Rocktimes: Hallo Joanne schön das Du zum zweiten Mal mit Blues Caravan in Berlin bist. Wie geht es Dir?
Joanne Shaw Taylor: Ich fühle mich sehr gut und freue mich wieder in Berlin zu sein.
Rocktimes: Du hast ein neues Album mit dem Titel Almost Always Never veröffentlicht. Bitte erzähl mal etwas darüber.
Joanne: Wir haben das Album in Austin (Texas) aufgenommen. Es sind alles neue Songs, die im vergangenen Jahr komponiert worden sind.
Rocktimes: Was ist der Unterschied zwischen dem Neuen und seinem Vorgänger White Sugar?
Joanne: "Almost Always Never" kling deutlich kräftiger und ausgereifter. Wir werden heute Abend auch etwas daraus spielen und das Publikum wird sofort merken, dass da mehr Ausdruck und Gefühl dahinter steckt.
Rocktimes: Du spielst seit deinem fünfzehnten Lebensjahr als professionelle Musikerin. Was haben damals Deine Eltern und Deine Freunde gesagt, als Du diesen Weg eingeschlagen hast?
Joanne: Meine Eltern sind ebenfalls Musiker und sie haben mich immer unterstützt. Meine Freunde fanden das toll und haben mir Mut gemacht. Das hat mir sehr geholfen und ich bin wirklich dankbar darüber. Mein Vater spielt Gitarre und hat zu mir gesagt, dass ich machen kann, was ich möchte. Keiner hat mich gezwungen einen normalen Job anzunehmen, um Geld verdienen zu müssen. Auch die Lehrer in der Schule haben mir keine Steine in den Weg gelegt, im Gegenteil. Anscheinend haben sie erkannt, dass Musik mein Leben ist und ich mich nicht von ihnen davon abhalten lassen würde.
Rocktimes: Wie bist Du zum Blues gekommen? Andere junge Menschen in dem Alter hören doch hauptsächlich das, was ihnen die Radiosender bieten oder sind Fans von irgendwelchen Boygroups.
Joanne: Du wirst es kaum glauben, aber ich war damals Backstreet Boys-Fan. Mein Vater hat aber eine umfangreiche Plattensammlung. Immer wenn ich alleine zu Hause war, habe ich darin herumgestöbert und mir Sachen angehört, die mir unbekannt waren. Dabei habe ich Musik gefunden, die anders war als das, was meine Freunde gehört haben oder im Fernsehen lief. Am besten haben mir dabei die alten Bluesmusiker gefallen. Diese Musik wurde mit so viel Gefühl gespielt und ich wollte das dann ebenso machen. Dabei haben mir Albert Collins,
Stevie Ray Vaughan, Freddie King und natürlich ZZ Top besonders gut gefallen. Ich habe mich dann in die Songs hineingehört und versucht, sie auf meiner Gitarre nachzuspielen. Einen Lehrer hatte ich nicht und zur Musikschule bin ich auch nicht gegangen. Ich habe mir alles selbst beigebracht. Mit sechs Jahren hatte ich meine erste Gitarre in der Hand. Wir hatten ja durch meinen Vater einige zu Hause. Ich denke, dass er es damals toll fand, dass ich mich nicht für Spielzeug oder Puppen interessiert habe.
Rocktimes: Als Du fünfzehn warst, hast Du Dave Stewart und Annie Lennox von den Eurythmics kennengelernt und zusammen mit ihnen gespielt. Wie ist es zu dieser Verbindung gekommen?
Joanne: Mich hat damals, da war ich aber schon sechzehn, die Plattenfirma angerufen und mich zu einem Treffen eingeladen. Anscheinend fanden sie mich interessant genug, um mal etwas gemeinsam zu machen.
Rocktimes: Vor ein paar Wochen lief bei uns im Fernsehen das Event zum 60. Thronjubiläum der Queen. Du hast dort zusammen mit Annie Lennox gespielt und bist, ebenso wie sie, mit weißen Engelsflügeln aufgetreten. Erzähl doch einmal, wie sich das alles ergeben hat.
Joanne: Es war ein unglaubliches Gefühl, vor diesem ehrwürdigen Gebäude und vor dieser riesigen Menge von Menschen zu spielen und dazu noch der außergewöhnliche Anlass. Ich war schon sehr stolz und meine Mutter erst recht. Ich hatte in dem Song auch ein Solo und bei dem Jubel der Menschen und meinen Emotionen habe ich nicht einmal mehr die Engelsflügel auf dem Rücken gespürt. Es hat mich hinterher viel mehr Nerven gekostet, die Dinger im Zug nach Hause zu bringen. Ich hatte in dem engen Abteil meinen Gitarrenkoffer, einen weiteren Koffer und dazu diese Flügel. Was müssen die Leute nur gedacht haben, die mich damit sahen?
