Korg erzeugt wurden) richtig klasse in Szene gesetzt. Und wem das alles noch nicht abgedreht genug erscheinen mag, der darf sich auch noch über die Sitar-Künste von Katherine Kelly freuen. Aber auch 'gestrippt' würden die insgesamt zwölf Stücke durchaus die Qualitätskontrolle passieren dürfen. Der von Jack Endino (u. a. Nirvana, L 7) so alles umgreifend wie atmosphärisch in Szene gesetzte Sound rundet die Platte dann ab.
Ein fantastisches Beispiel für den Sound der Band ist das Stück "Mirrorball", das mit einer Gitarreneinleitung wie zu einem Byrds-Stück Ende der Sechziger beginnt. Der durchaus lebhafte Gesang von Miss Kelly wird dann immer wieder von engelsgleichen Background Vocals bereichert, die einen erheblichen Anteil an der Gesamtatmosphäre und der verträumten, relaxten Stimmung dieser Nummer haben. Filmgleich wandelt man durch nebelverhangene Gärten, auf der Suche nach einem bisher ungeborgenen, geheimnisvollen Schatz. Getrieben, aber nicht gehetzt... bis schließlich alles in sich zusammenfällt, die Geschichte an sich aber im direkt folgenden "Dark Daisies" via Kopfkino weitergesponnen werden kann.
Es gibt aber bei Weitem nicht nur Einflüsse aus dem Jahrzehnt des Summer of Love und Woodstock auszumachen, denn hier sind auch Einflüsse aus den achtziger und neunziger Jahren verwoben worden, was sich am ehesten an der Gitarrenarbeit festmachen lässt. Also doch wesentlich vielseitiger, als es zunächst den Anschein hatte. Ihre volle Wirkung breiten die immer wieder richtig starken Background Vocals auch bei "Magnets" aus. So wunderschön wie irgendwie auch unwirklich kommt das zwischen den Lauschern an. Aber man kann einfach nicht genug davon bekommen und mir fällt auf, dass ich immer wieder an der Repeat-Taste am Rumfummeln bin.
Unterm Strich ist "Griffons At The Gates Of Heaven" ein sehr cooles und stellenweise gar faszinierendes Album geworden, das den Hörer herausfordert, sich wie von einem Pfadfinder erkunden zu lassen. Denn unter der Fassade der eingängigen Songs mit ordentlich Power (ohne deshalb heavy zu sein) gibt es noch jede Menge andere Dinge zu entdecken. Klasse Psychedelic-Mucke wird hier geboten, ohne lange Gitarrensoli oder sonstige völlig abgedrehte Sounds dafür nötig zu haben. Das Geheimnis bzw. die Krux der Sons Of Hippies liegt nämlich im Songwriting, den vielen (zunächst ein bisschen versteckten) und sehr ergiebigen Kleinigkeiten.
Hört mal in "Mirrorball" und "Magnets" rein, denn wem diese beiden Nummern zusagen, der wird auch die gesamte Scheibe lieben.
Line-up:
Katherine Kelly (guitars, sitar, lead vocals)
Jonas Canales (drums & percussion, Korg, vocals)
David Daly (bass, vocals)

With:
Billy Sherwood (mellotron, Moog)
Tom Klimchuck (acoustic guitar - #10)
Jürgen Engler (audio oscillation - #5,6)
Tracklist
01:Forward
02:Mirrorball
03:Dark Daisies
04:Rose
05:Spaceship Ride
06:Man Or Moon
07:Magnets
08:Blood In The Water
09:Whatever We Spend
10:Minute X Minute
11:Animal Battle
12:Cautionary Tale
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