Super 400 / Sweet Fist
Sweet Fist Spielzeit: 51:31
Medium: CD
Label: Resonse Records, 2009
Stil: Blues Rock, Pyschedelic Rock

Review vom 21.11.2009


Joachim 'Joe' Brookes
Wie kommt das denn zustande?
Da legt man völlig unvoreingenommen die fünfte Platte von Super 400 in den Player und nicht nur, dass einem da ein funkensprühender Kraftakt von (Blues) Rock entgegenkommt, ist das Cover von Klaus Voormann illustriert worden.
Dieses Trio fackelt die Hütte ab und nach 3 And The Beast packen die Leute aus Troy ein frisch geschärftes Album aus.
Die Schmeicheleien diverser Art mit den Siebzigerjahren sind offenkundig und das soll allerdings zu keiner Rüge führen. Bands wie Cream, Led Zeppelin, Blind Faith oder Jimi Hendrix haben ein ganz schönes Pfund auf der einen Seite der Balkenwaage. Super 400 kann da nicht zum Ausgleich kommen und wollen das wohl auch nicht.
Schließlich ist "Sweet Fist" kein Kuschelkurs für sich besonders männlich fühlende Könige, die eine Dame erobern wollen und dabei vermeiden müssen, sich zum Bauern zu machen.
Kenny Hohman baut große und kleine Riff-Türme auf und die Platte ist ein echter Läufer.
Da werden die richtigen Pferde vor den Karren des am Blues orientierten Rocks gespannt.
Die zwölf Tracks sind keine leichte Kost und das Trio erweist sich als Springer, denn man fährt sich nicht in den vorgegebenen Spurrillen fest. Zu "Sweet Fist" braucht der Hörer Zeit, weil der bekannte Teufel im Detail liegt.
Der erste Anschein, man habe es mit einer Hauruck-Combo zu tun, stellt sich spätestens bei "Flashlight" als falsch heraus. Nach muskulösem Start ist dieser Track, bei allen verzerrten Gitarren, eine luftige Nummer. Nicht nur, weil Lori Friday die Lead Vocals übernimmt, sondern auf das locker eingestreute Pianokürzel sollte geachtet werden. Friday singt mit einer fast mädchenhaften Stimme, eine, die man eher im Indie Rock ansiedeln würde.
"Wave" macht die Welle mit stahlhartem Sechssaiter und irgendwie wird man das Gefühl nicht los, als sei da mehr als nur eine Gitarre in der glühenden Schlacke eines Hochofens aktiv. Ein gelungener Abstich ist diese Nummer. Hier ist Friday ebenfalls mit dem Piano am Drücker.
Extrem wird vom Riffen à la Hendrix zur Carol King-Komposition "I Feel The Earth Move" umgeschwenkt. Super 400 macht daraus seinen eigenen schroff-kliffigen Rock'n'Roll und der Gitarrenverstärker scheint phasenweise auf Volllast zu laufen.
Der Dreier kann auch ganz anders... erwartet der Hörer alleine vom Titel her einen weitere psychedelische Gradwanderung, kommt "Devil Song" als Ballade mit akustischer Gitarre, einem treffend melodiösen Gesang und Querflöte daher. Super 400 ist ein richtiger Schmeichler.
Mit dampfendem Rhythmus belegt, beendet "White Bird" den Hexenkessel der Riffs und Soli. "Sweet Fist" ist schon eine differenzierte Anschauung der Dinge um den Rock und Blues.
Ach, und dann feiert man im Stück eine kurze Zusammenkunft der ruhigen Art, abermals mit Querflöte.
Es ist schon klasse, wie man aus einem sehr bluesigen Intro in "Sand Hill" mit zu- sowie abnehmender Dynamik eine große Düne meistert. Die ist so hoch, da müssen zwischendurch Pausen eingelegt werden und die füllt, wie könnte es fast anders sein, Hohman mit einem Gitarrensolo, in dem es ein wenig abgefahren zugeht.
Mit ihrem Potential darf man Super 400 nicht unterschätzen. Die marschieren prächtig und nicht verkehrt wäre es, das Piano noch weiter in die Musik einfließen zu lassen. Schließlich findet sich auf der Platte auch eine von akustischer Gitarre und Bottleneck angetriebenes Countrystück. "Thought It Was The End" hätte als Chill-out-Song auch gut ans Ende der CD gepasst.
Die Band hinterlässt mit ihrem fünften Album einen sehr guten Eindruck. Live mag das Trio ein echter Hammer sein.
Line-up:
Kenny Hohlman (guitar, vocals)
Lori Friday (bass, mellotron, piano, vocals)
Joe Daley (drums, percussion)

Guest Players:
Tina Summer (flute - #12)
Tracklist
01:Needle Down (4:16)
02:Another Heavy World (3:10)
03:FFMN (4:35)
04:Flashlight (5:23)
05:Wave (3:36)
06:Sand Hill (6:06)
07:Thought It Was The End (4:01)
08:Dreamboat (3:01)
09:Thorn Tree (4:34)
10:I Feel The Earth Move (2:52)
11:Devil Song (3:14)
12:White Bird (6:41)
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