Nur für den Fall, dass jemand den Namen Martin Turner noch nie gehört haben sollte: Der Mann war Mitgründer der englischen Band Wishbone Ash, die in den siebziger Jahren ihre erfolgreichste Zeit hatte und der Menschheit damals solche Killer-Alben wie u. a. "Pilgrimage", Argus, "Wishbone Four" oder "There's The Rub" schenkte. Wishbone Ash gibt es immer noch, wenn mit dem Gitarristen Andy Powell auch nur noch einer der Original-Musiker übrig geblieben ist. Wie gut diese Band auch heute noch ist, darüber kann man ausreichend in unserem Index lesen. Martin Turner verließ die Gruppe 1980/81 nach der eher durchwachsenen Scheibe "Just Testing", kehrte in der zweiten Hälfte jenen Jahrzehnts zurück, nur um nach drei weiteren Alben dann 1991/92 erneut seine Koffer zu packen.
Nach langer Zeit kehrt der Bassist und Sänger nun in Form von "Written In The Stars" mit einem neuen Studioalbum zurück und klingt dabei sehr oft wie... tja, wie Wishbone Ash eben. Aber wieso auch nicht, denn schließlich hatte er großen Anteil an der damaligen Musik und prägte sie signifikant. Dass sich hier einiges nach seiner ehemaligen Band anhört, ist zudem auch alles andere als schlimm, denn hammerstark war die ja allemal. Der Grund, warum auf der neuen Platte dennoch einiges anders ist als früher, dürfte zum einen an den Mitmusikern sowie auch den Zeichen der Zeit, oder um es mal hässlicher auszudrücken, dem Alter liegen.
Ohne da jetzt ein großes Ding draus machen zu wollen, ist es vor allem die Stimme Turners, der man die gelebten Jahre anhört. Eine gute Figur vor dem Mikro macht der gute Martin auch heute noch, aber die alte Kraft der Stimmbänder hat dann doch etwas gelitten. Halb so wild, denn zum einen ist der Brite nach wie vor ein guter Sänger, zum zweiten bekommt er durchweg effektive Unterstützung von seinen Bandkollegen bezüglich der Background Vocals. Und nicht nur das, denn mit Danny Willson hat er zudem einen außergewöhnlich starken Gitarristen und mit Tim Brown einen klasse Schlagzeuger an seiner Seite.
Mit "The Big Bang (Overture)" beginnt die Scheibe sehr sphärisch, bevor sie mit "The Beauty Of Chaos", einem Western-artigen Instrumental, weitergeführt wird. Etwas überraschend, aber alles andere als schlecht und außerdem kann sich Willson bereits hier an der Sechssaitigen auszeichnen. Fett rockend geht es dann mit dem Titelsong weiter, auf dem Martin Turner zum ersten Mal gesanglich zu hören ist. Knackige Riffs, getragenes Mid-Tempo, gedoppelte Gitarren und feine Licks sowie Soloeinlagen machen hier ebenso den Kohl fett, wie die gelungene Gesangsmelodie. Ein Highlight der Scheibe, dem sich mit "Lovers" gleich das nächste anschließt.
Ein Showcase für Danny Willson ist das wunderschöne Instrumental "The Lonely Star", während dem er seine gitarristischen Qualitäten voll aufblühen lässt. Eine klasse Ballade, verfeinert mit tonnenweise Feeling des Gunslingers, der dabei glänzt wie ein Diamant. Und das, auch ohne zwei Millionen Noten in einer Minute spielen zu müssen. Sehr ambitioniert kommt das abschließende "Interstellar Rockstar" mit einer richtig starken Gesangsmelodie, Orchester-Sounds und Chören. Manchen mag das vielleicht ein bisschen zu sehr aufgetragen wirken, aber einerseits rutscht diese Geschichte nie ins Kitschige ab und andererseits kann man hier einen verdammt guten Titel entdecken, falls man dazu in der Lage ist, sich von der glorreichen Vergangenheit des Protagonisten in den Siebzigern zu lösen.
Dass "Written In The Stars" zwar ein durchaus gutes, aber nicht großartiges Album geworden ist, liegt an einigen eher mittelprächtigen Songs wie etwa "For My Lady", "Vapour Trail" oder "Pretty Little Girls", wobei "Mystify Me" schon wieder deutlich auf der Habenseite zu verbuchen ist. Alles in allem also ein mehr als respektables Werk des Engländers. Und wenn er die besten Tracks dieser neuen Scheibe gepaart mit den unsterblichen Wishbone Ash-Klassikern auf der Bühne bringt, dann dürfte so oder so kein Auge mehr trocken bleiben.
Line-up:
Martin Turner (bass, lead vocals)
Danny Willson (guitars, background vocals)
Tim Brown (drums, background vocals)
With:
Ray Hatfield (guitars, background vocals)
Misha Nikolic (guitar - #3,8, classical guitar - #11)
Ivan Jewel (orchestral and choir arrangement, background vocals - #11)
Jennifer Rhys-Williams (background vocals - #11)
Harriet James (recorders - #11)
Ree De Lacey (ad-lib female vocals - #11)
Austin Willson (spoken words - #6)
Tracklist |
01:The Big Bang (Overture)
02:The Beauty Of Chaos
03:Written In The Stars
04:Lovers
05:Vapour Trail
06:The Lonely Star
07:For My Lady
08:Pretty Little Girls
09:Falling Sands
10:Mystify Me
11:Interstellar Rockstar
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Externe Links:
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