Rocktimes: Hattest Du vor oder nach der Show Kontakt zu den Royals?
Joanne: Prince Charles hat uns nach dem Konzert begrüßt, sich bedankt und uns allen die Hand geschüttelt. Sonst hatte ich leider zu niemanden Kontakt. Es war auch alles sehr hektisch an diesem Tag. Die vielen Musiker und Techniker sowie die ganzen Fernsehleute, die ständig herumgelaufen sind, haben schon dafür gesorgt, dass es nicht langweilig wurde. Der Ablauf musste minutiös eingehalten werden. Das war alles wie bei einem riesigen Festival. Es war noch nicht einmal genug Zeit, um etwas in Ruhe zu essen. Dennoch war es ein Erlebnis, das ich nie vergessen werde.
Rocktimes: Was planst Du für die Zukunft?
Joanne: Zuerst bin ich ja noch eine Weile mit dem Blues Caravan unterwegs. Gegen Ende des Jahres wollen wir eine DVD aufnehmen und eine neue CD. Danach werde ich mal eine Pause machen, um Zeit mit der Familie zu verbringen.
Rocktimes: Kannst Du Dich an den schönsten und den schlechtesten Tag in Deiner Karriere erinnern?
Joanne: Der beste Tag war, als ich Thomas Ruf getroffen habe. [Er sitzt neben uns an Tisch und lacht]. Der schlechteste Tag war gestern. Wir hatten einen grauenhaften Sound beim Konzert. Ansonsten kann ich nichts Schlechtes aus meinem Leben berichten. Es geht stets bergauf und ich bin vollkommen zufrieden.
Rocktimes: Du hast einmal einen Film gemacht mit dem Titel "Deep Blues". Bitte erzähl mir etwas darüber.
Joanne: Ich habe diesen Film nicht gemacht. Ich werde oft darauf angesprochen, aber das ist nicht richtig. Überall auf den Webseiten taucht dieser Fehler auf. Wir können das dann mal hier für die deutschen Fans richtigstellen. Dave Stewart hat damals den Film gemacht und ich bin darin nur kurz zu sehen.
Rocktimes: Ich merke schon, dass Dich dieses Thema etwas ärgert. Lass uns deshalb einen großen Schwenk machen. Wie viele Gitarren hast Du zu Hause?
Joanne: Ich habe achtzehn Stück in meiner Sammlung. Meine Lieblingsgitarre ist eine Gibson. Heute Abend spiele ich auch so eine. Natürlich habe ich auch noch meine allererste. Inzwischen ist sie schon etwas lädiert, aber von der würde ich mich nie trennen.
Rocktimes: Welche Musik hörst Du, wenn Du alleine bist oder im Auto?
Joanne: Mein Geschmack ist extrem breit gefächert. Es fängt an mit Dolly Parton und zieht sich einmal quer durch die Musikgeschichte bis zum Heavy Metal.
Rocktimes: Welche Wünsche hast Du für Deine Zukunft?
Joanne: Ich wünsche mir, gesund zu bleiben. Meine Fans und meine Freunde sollen sich immer an meiner Musik erfreuen. Hoffentlich kann ich noch sehr lange spielen und mir gehen nie die Ideen für neue Songs aus.
Rocktimes: Gibt es Menschen, denen Du mal begegnen möchtest, oder Musiker, mit denen du einmal spielen willst?
Joanne: B.B. King möchte ich noch einmal treffen.
Rocktimes: Kannst Du Dir vorstellen, auch Heavy Metal zu spielen?
Joanne: Das könnte lustig werden und würde Spaß machen. Wenn ich in einer großen Band spielen dürfte, dann würde ich mir AC/DC wünschen. Es sind aber noch viele andere, mit denen ich mal spielen möchte. Da fällt mir noch Prince ein. Ich liebe seine Musik und es wäre mir eine Ehre.
Rocktimes: Langsam kommt das Essen auf den Tisch und ich möchte mich bei Dir für das angenehme Gespräch bedanken. Nimm die Gelegenheit wahr, um noch ein paar Worte an Deine Fans zu richten.
Joanne: Ich möchte mich bei allen meinen treuen Fans bedanken und hoffe, dass Ihr weiterhin hinter mir steht.
Rocktimes: bedankt sich bei Isabella Spießberger vom Quasimodo, die für uns den Termin des Interviews gemanagt hat.
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