Stockholm Stoner - hier ist der Name garantiert nicht das Omen! Keine Spur von schwermetallenen Breitseiten, lavaströmigen Wummerattacken oder pathetischen Brüllern. Stattdessen serviert uns der Schweden-Fünfer eine sehr geschmeidige Dosis Groove-Musik, die irgendwo aus der Ecke zwischen Memphis und New Orleans im Süden der US of A stammen könnte.
Die neuformierte Band ist geballte Pop-Geschichte aus dem Tre Kronor-Land, alle Mitglieder haben eine respektable musikalische Vergangenheit, in der Namen wie Ian Hunter,
Mick Ronson (die beiden Ex- Mott The Hoople),
Mick Taylor, Graham Parker oder die Roxette-Hälfte Marie Fredriksson für einträgige Studio- und Bühnenaufträge sorgten. Bekanntestes Mitglied ist Mats Ronander, der als Tourgitarrist mit ABBA unterwegs war und erfolgreich andere Künstler produziert.
Aber auch als Solokünstler waren die Stockholm Stoners in ihrer Heimat bisher recht erfolgreich. 2006 begann die Story der 'Supergroup', die dann im Januar 2008 in den Aufnahmen für das nunmehr vorliegende erste Album mündete, das schlicht den Bandnamen trägt. Und veröffentlicht wird die Scheibe in Deutschland auf dem 7hard-Label aus Winnenden, das damit ein gutes Händchen bewiesen hat!
Nun, nichts gegen schwedische Popmusik, aber eine solche Scheibe gehört sicher nicht zu den primär gesuchtesten der RockTimes-Schreiberlinge. Doch bereits nach der ersten Hörprobe stand für den daran Hängengebliebenen fest: Zufallstreffer!
Der zweifelt dann aber erstmal, ob er optische oder basismathematische Defizite hat. Bei sämtlichen Nennungen finden sich fünf Band-Mitglieder, aber auf dem Cover samt Begleitfotos im Booklet sind sechs! Hartnäckig ignoriert wird die dunkelhaarige Schöne, die wohl für die weiblichen Vocals neben Karin Risberg sorgt. Aber vielleicht ist sie ja auch das Groupie. Oder die Texterin Maria Brage. Wir wissen es nicht.
Mit sattem Gebläse und souligem Chor legt "The Bridge" gleich mal so los, dass sich die Synapsen verwundert die Ohren reiben und bei der geilen Harp dann vollends abflügeln. "Spare Me Some Change" ist zwar ohne die Hörner, aber dafür kommen die Miezen nun richtig obercool ganz nach vorne. Und von der Tennessee-Metropole geht es eindeutig Mississippi abwärts. Es wird schwer bluesig, sophisticated: Fremder, take care, das schaut zwar völlig easy hier aus, aber bleib nachts besser in deiner Heia - a bad moon is rising! Affenstark erneut die Harp. Irgendwo kommen wir an einer Gospel-Church vorbei - "My World", auch das können die Schweden richtig gut. Waren die Chicks (ist das vielleicht nur Frau Risberg in mehrspuriger Ausgabe?) grad noch richtig soulful, jetzt werden sie beim Southern Rocker "Not Your Lover" ausgesprochen zickig.
"Broken Wing Angel" ist nicht nur die nächste Quoten-Ballade, sondern auch zusammen mit der anderen ("Would You") mein Lieblings-Song auf diesem Album 'with a southern accent' (wobei die Skandinavier jedoch völlig akzentfrei singen). Mats Ronander hat einfach eine klasse Stimme, egal, ob er losrockt oder gefühlvoll vorträgt. Nicht nur bei diesem Titel standen die Radiators aus New Orleans Pate (zum Vergleich: "Wrestling With An Angel" von "Dreaming Out Loud"). "I Believe" geht oberamtlich ab, ein straighter AOR-Rocker von Format. Mit "Nothings The Same Anymore" schauen die Stoners mal schnell in Nashville vorbei und die Karin zeigt, dass sie dort wohl auch eine gute Figur machen würde. "Is Anybody Out There" ist der fröhliche Rausschmeißer, noch mal schöner Memphis-Soul mit einem kräftigen Schuss Pop. Das Banjo gibt dem Song noch einen besonderen Kick.
Das Debüt der Stockholm Stoners ist absolut gelungen, da zeigt sich, was langjährige Erfahrung im Musikgeschäft ausmacht. Die Truppe hat offensichtlich einen gemeinsamen Nenner für ihren Musikgeschmack gefunden und der turnt gewaltig! Starke Songs, starke Stimmen, starke Arrangements. Zwar sind gut 40 Minuten nicht grad ein Beleg für ein üppiges Songbook, aber allemal eine starke Visitenkarte. Der angenehm überraschte RockTimer wird beim Nachfolger auf jeden Fall den Finger heben, wenn der zum Besprechen einfliegt! Einen Kritikpunkt hat der allerdings schon anzumerken: Der Sound hat einfach zu wenig Druck. Egal wie hoch die Lautstärke auch gedreht wird, da fehlt Dynamik und differenzierte Power. Aber trotzdem schwer für die nächste Party zu empfehlen!
Line-up:
Mats Ronander (lead vocals, harmonica, guitar)
Johan Wahlstrom (keyboards)
Tobbe Stener (guitar, banjo, mandolin, bass, programming)
Magnus Fritz (drums)
Karin Risberg (lead and backup vocals)
Tracklist |
01:The Bridge
02:Spare Me Some Change
03:Would You
04:My World
05:Not Your Lover
06:Broken Wing Angel
07:Get To Know Me
08:I Believe
09:Nothings The Same Anymore
10:Is Anybody Out There
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