Mit Arkansas verhält es sich so wie bspw. mit North Carolina: Sehr häufig fällt diese Provenienz nicht, wenn von bekannten US-Bands die Rede ist. Auch den größten Sohn des Staates, Johnny Cash, bringt man eher selten mit Arkansas in Verbindung - einem der klassischen landwirtschaftsgeprägten Südstaaten und damit eines der Armenhäuser der Föderation.
Mitten aus dem fruchtbaren Schwemmland des Mississippi - aus Jonesboro - kommt Starroy, keine zwei Autostündchen von jenem geschichtsträchtigen Flecken Turkey Scratch entfernt, in dem der Blues-Veteran Robert Lockwood Jr. und der große Levon Helm geboren wurden bzw. aufwuchsen. Von dem einen kann man das soulige Herzblut, von dem anderen das jammige 'Hirnschmalz' in Starroys Musik nachspüren...
Starroy darf man als eine der Jam-Bands der 'jüngeren Generation' bezeichnen. Also eine derjenigen, die das psychedelisch Ausufernde zugunsten griffigerer (rockigerer) Strukturen drastisch zurückgefahren haben. Immer häufiger kreuzen diese erfrischenden 'Umstürzler' den musikalischen Weg des Jam Rock-Interessierten, zuletzt waren dies - Anfangs des Jahres - Ten Toes Up.
Allerdings kann die neue Welle der 'Jam-Reformatoren' nicht immer mit restlos überzeugenden Ergebnissen aufwarten. Auch Starroys Erstling, Ocho For Willow, gehörte - allen sehr guten Ansätzen zum Trotz - in diese Kategorie. Es fehlte vielleicht ein μ an brillant-genialen Geistesblitzen, eben jenem winzigen Quäntchen, das aus einem guten ein wirklich außergewöhnliches Werk macht.
Für ihr zweites Album "Mixing The Pain", möglicherweise unter Schmerzen geboren (kleiner Scherz am Rande), hat Starroy nicht nur personell aufgerüstet, sondern die acht Tracks bevorzugt auf eine kräftig rockende Basis aufgebaut und auf strikte Kompaktheit der Arrangements geachtet. Nun 'frittieren' drei Gitarren den Sound förmlich. Sie bringen neben reichhaltigem Southern-Flair auch sehr viel Soul mit funkigen Spritzerchen ein.
Soul ist das Stichwort, bei dem man den Sänger Adam Barnard erwähnen muss. Er veredelt selbst die rockigeren Kompositionen mit einem überragenden Timbre und seine Phrasierungen wecken Erinnerungen an den extraordinären Adam Hirsh.
Neben dem Gitarristen Cameron Roberts hat man sich die Dienste von Ex- ZWR-Bassist 'Red' Dorton gesichert und sich - wie es sich für eine echte Jam-Band gefälligst gehört - mit Jacob Brumley einen zweiten Drummer gegönnt. Diese 'runderneuerte' Formation konnte man vor kurzem auf Europatour erleben, mit der die neuen Songs vorstellt werden sollten.
Der fett bratende Southernrocker "Get Down Insanity", mit einem knurrigen Bass-Solo von Neuzugang Red garniert, eröffnet den Reigen - mit einem Chorus ausgestattet, den keiner mehr so schnell aus dem Ohr bekommen wird. Der Drive von zwei Drummern treibt das schwerblütig dampfende, stark an unser Maultier erinnernde "Empty Cup" voran. Mächtig breit, ganz wie der benachbarte Mississippi, treibt der Midtempo-Schaufelraddampfer "Mista King" dahin, bevor der Titeltrack erstmals funk-getriebenen Soul ins jammige Spiel bringt - was "Freak Jones" nur zu bereitwillig aufnimmt. Dazwischen rumpelt "Spanish Kitty" derart heftig, wie man es ansonsten von Songs aus der Feder des 'Königs von NC' kennt. Bis hierhin eine reife Leistung, ihr Starroys!
Die ausschließlich mit Akustikgitarren instrumentierte, überaus entzückende Ballade "Before The Sun" nimmt erstmals komplett den Druck aus dem Kessel, sprich "Mixing The Pain", und bereitet damit dem abschließenden "Road Song", den ganz großen Auftritt. Hier gelingt Starroy wirklich eine ganz große, hymnisch-ausladende Geste. Dieser 'Schlussakkord' ist wohl der beste Song, den ich bis dato von dieser talentierten Band hören durfte... »shine on and on and on...«
Doch damit ist nach wenig mehr als einer halben Stunde bereits das Ende der 'Rille' erreicht. Man hört zwar oftmals das geflügelte, uralte Sprichwort, wonach man aufhören sollte, wenn's am Schönsten ist, aber in diesem Kontext muss ich leider protestieren! Gut 33 Minuten sind - bei aller Qualität jeder einzelnen davon - eindeutig zu wenig für einen Longplayer. Das dritte Album sollte unbedingt auch in der Länge jammigen Maßstäben genügen. Nicht böse sein, Starroy, sagt doch nur einer, der einen Riesenspaß an "Mixing The Pain" hat...
Line-up:
Adam Barnard (vocals, guitars)
Barry Fowler (guitars)
Cameron Roberts (guitars)
Red Dorton (bass)
Jacob Brumley (drums)
Heath Finch (percussion)
(Lt. Info via Facebook)
Tracklist |
01:Get Down Insanity(4:22)
02:Empty Cup (4:06)
03:Mista King (3:24)
04:Mixing The Pain (3:26)
05:Spanish Kitty (3:55)
06:Freak Jones (4:36)
07:Before The Sun (4:14)
08:Road Song (5:04)
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