The Sultans Of Slide / Lightning Strikes
Lightning Strikes Spielzeit: 56:30
Medium: CD
Label: Continental Record Service, 2011
Stil: Slide-Blues

Review vom 30.04.2011


Joachim 'Joe' Brookes
Wer auf Slide-Gitarre steht, wird hier bestens bedient. The Sultans Of Slide gehörten beim
Blues Alive-Festival 2011 zu den Topacts und mit dem Gitarren-Trio Big Monti Amundson, Henry Cooper sowie Frank Goldwasser ist die Band mit klasse Blues-Musikern besetzt. Dazu kommt noch der singende Drummer Boyd Small. Mit neun eigenen Songs stellt man den Löwenanteil aus der Tracklist. Die Coversongs stammen von Elmore James, Muddy Waters, J. Chestnut, Percy Mayfield und S.L. Embry.
Zum größten Teil widmet sich die Band der rockigen Variante des Blues und die macht in den Händen solch hochkarätiger Musiker und Komponisten richtig viel Spaß. Alle vier Männer sind klasse Sänger und die Lead Vocals befinden sich in einem stetigen Wechsel. Dabei haben alle die Nase auf gleicher Höhe. Über ihre Fähigkeiten am Sechssaiter braucht man auch kein Wort zu verlieren.
Auf "Lightning Strikes" passt einfach alles wunderschön zusammen und jedes Stück wird zu einem 12-Takter-Genuss. Von der klangtechnischen Seite her gehört, gibt es ebenfalls keine negative Kritik. Die Gitarren kommen fein sortiert aus den beiden Kanälen und sind bestens aufeinander abgestimmt. Wer schon von sich aus über eine klasse Stimme verfügt, kann auch beim Team-Gesang keine Fehler machen. Qualitativ hochwertiges Songwriting macht das erste Album dieser Gruppe zu einem Festival der bluesigen Töne. Neben den E-Gitarren greift man zum Beispiel auch zur Dobro und bringt mit dem instrumentalen "Entre Amis", einem von Cooper geschriebenen Track mal eben ganz locker eine Nummer an den Start, die knietief im Delta steckt. Die Komposition ist durch Vinyl-Knistern wunderschön auf alt getrimmt. Ohne klangliche Verstärkung aber wieder mit Dobros, hat man mit dem Small-Song "Different Day Same Scene" einen weiteren großen Track zu bieten.
Der Titelsong "Lightning Strikes" wird mit bedrohlich tiefer Stimme gesungen und auch hier fliegen einem die Bottleneck-Sounds genüsslich um die Ohren. Wie bereits geschrieben ... man muss ein Fan des Metallröhrchens sein, sonst geht gar nichts. Nicht geslidete Songs sind nicht zu finden. Einer der drei Protagonisten hat immer eine Slide-Einlage auf Lager.
Als Interpreten von Coversongs würden die Blueser vom Fleck weg bei jedem Arbeitgeber eine Beschäftigung finden. Schon so oft gehört, gewinnt man dem "Rolling Stone" immer noch neue Seiten ab und wer Slide sagt, muss Elmore James im Köcher haben. Zu Beginn verneigt man sich mit "Strange Angel" vor dem Mann. Typisch ist die Sortierung: Chicago Blues, typisch sind einige Tonfolgen, sehr persönlich sind die Gitarrenspielereien.
Im in langsamem Tempo dahin gleitenden "The Highway Is Like A Woman" hat man neben der Slide-Gitarre auch noch eine gewittrige Wah Wah-Einleitung auf der Pfanne. Bei dem Luxus von gleich drei Gitarristen kann sich Henry Cooper auch ruhig eine Pause gönnen und zur Harp greifen. Damit gibt es eine klasse Ergänzung zu all den tollen Saitenausflügen. Die beiden letzten Stück glänzen ebenfalls durch eine längere Spielzeit. Dabei schießt "Going Upstairs" den Vogel ab, denn da wird die sieben Minuten-Grenze angekratzt. Diese Nummer ist darüber hinaus auch noch ein brillanter Schlusspunkt einer großartigen Platte. Das Stück ist ein Boogie erster Kajüte, so, wie man es von den Meistern Canned Heat her kennt. Mehr, als diesen Hinweis muss man kaum anbringen, um die Richtung der Nummer zu beschrieben.
The Sultans Of Slide sind ein bemerkenswertes Beispiel dafür, dass ein Zusammentreffen von gestandenen Gitarristen ein super Ergebnis haben kann. Wie bereits geschrieben, muss man allerdings zwei offene Ohren für den Einsatz des Bottlenecks im Blues haben. Aber ich glaube, da gibt es nur wenige Fans, die dem Metallröhrchen und seinen damit erzeugten Sound abgeneigt gegenüber stehen. "Lightning Strikes" ist rundum ein Vergnügen.
Line-up:
Big Monty Amundson (guitar, vocals)
Henry Cooper (guitar, harmonica, vocals)
Frank Goldwasser (guitar, vocals)
David Kahl (bass)
Boyd Small (drums, vocals)
Tracklist
01:Strange Angel [E.James/M. Sehorn] (4:11)
02:Drive All Night (4:16)
03:Lucky Again (3:39)
04:Stupid Trouble (3:27)
05:Entre Amis (2:43)
06:Lightning Strikes (4:56)
07:Rolling Stone [M. Morganfield] (4:30)
08:Stumptown Slither (4:05)
09:Never Happy (4:36)
10:Dime At A Time [J. Chesnut/D. Bruce] (3:22)
11:Different Day Same Scene (3:26)
12:The Highway Is Like A Woman [P. Mayfield/J. James] (6:17)
13:Going Upstairs [S.L. Embry] (6:54)
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