Gute Hard Rock-Kapellen gibt's bekanntlich wie Sand am Meer. Dafür müssen jetzt zwar 5 Euro ans Phrasenschwein verfüttert werden, aber um aus dieser Masse hervorzustechen, braucht's etwas mehr als einen guten Marketingstrategen.
Viele dieser Bands scheitern an der Königsdisziplin des Hard Rock, der gelungenen Powerballade. So manche setzen obendrein zu sehr aufs 'Saitenfeuer' und unterschätzen die Rolle, die einer Hammond in diesem Genre zukommen kann. Leute wie Ken Hensley & Co. haben hier Maßstäbe für Klassesongs gesetzt und fast immer, wenn sich eine junge Band darauf besinnt, kann dabei Großes, mit der Zeit vielleicht sogar noch etwas Größeres herauskommen...
Strangelet können das eine und vernachlässigen das andere keineswegs!! Ihr mittlerweile drittes Album "First Bite" (aufgrund des Titels könnte man das Debüt vermuten) legt davon Zeugnis ab... und tatsächlich findet sich im Logo der Band die Schlange von Uriah Heeps "Innocent Victim" wider, gleich in doppelter Ausgabe. Ein wahrhaft 'bissiges' Menetekel...
Mit "All That's Left" liefert Strangelet nicht nur den geforderten Herzensbrecher, sondern mit "Stillborn" auch noch eine, sich sukzessive in einen formidablen Rocker steigernde Powerballade. Das ist bereits eindeutig Highway Song-Liga... Der Midtempo-Rocker "Catching Fire" gehört mit seinen gezupften Passagen ebenfalls in diese Kategorie. So weit, so saustark!
Jonas Kümmerles flirrende Orgelsounds (ich vermute allerdings eher ein Nord-Keyboard als eine Hammond!) treiben das bluesrockige "Hell & Back" und den Uptempo-Rocker "Hiding Star" unwiderstehlich voran. Mit "Tainted" beweisen die vier schwäbischen Jungs, samt kräftig 'kesselnder' Herzdame am Schlagzeug, dass sie auch den geschmeidigen Refrain mit metalmäßig-hymnenhaftem Charakter draufhaben und "Privilege Of Power" bringt die genretypischen Double Leads, gemeinsam mit Markus Ullrich von Lanfear, in Stellung.
Neben einem stimmgewaltigen Sänger (Stefan Zörner), einem glänzenden Gitarristen (Tobias Eurich) und einer dynamisch-geerdeten Rhythmusfraktion bietet "First Bite" mehr als nur handwerklich hervorragend 'gestrickten' Stoff für 'Härtner'. Nein, da haben sich einige richtig tolle Gimmicks versteckt, die freudige Erregungszustände beim Entdecken hervorrufen. Da findet sich bspw. eine schräge Demoaufnahme (Gesang plus Akustische) im Intro zu "Touch The Sky", in die dann die Endfassung eingeblendet wird. Ein derart ungewöhnliches Outro wie in "Catching Fire" habe ich in über vierzig Jahren Musiksammelleidenschaft noch nie gehört. Mit vier langgezogenen Orgelakkorden, unter denen es beseelt rifft und groovt, wird im Mittelteil von "Snakebite" mit einfachsten Mitteln enorme Spannung aufgebaut. Pfiffig ist der Marschrhythmus, der die finale 'Gitarrenschlacht' von "Stillborn" einläutet, von der Talk Box (aus welcher Mottenkiste hat Kümmerle die nur ausgegraben?) in "Hiding Star" mal ganz zu schweigen!!
Da auch das Drumherum - sprich: Artwork und Booklet - stimmt, kann man "First Bite" dem geneigten Hardrockfan nur empfehlen. Strangelets Herzblut trieft gleich eimerweise aus den Boxen. Nicht nur ehrliche, sondern obendrein 'ausgeschlafene' und natürlich 'handgemachte' Rockmucke wird hier geboten.
Einen Bonuspunkt - und das sollte aus gegebenem Anlass mal dringend erwähnt werden - gibt's für die Präsentation mit Infomaterial und (persönlichem!!!) Anschreiben. Mit guten Manieren und Höflichkeit wird man heutzutage (leider) derart selten konfrontiert, dass man schon gar nicht mehr ernsthaft damit rechnet...
Line-up:
Stefan Zörner (vocals)
Tobias Eurich (all guitars)
Jonas Kümmerle (keyboards, talk box)
Finn Janetzky (bass, background vocals)
Jessica Stuart (drums)
Guest Musicians:
Nicole Gessner (vocals - #5,10)
Chris Aldinger (vocals - #8)
Markus Ullrich (guitar solo - #1)
Andreas Ullmer (harp - #7)
Alex Noe (bass - #7)
Tracklist |
01:Privilege Of Power (3:42)
02:Nothing (2:59)
03:Tainted (3:58)
04:Pray To Break (3:17)
05:Stillborn (6:25)
06:Snakebite (4:47)
07:Hell & Back (5:34)
08:Touch The Sky (4:34)
09:Catching Fire (5:33)
10:All That's Left (3:34)
11:Hiding Star (3:48)
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