Ah ja, Frau Taylor hat die akustische Gitarre geschultert oder auf den Knien und zupft den Veranda-Blues. Sehr schön! Dann zwei Schläge von Steve Potts' Bassdrum und dazu ihr würziger Gesang, der durch ihre eigenen 'uhs' und 'ahs' Raum bekommt. Super, ein Album gleich mit einer spannenden akustischen Nummer zu beginnen. Die Engländerin, mit ihrem Album White Sugar bei den Blues Music Awards 2010 in der Kategorie 'Best New Artist Debut' nominiert, lässt es geschmeidig angehen. Einen gewissen Groove erzeugt sie stante pede und dann wechselt sie das Ambiente. Es scheint ein Gewitter aufzuziehen. Da wird es selbst auf der Veranda ungemütlich. Dave Smith sowie Steve Potts grooven weiter. Nein, die Taylor macht es mit ihrem E-Gitarren-Riffing ebenfalls und dann dengelt sie ihr erstes Solo in den unbehandelten Granit des Blues Rocks. "Can't Keep Living Like This": ein echter Ladykracher.
Hammer! Joanne Shaw Taylor rockt den Blues mit einer wohltemperierten Härte und nicht so, als hätte jemand beim Bierzapfen vergessen, den Hahn zuzudrehen. Dabei wird ja das Beste verplempert. Nicht so bei der britischen Blueserin, die mittlerweile ihrem Geburtsland den Rücken gekehrt hat und nun in Detroit lebt. Das neue Umfeld hat sie inspiriert und was mit "Diamonds In The Dirt" geboten wird, besitzt Hand und Fuß. Never change a winning team. Hat sie auch nicht, allerdings ist ein Ergänzungsspieler dazu gekommen: Rick Steff an den Keyboards. Der ist kein Unbekannter in Blues- und anderen Kreisen. Wenn Steff seinen musikalischen Schirm aufmacht, purzeln da unter anderem die Screamin' Cheetah Wheelies, Willy DeVille, Walter Trout und relativ aktuell Shakura S'Aida oder Meena heraus. Jim Gaines hat wieder produziert.
Klingt Taylor wie britischer Blues? Ja, aber nicht nur. Sie hat den 12-Takter der rockenden Art als Global Playerin fest in der Hand. Da wird es dem Hörer schon unheimlich, denn mit einem Wechselbad an Power sowie Relaxtheit packt sie einen beim Schopf. "Dead And Gone" bringt es mit Klasse statt Masse auf einen neuen Punkt. Die Rhythmusabteilung groovt, was das Zeug hält und die Frau wird dadurch zu weiteren Höhenflügen motiviert. Mit ihrem Arbeitsgerät schießt sie ein Solo nach dem anderen los.
Luft holen ... Melodisches ist angesagt. Ohne Riffs, mit feinem Picking wandert man gelassen die Blues-Allee entlang und genießt die Sonnenstrahlen. Ja, Taylors "Diamonds In The Dirt" funkelt und gefällt sehr gut. Von Songs wie zum Beispiel "Same As It Never Was" kann man nicht genug bekommen. Das sind hier keine einsilbigen Verlegenheitsstatements. Um den heißen Brei herumreden ist nicht ihr Ding.
Keine falschen Hoffnungen. Auf der Scheibe hat die Protagonistin alles komponiert. Wer bei "Who Do You Love?" ein Bo Diddley-Cover erwartet, wird enttäuscht. Allerdings nicht durch ihre eigene musikalische Fragestellung. Das geht runter wie Öl.
Einen Track der Marke "World On Fire" findet man nur in einem Blues-Delikatessenladen, Abteilung Balladen. Begleitet von sphärigen Keyboards darf man abermals Taylors schöne, raue Stimme, die hier eine ungemeine Sehnsucht ausdrückt, genießen. Einen kleinen Wermutstropfen muss ich der Dame dann doch einschütten. Irgendwie findet Rick Steff an den Keyboards kaum statt. Ihn hat man, zumindest bei den Rockern des Albums meines Erachtens zu weit in den Hintergrund gemischt. In den ruhigeren Phasen ist er präsent. "The World And It's Way" ist balladesk gewürfelter Zucker, der auf der geschlagenen Sahne ganz lange oben drauf liegen bleibt und sehr langsam eintaucht. Knipst man das Licht aus, funkeln die Diamanten.
"Diamonds In The Dirt" hält auch mehreren Belastungsproben stand und der erste Eindruck von der Platte wurde nicht verändert. Detroit scheint Joanne Shaw Taylor gut zu tun und vielleicht muss sie ja nicht wieder umziehen, um bei der dritten CD abermals mit Qualität voll zulangen zu können. Mein schwer aktives Herz für den Blues gibt eine dicke Empfehlung an die Blues (Rock)-Fraktion unter unseren Lesern.
Line-up:
Joanne Shaw Taylor (guitars, vocals)
Rick Steff (keyboards)
Dave Smith (bass)
Steve Potts (drums)
Tracklist |
01:Can't Keep Living Like This (5:13)
02:Dead And Gone (4:08)
03:Same As It Never Was (4:55)
04:Jump That Train (4:51)
05:Who Do You Love? (3:07)
06:Diamonds In The Dirt (5:08)
07:Let It Burn (4:30)
08:World On Fire (3:52)
09:Lord Have Mercy (4:40)
10:The World And It's Way (4:57)
|
|
Externe Links:
|