Blues im blues. Der Amerikaner
Tony Spinner war zu Gast in der angesagten Location im westlichen Münsterland. Im Gepäck hatte der dynamische Gitarrist unter anderem sein Album "Earth Music For Aliens". Natürlich gab es einige Kostproben aus der Platte. Es gab keine konkrete Setlist für diesen Auftritt und so war die gewisse Spontanität beim Auswählen der Songs vielleicht auch ein Garant für den großen Erfolg des Gigs, denn nach gut zwei Stunden Blues Rock/Blues standen am Ende zwei vehement geforderte Zugaben. Einerseits war es "Best Friend", ein Track aus bereits erwähntem Album und zum endgültigen Abschluss servierte man dem zahlreich erschienenen Publikum mit einem finalen Bottleneck-Einsatz "How Long" von
Down Home Mojo.
Gute Laune vor und auf der Bühne ... der Frontmann und seine beiden bewährten Begleiter
Michel Mulder (Bass, Backing Vocals) sowie
Alex Steier waren äußerst gut aufgelegt und so nahm ein Konzert seinen Lauf, an das man sich noch lange zurückerinnern wird.
Mit einem funkigen Kracher ging das Trio in die Offensive und gleich danach war schon die erste Happy Hour der Interpretation angesagt. Für
Rufus Thomas' "CC Rider" wurde das Metallröhrchen scharf gemacht und die Combo ging mit dieser Nummer und den Zuschauern auf eine ziemlich ausgedehnte Reise durch rockige Landschaften. Ein herrlich relaxtes Intermezzo war die Picknick-Pause der druckvollen
Tony Spinner-Lesung. Das Slide-Solo kam direkt aus der Glut eines Schmiedefeuers. Die ersten Pfiffe der Freude waren vom Auditorium zu hören.
Was bei
Michel Mulder und
Alex Steier Groove bedeutete, wurde ein erstes, aber nicht letztes Mal mit "Lay Down Your Crutch" belegt. Riffige Gitarrengriffe nahmen das Tempo der Rhythmusabteilung auf und
Tony Spinner ließ es sich nicht nehmen, den einen oder anderen Ton in diesem Song nach
The Rolling Stones klingen zu lassen.
An so mancher Station der Blues Rock-Reise wurde die Fahrt zu einer herrlichen Jamsession aller drei Musiker. War im Gig ein langsamerer Abschnitt, wie zum Beispiel "If You Be My Baby" angesagt, wechselte die Formation auf ganz geschickte Weise vom angeblichen Blues der drei Töne zum wunderschönen Swing des Jazz. Auch im Slow Blues-Bereich zeigte sich der Amerikaner als ausgeprägter Könner auf seinem Arbeitsgerät. Kein Solo wurde zu einer Blaupause anderer namhafter Künstler.
Tony Spinner nahm sich auch die Zeit, in persönlicher Spielart an
Jimi Hendrix zu erinnern und ließ es sich nicht nehmen, etwas später eine kurze "Suzie Q"-Runde von
Creedence Clearwater Revival auszugeben. Kurz und knackig war
Tony Spinners Ausflug in den Rock'n'Roll. "Maybelline" war ein kurvenreiches Terrain für die Finger des Gitarristen und "Knucklehead" wurde nicht nur von einem genüsslichen Basssolo ausgeschmückt, sondern darüber hinaus durch tanzende "La Bamba"-Tonfolgen und einer bissigen Wah Wah-Action garniert.
Mit einem initiierenden Reggae-Rhythmus kamen bei "Let Her Go" die Tanzbeine in Schwung und "Low Down Dirty Shame" schraubte sich hoch zu einer gigantischen Improvisations-Ebene mit hohen psychedelischen Anteilen und gefühlvollen Feedback-Kuriositäten am Verstärker. In die Liste der längeren Songs reihte sich der "Politics Man" von dem Longplayer "Chicks & Guitars" ein. Ein furioses Ende versetzte die Zuschauer in Freude.
Tony Spinners Stimme und die in die Fingerspitzen übertragenen Gefühle waren ein Garant für ein tolles Konzert, bei dem das Trio nur so vor guter Laune sprühte.
Das Konzert wies am Ende keine manipulierten 12-Takter-Abgaswerte auf.
Tony Spinner,
Michel Mulder und
Alex Steier servierten Blues und Blues Rock pur. Ob Slide-Gitarre, Wah Wah-Pedal-Aktionen, Funk, Rock oder Rock'n'Roll ... auf
Tony Spinner & Co. ist Verlass in Sachen klasse Blues. Die wenigen Fremdkompositions-Zusätze bereicherten den Auftritt und in so manchen Phasen spielt der Frontmann andere Kollegen an die Wand.