Space Debris / Live Ghosts
Live Ghosts Spielzeit: 64:55
Medium: CD
Label: breitklang, 2009
Stil: Jam'n'Kraut

Review vom 16.05.2009


Ulli Heiser
Space Debris legen mit "Live Ghosts" ihr sechstes Album auf. Wie der Name bereits vermuten lässt, sind die Stücke live und stammen zu einem Teil von dem Auftritt am 27. August 2008 im Cafe Central in Weinheim (1, 2, 3 und 7), die anderen Tracks aus der Öttinger Villa in Darmstadt am 26. August 2008. Dass bei den Shows sicher mächtig Stimmung herrschte, nehme ich an, wenn ich meine Review zur Herzberg-DVD Revue passieren lasse. Da hat sich sicher nichts verändert.
Wohl geändert ist aber das Line-up. Statt Tom Kunkel sitzt und steht nun Winnie Rimbach-Sator an den Tasten und der eröffnet auch die Platte mit "Solarization", bis Drums, Bass und Gitarre regelrecht einfallen. Und gleich befinden wir uns inmitten einer dichten Symbiose aus instrumentalem Jam und dadurch erzeugter genreübergreifender Reise durch Krautrock- und Psychedelic-Welten. Groovig und rhythmisch schließt sich der "Love Weibrator" (!) an und begeistert durch leicht fusionmäßige Klänge. Melodisch und packend stürmt das Stück nach vorne, aufgepeppt durch Breaks, die jedem Instrument auch Raum für Eigenes lassen. Überhaupt kredenzen Space Debris eine gelungene und spannende Mischung aus jazzigen und rockigen Anleihen, aus denen sie eine eigene Mischung kreieren.
Winnie Rimbach-Sator, den gewissenhafte RockTimes-Leser sicher aus den Reviews zu
Karmic Society, Obskuria und den Treacle People kennen, hat sich vorzüglich ins Bandgefüge integriert und setzt hier und da neue Akzente. Die Stellung der Keys ist schließlich eine omnipräsente in dieser Band. Ob nun rollender Blues Rock ("Transmigration") oder Fusion ("Latrina Mortadella" mit diesen Dialogen zwischen Gitarre und Orgel und den unbarmherzig shuffelnden Bass- und Drums-Rhythmen, "Dance Of The Holy Orbit", bei dem die ansonsten rein instrumentalen Kompositionen von Nossi-mäßigen "Gamma Ray"-Wortfetzen aufgepeppt ist) - immer flirren und schwirren die Tasten durch das musikalische Geschehen.
"Electric Eagle" startet gar etwas experimentell, schwenkt aber bald um und mutiert zu einer affenstarken Wah Wah-dominierten Gänsehaut-Orgie. Es ist immer wieder erstaunlich, wie die Band aus allen Eskapaden und Ausbrüchen stets zu höchst melodischen Spuren zurückfindet. Und die Zitate: "Omnitron" lässt an Pink Floyd denken. Allerdings roher und ungeschliffener, um nicht krautig zu sagen. Toll die Dynamiksprünge von lauter, verzerrter Gitarre zu ganz subtilen Wah Wah-Licks die lediglich von dezenten Drums und Tieffrequentem begleitet werden. Da schwingt ganz viel altes Kraut mit und bei Minute 4:30 wird's extrem, denn da meine ich mich selbst zu hören. Mitte der Siebziger spielte ich in einer Band und unser "Little Paxin Blues" (das ich diesen Namen einmal hier schreiben würde…) war ähnlich aufgebaut. Ein Beweis, wie sehr Space Debris den Puls der alten Zeit am Leben halten.
Oder "Mountain Rising" - um auf ein andere Zitat zu kommen - startet Hendrix-alike; eine starke Blues Rock-Nummer. Die Orgel rollt wieder, die Drum Sticks auch und die Gitarre dominiert den Heavy Blues. Das Mittelteil lässt den Schweiß vom anständigem Mitbangen perlen.
Instrumentenwechsel im ersten Part von "Sience Fiction Is Today". Hier übernimmt Peter Brettel die Gitarrenarbeit und Tommy den Bass. Wunderbar die Details, etwa ein angeschlagenes Percussionteil hier, ein cleaner Akkord dort. Alles im Gesamtkontext einer Übernummer, die ohne Ende groovt und nichts vor sich im Weg liegend duldet. Rhythmisch gibt es stellenweise geiles Jamming und ja, die ein oder andere Passage könnte durchaus von Grateful Dead stammen.
Space Debris haben, wie nicht anders erwartet, auch mit "Live Ghosts" wieder ein starkes Stück Musik abgeliefert. Die Aufnahmen sind live, könnten aber jederzeit als sorgfältig produzierte Studioscheibe durchgehen.
Ganz stark!
Line-up:
Tommy Gorny (Gitarre)
Winnie Rimbach-Sator (keyboards)
Peter Brettel (bass)
Christian Jäger (drums)
Tracklist
01:Solarization (7:05)
02:Love Weibrator (8:38)
03:Transmigration (sans alcool) (9:59)
04:Latrina Mortadella (7:37)
05:Dance Of The Holy Orbit (4:55)
06:Electric Eagle (7:23)
07:Omnitron (6:12)
08:Mountain Rising (5:25)
09:Sience Fiction Is Today (11:02)
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