Dennis Wendig ist ein Stehaufmännchen. Mit seiner Band Sturch hat der Sänger schon so manches Tief durchgestanden. Dass es ein langer, steiniger Weg nach ganz oben ist, davon kann der gebürtige Heidjer ein Lied singen. Nach Jahren im Untergrund und zwei hochklassigen Vorgängeralben steht die Gruppe nun mit ihrem Drittling "Long Way From NOWhere" unbeirrt auf der Matte - und der Albumtitel macht deutlich, dass man auf besagtem Weg schon ein gutes Stück zurückgelegt, ein ebensolches aber auch noch vor sich hat.
Im Vergleich zu den Vorgängerwerken wird schnell deutlich, dass der neue Silberling den eingeschlagenen Pfad fortführt. War das Debüt "Beauty, Anger & Aggression" (2007) noch eine beinharte Metal-Ansage, zeigte sich auf The Green Album (2009) eine Entwicklung mehr in Richtung Rock. Und "Long Way From NOWhere" setzt quasi genau dort an, wo man vor mittlerweile drei Jahren aufgehört hat. Das wird der ein oder andere Anhänger aus alten Tagen bedauern, und auch mir fehlt heute insbesondere die derbe Kante des Erstlings.
Aber die Gruppe hat mittlerweile auch das dritte - übrigens wieder mal erstklassig produzierte - Album in der dritten Besetzung eingespielt: Einzig Frontmann Dennis und Schlagzeuger Lennart von Weydenberg sind als Konstanten permanent dabei und formen das Liedgut ganz nach ihrem Gusto.
So sind auf "Long Way From NOWhere" die brutalen Mosh-Parts zugunsten einer mainstreamigeren Ausrichtung deutlich zurückgeschraubt worden - Nackenbrecher à la "A Million Wounds", "Bless Me With Patience" oder "From Problem To Hurt" gehören somit der Vergangenheit an, und auch die erste Single, der meisterhaft und sehr eigenständig gecoverte U2-Hit "Beautiful Day" - meiner Meinung nach ein gutes Stück besser als das Original - deutet an, wohin die Reise in Zukunft (möglicherweise?) gehen wird.
Doch Sturch sind nicht generell geradliniger geworden, sondern haben gleichzeitig auch Freude am Experimentieren gefunden, wie "Wave Goodbye To Your Beloved, We Break Open" und "Inhale The Scent, We Have Arrived" als Intro und Outro der aktuellen Scheibe genau so zeigen wie die beiden Teile von "The Endless Voyage". Stillstand ist im Hause Sturch somit nicht auszumachen.
Ansonsten ist die Gitarrenarbeit immer noch allererste Sahne - Neuzugang und Bandintimus Max Best muss gleich zwei Axtmänner ersetzen, meistert seine Aufgabe aber mit Leichtigkeit und brillantem Spiel - und Dennis' Stimme ist nach wie vor eine der eigenständigsten und charismatischsten der gesamten deutschen Rockszene.
Wen die Mainstream-Tendenzen von Sturch nicht stören, der erhält mit "Long Way From NOWhere" ein ganz formidables, reifes Stück moderner Rockmusik mit Metal-Schlagseite. Und würden die Wahl-Hamburger nicht aus der Hansestadt, sondern aus den US of A kommen, dann wäre ihnen der internationale Durchbruch wahrscheinlich schon vor drei Jahren mit dem 'Grünen Album' geglückt. Wünschen wir ihnen, dass es mit der neuen Scheibe und der insgesamt konformeren Soundausrichtung gelingt. Verdient haben sie es allemal!
Line-up:
Dennis Wendig (vocals)
Lennart von Weydenberg (drums)
Marta Lledó (bass)
Max Best (guitar)
Tracklist |
01:Wave Goodbye To Your Beloved, We Break Open (0:59)
02:Love To Denial (3:39)
03:Please Call Emergency (4:04)
04:Battled (2:56)
05:Now Or Never (3:34)
06:The Endless Voyage Pt. I (0:57)
07:Run And Hide (4:28)
08:Slow Down (3:13)
09:Out Of Hand (3:13)
10:On Fire (2:47)
11:The Endless Voyage Pt. II (0:58)
12:The Essence (3:28)
13:Beautiful Day (3:32)
14:Long Way From NOWhere (3:49)
15:Inhale The Scent, We Have Arrived (1:52)
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