The Statesboro Revue / Jukebox Revival
Jukebox Revival Spielzeit: 43:01
Medium: CD
Label: Blue Rose Records, 2015
Stil: Roots Rock, Country Rock

Review vom 09.09.2015


Markus Kerren
Wow, das geht ja Schlag auf Schlag. Die Sache mit der Entwicklung der im Jahr 2007 im texanischen Austin gegründeten Band The Statesboro Revue, meine ich. Wies mein sehr geschätzter Kollege Steve bei seinem Review zum letzten Album Ramble On Privilege Creek bereits darauf hin, dass die Jam Rock-Elemente sowie der The Black Crowes-Faktor einer Platte wie Different Kind Of Light deutlich geringer geworden sind, so haben sich die Mannen um Stewart Mann auf dem neuesten Werk "Jukebox Revival" nochmal ein gutes Stück in eine andere, wenn auch nicht ganz neue Richtung entwickelt.
So geht es auf "Jukebox Revival" erstaunlich deutlich und konservativ in Richtung Country zur Sache. Wobei sich das 'konservativ' hier natürlich einzig und allein auf die Musik bezieht, nicht etwa auf politischen Konservatismus, irgendwelche vielleicht noch irgendwo in dunklen Ecken von Dixieland verborgene Ku Klux Klan-Osterhasen oder ähnliche Konsorten. Aber es ist doch eindeutig, dass der Country-Anteil so richtig mächtig in den Vordergrund der Band getreten ist. Nicht, dass der jemals nicht dagewesen wäre, im Gegenteil, nur auf der mittlerweile fünften Scheibe der Amerikaner drängt er doch mit aller Macht ans Tageslicht bzw. durch die Boxen. Öde? Von wegen, Freunde der Sonne, denn der Fünfer um die Gebrüder Mann liefert auch auf diesem Werk eine blitzsaubere Leistung ab.
Denn mit herkömmlich-kommerziellem Country hat The Statesboro Revue nach wie vor eben so wenig am Hut wie ein Eisbär mit einer Sauna. Die hier enthaltenen Tracks gehen vielmehr ganz tief in die Backwoods, in die Swamps des amerikanischen Südens. Die Rock-Elemente in der Musik sind (wenn auch nicht vordergründig) jederzeit vorhanden, sogar noch mehr in der sogenannten 'Attitude' der Texaner. Die Tempi variieren herrlich zwischen 'flott ab durch die Mitte' bis zu 'todtraurig', fast durchgehend ist eine bockstarke Slide-Gitarre am Start und dass Stewart Mann ein ausgezeichneter Frontmann und Sänger ist, weiß bereits jeder, der eines der Vorgängeralben sein Eigen nennt.
All das wäre natürlich noch nicht sooo besonders viel wert, wenn das Songwriting nichts taugen würde. Aber auch hier kann Entwarnung an alle Abteilungen gegeben werden. Besser noch: Die meisten Tracks gehen so saumäßig ins Ohr, dass sie dort regelrecht ein Lager aufschlagen und nicht so schnell wieder verduften wollen. Einen typischen Südstaaten-Blues (also keinesfalls ein Zwölftakter, sondern mit viel Gospel und einem schönen Banjo angereichert) stellt der Rausschmeißer "Last Ramble" dar. Wer beispielsweise Levon Helms (R.I.P., Ex-The Band) Album "Dirt Farmer" kennt und mag, der wird hier ebenfalls seine helle Freude haben.
Die Texte handeln oft von den Verfehlungen, die einem so im Leben unterlaufen können. Hier und da mal mit einem zwinkernden Auge ("Bedroom Floor"), aber manche Geschichten gehen dann auch mal etwas bitterer aus. Wobei Letzteres doch immer wieder von der richtig stark gespielten Mucke aufgefangen wird, sodass der Hörer selbst (vorausgesetzt, er steigert sich nicht in die Stories rein) durchgehend Spaß an den elf Tracks hat. Wer mit Country gar nichts anfangen kann, der wird auch mit "Jukebox Revival" nicht glücklich werden. Aber wenn man dies bereits im Vorfeld weiß, dann lässt man sowieso gleich die Flossen von der Scheibe.
Was bleibt also zu sagen? "Jukebox Revival" ist anders als "Ramble On Privilege Creek" und erst recht noch mal anders als "Different Kind Of Light", dafür aber keinen Deut schlechter. Der Country-Anteil ist deutlich höher, was The Statesboro Revue (vor allem in Europa) wahrscheinlich ein paar Fans kosten, zuhause in den Staaten aber vermutlich einen guten Schritt nach vorne bringen wird. Es wird spannend werden zu beobachten, in welche Richtung der Weg in der Zukunft führen wird. Dem Verfasser dieser Zeilen mundet die momentan gebotene Stilistik zumindest ganz vorzüglich und er geht mal sehr stark davon aus, dass er nicht der einzige bleiben wird.
Also unbedingt mal den Rocker "Like The Sound", "Every Town", das etwas wehleidige (aber starke) "Go Down Slow" oder "Undone" anchecken!
Line-up:
Stewart Mann (acoustic guitars, harmonica, vocals)
Garrett Mann (lead guitars)
Travis Bishop (keyboards)
Ben Hussey (bass)
Kris Schoen (drums)

With:
Cody Luster (fiddle)
Bonnie Riley (fiddle)
Tracklist
01:Bedroom Floor
02:Every Town
03:Undone
04:Tallahassee
05:Roll On, Mama
06:Count On Me
07:Like The Sound
08:Honkytonkin'
09:Satisfied
10:Go Down Slow
11:Last Ramble
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