"... und ich freue mich schon auf das zweite Album, das nach Aussage der Band in diesem Jahr erscheinen soll." So endete ein Satz in meinem Review zum Debüt von Staggering Leech Anfang des Jahres 2008. Nun ja, inzwischen schreiben wir 2015. Es ist also etwas mehr Zeit vergangen, bis der Zweitling das Licht der Welt erblickt hat, aber wieder mal behält das geflügelte Wort 'Gut Ding will Weile haben' absolut recht. "The Key", so der Titel der neuen Scheibe der Band aus Bönningstedt, macht genau da weiter, wo bei "Staggering Leech" aufgehört wurde. Die elf Eigenkompositionen strotzen nur so vor Druck und Eingängigkeit. Starke Rhythmen und Refrains, die im Ohr hängen bleiben, sind Trumpf. Dazu eine Gitarrenarbeit, die einem immer wieder die Gehörgänge frei bläst. Jedesmal wenn Mathias Beth zu einem Solo ansetzt, bleibt beim Hörer kein Auge trocken. Doch, wie auch schon beim Vorgänger, ist dabei nichts übertrieben, es gibt keine endlosen Ausflüge voller Einzeldarstellungen. Die Band ist eine absolute Einheit, die als Gesamtprojekt gesehen werden muss. Schon bei diesen Studioversionen ist die ganze Power rauszuhören, die in diesem norddeutschen Vierer steckt. Die Rhythmus-Sektion mit Swen Ostermann (Schlagzeug) und Sven Lohse an den dicken Saiten sorgt für einen richtig fetten Sound, der mit der vorzüglichen Rhythmusgitarre von Matthias Lohse nur noch dichter wird. So kann Mathias Beth seine Leadgitarre in aller Ruhe darüber legen und den Songs die besondere Note verleihen, die diese nunmal auszeichnt.
Bemerkenswert ist auch die Vielseitigkeit der Kompositionen. Innerhalb der Songs bestimmen zahlreiche Breaks und Tempowechsel das Geschehen und sorgen für jede Menge Abwechslung. Bestes Beispiel dafür ist der mit über zehn Minuten längste Track der Platte "Second Song", der mit einem schweren Riff beginnt, aber sehr schnell ziemlich ruhig weitergeht. Fast zarte Vocals zu leiser Gitarrenbegleitung bieten eine kurze Verschnaufpause, bevor die ganze Wucht von Staggering Leech aus den Boxen herausbricht. Das Spielchen wiederholt sich noch einmal, und dann gibt es das wohl schönste Solo am Sechssaiter auf diesem Album. Auch der Mittelteil wirkt mit dem Zusammmenspiel von Akustik- und E-Gitarre äußerst gefühlvoll, bevor der Titel dann wieder Spannung aufnimmt und in einem furiosen Finale endet. Ein absoluter Klasse-Song!
Doch Staggering Leech kann auch ganz anders. Mit "During The Flight" ist ein zweiminütiges Instrumental am Start, das Sven Lohse allein auf der Zwölfsaitigen bestreitet und das nahtlos in den Losgehrocker "The Key" übergeht. Die perfekte Einleitung, wenn man beide Songs als Gesamteinheit sieht, was wohl auch so beabsichtigt war.
Und es wird noch einmal akustisch auf "The Key". Der letzte Song auf der Scheibe, "One Call" ist eine wunderschöne Ballade, bei der die Band zu Mandolinen-Klängen auch durch herrlichen Harmoniegesang punkten kann. Gefühl pur ist angesagt. Das perfekte Outro!
Wie schon beim Vorgängeralbum ist auch bei "The Key" keinerlei Schwachstelle enthalten. Alle Titel sind von hoher musikalischer Qualität und dabei doch so verschieden. Nach diversen Hördurchgängen bleibt bei mir, wie schon beim Erstling, das Bedürfnis zurück, Staggering Leech einmal live zu erleben, denn auch die neuen Songs lassen erahnen, wie geil sie auf der Bühne rüberkommen werden.
Staggering Leech haben erneut ein richtig gutes Werk eingespielt. Vielleicht dauert es bis zum nächsten Longplayer nicht wieder sieben Jahre. Aber egal, auch dann werde ich bereit für ein Review sein und dabei jede Menge Spaß haben.
Line-up:
Mathias Beth (vocals, lead guitar)
Matthias Lohse (rhythm guitar, mandolin, backing vocals)
Sven Lohse (bass, 12 string guitar, backing vocals)
Swen Ostermann (drums, cajon, backing vocals)
Bernhard Froh (organ - #10)
Tracklist |
01:Leech Song (3:41)
02:I Don't Like (2:05)
03:Lost Generation (6:17)
04:Misery (4:58)
05:During The Flight (2:05)
06:The Key (4:50)
07:My Revenge (3:57)
08:When I'm Down (3:02)
09:Second Song (10:27)
10:The Rock Is Back (4:30)
11:One Call (3:47)
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