Joanne Shaw Taylor / Almost Always Never
Almost Always Never Spielzeit: 64:33
Medium: CD
Label: Ruf Records, 2012
Stil: Blues Rock

Review vom 27.09.2012


Jürgen Bauerochse
Die 26-jährige in Birmingham geborene Joanne Shaw Taylor gehört seit dem Beginn ihrer Karriere im Jahr 2009 zum festen Stamm im Künstler-Index von Rocktimes. Ihre beiden Alben White Sugar (2009) und Diamonds In The Dirt (2010) konnten voll überzeugen und auf der
Blues Caravan-Tour 2009 konnte ich mich auch von ihren außergewöhnlichen Fähigkeiten an der Gitarre und ihrer großartigen Stimme auf der Bühne begeistern lassen. Die Frau hat wirklich eine ungeheuere Power und versteht es perfekt, die Zuhörer in ihren Bann zu ziehen.
Nun steht mit "Almost Always Never" also der dritte Longplayer in den Startlöchern. Aufgenommen in Austin/Texas und unter den bewährten Händen von Thomas Ruf veröffentlicht, kann man das Album mit ruhigem Gewissen als eine Weiterentwicklung der jungen Britin bezeichnen. Die zwölf Eigenkompositionen sind vielseitiger geworden. So gibt es neben den gewohnten harten Bluesrockern mit heftigen Gitarrenattacken diesmal auch leisere und besinnlichere Töne auf die Ohren, die der jungen Dame aber ebenfalls sehr gut zu Gesicht stehen und ihr großes Talent in Sachen Songwriting unter Beweis stellen.
Auch die komplett ausgewechselte Band trägt zum Gelingen des Albums bei, denn David Garza, Billy White und J.J. Johnson erweisen sich als hervorragende Instrumentalisten, die optimal auf die Ideen von Joanne eingehen und das Optimale aus den Songs herausholen. Außerdem wurde mit dem Produzenten Mike McCarthy ein Meister seines Fachs gefunden, der dem Album den letzten Schliff gab.
Der Opener "Soul Station" bewegt sich in den gewohnten Bahnen, fetzig und rockig treibt er vorwärts und die Gitarreneinschübe hallen fast psychedelisch aus den Boxen. So kennen und lieben wir die Lady. Schon beim folgenden "Beautifully Broken" dann der erste Tritt auf die Bremse. Zarte Orgelklänge begleiten den sanften Gesang von Joanne. Selbst der Sechssaiter spielt nur eine untergeordnete Rolle, bis auf zwei sehr gefühlvolle Soloeinlagen im Mittelteil und am Ende des Songs. Der Tiger hat für einen Moment die Krallen eingezogen.
Bei Titel Nummer drei wird es dann sogar akustisch. Nachdenkliche Töne beherrschen die Ballade, die sich textlich mit einem schmerzlichen Suizid beschäftigt, doch natürlich darf auch hier ein Solo an der Stromgitarre nicht ganz fehlen. "Piece Of The Sky" schlägt in die gleiche Kerbe, wobei hier die Vocals schon wieder etwas rauer und intensiver klingen. Die Zeit ist reif für das Entzünden der Feuerzeuge, aber nur so lange, bis das obligatorische Solo einsetzt. Dann sollte man nur noch die Augen schließen und genießen.
Nächste Station ist der Akustic-Blues. Footstomping Music ist angesagt und wird von feinem Fingerpicking beherrscht. Ganz stark gemacht! Zur Halbzeit des Albums folgt mein persönliches Highlight. Es hört auf den Namen "Jealousy" und strotzt in seiner ganzen Verschlepptheit nur so vor lauter Feeling. Da ist sie wieder, diese Magie, die von Joanne Shaw Taylor ausgeht. Herrlich die Intensität dieser Stimme. Außerdem enthält der Song das wohl beste Gitarrensolo der ganzen CD. Die Repeat-Taste ist quasi vorprogrammiert. Das sind sechseinhalb Minuten zum Zungeschnalzen.
Ein weiteres Highlight ist "Tied & Bound". Hier brodelt es wieder im Kessel. Volle Fahrt voraus. Die Band rockt was das Zeug hält. Starke Orgelklänge wechseln sich mit einer bratenden Leadgitarre ab. Nach dem sehr eingängigen "A Hand In Love" folgt mit "Standing To Fall" der rockigste Song des Albums. Gitarre und Orgel sorgen für einen sehr dichten Rhythmus und im Solopart beweist Joanne mal wieder ihre Fingerfertigkeit. Klasse auch der langsame Zwischenteil, in dem sich ein tolles Zwiegespräch zwischen Saiten und Tasten entwickelt. Anspieltipp Nummer zwei!
Bei "Maybe Tomorrow" lässt Joanne Shaw Taylor noch einmal ihr psychedelisches Gitarrenspiel zur Entfaltung kommen. Schräg und voll abgehend traktiert sie ihr Instrument bis die Drähte glühen. Mit der sehr schönen Ballade "Lose Myself To Loving You" wird ein Album abgeschlossen, das voll gestopft mit großartiger Musik ist und die junge Musikerin auf jeden Fall bei ihrem Weg in die Spitzenklasse des englischen Bluesrock unterstützen wird.
Line-up:
Joanne Shaw Taylor (guitar, vocals)
David Garza (keyboards)
Billy White (bass, slide guitar)
J.J. Johnson (drums)
Tracklist
01:Soul Station
02:Beautifully Broken
03:You Should Stay, I Should Go
04:Piece Of The Sky
05:Army Of One
06:Jealousy
07:Almost Always Never
08:Tied & Bound
09:A Hand In Love
10:Standing To Fall
11:Maybe Tomorrow
12:Lose Myself To Loving You
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