Na, das war aber echt allerhöchste Zeit, dass wir den guten Gordie Tentrees endlich auch mal live auf der Bühne erleben durften. Denn erstens haben wir mit Mercy Or Sin sowie North Country Heart bereits zwei starke Alben des Kanadiers vorstellen können und zweitens ist der Mann schon zum siebten Mal in Deutschland unterwegs. Die Bodega in Großkarlbach war natürlich eine hervorragende Location, um den Musiker livehaftig in action erleben zu dürfen. Leider war das Wetter offensichtlich viel zu sommerlich, als dass der Laden ausverkauft gewesen wäre. Was einen echten Profi aber nicht aus der Bahn werfen kann, wie wir sehr bald erleben durften.
Mitgebracht hatte er seinen Neffen Aidan, der einen ganz feinen Job am Upright Bass ablieferte und das Multitalent Fabian O'Connor-Brook an der Fender Telecaster sowie der Violine. Gordie selbst wechselte zwischen der Akustischen und einer sehr alten (Baujahr 1954) Dobro, während er sich je nach Song auch mit der Mundharmonika begleitete. Das Programm war buntgemischt bzw. die gespielten Tracks kamen aus sämtlichen Alben seines Schaffens. Dazu hatte ich das Gefühl, dass der (Alternative) Country-Einfluss an diesem Abend einen überdurchschnittlich hohen Stellenwert einnahm.
Aber wie dem auch sei, das Konzert zog bereits im ersten Set mit sehr starken Nummern wie etwa "29 Loads Of Freight", "Tired Of Time", "Holy Moly", "Carpenter Girl" oder "Broken Hero" seine beschwingten Kreise und das Zusammenspiel des Trios war von oberster Güteklasse. Gerade Aidan Tentrees' Standbass unterlegte die Songs mit einer wohligen Wärme und füllte den Raum. Fabian O'Connor-Brook hatte nicht nur allerfeinstes Country-Picking im Stile eines Albert Lee auf dem Schirm, sondern verzauberte bei den ruhigeren Stücken durchgehend mit seinem gefühlvollen Geigenspiel. Dazu legten die beiden auch noch richtig starke Background Vocals vor.
Die Hauptperson war aber natürlich der aus dem kanadischen Yukon stammende Gordie Tentrees, der nicht nur seine Kompositionen auch live auf der Bühne prächtig präsentieren konnte, sondern darüber hinaus auch noch ein richtig guter und witziger Entertainer war, der zwischen den einzelnen Tracks immer wieder den Kontakt und das Gespräch mit dem Publikum suchte. Im zweiten Set wurde dann erwartungsgemäß noch einer draufgelegt und speziell – selbst wenn da jeder seine eigene Meinung haben mag – "Hill Country News", "Alfred", "North Country Heart" und "Wheel & Wrench" gingen runter wie Öl.
Aber auch die am Schluss gespielten "Somebody Child" sowie "Rambling's Gonna Be The Death Of Me" überzeugten auf voller Länge. Und selbstverständlich war das Ende der Fahnenstange danach noch lange nicht erreicht, denn die drei Musiker wurden gleich mehrfach für Zugaben auf die Bühne zurückgeholt. Das Publikum feierte munter weiter, was aber auch kein Wunder bei noch folgenden Stücken wie "Pay The Rent" oder "Honeyweed" war. Schade war lediglich, dass die Reihen vor der Bühne an diesem Abend doch sehr licht waren, was Tentrees aber mit einem lässigen »Wenn die Leute, die da waren es gut fanden, dann bin ich zufrieden!« wieder ins rechte Licht rückte.
Wahrlich also wieder ein sehr guter Abend mit einem (bzw. drei) sehr starken Musiker(n), den man nicht missen möchte. Dazu verriet der sehr sympathische Nordamerikaner noch, dass er gerade mitten in den Arbeiten für sein nächstes Album steckt, auf dem dann zum ersten Mal seine beiden jungen Begleiter mit von der Partie sein werden. Man darf sich also schon darauf freuen, speziell auch weil die wenigen brandneuen Songs des Abends den Standard der älteren und jahrelang live erprobten durchaus halten konnten. Im Sommer soll es fertig sein und erneut wieder über den schwedischen Vertrieb Hemifrån in Europa unters Volk gebracht werden.
Von daher: Augen aufhalten und Gordie Tentrees – falls noch nicht geschehen – unbedingt mal anchecken.
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