Randi Tytingvåg / Grounding
Grounding Spielzeit: 46:41
Medium: CD
Label: Ozella Music, 2012
Stil: Independent Pop

Review vom 08.08.2012


Wolfgang Giese
Nun ist es wieder soweit, eine neue Platte der Norwegerin Randi Tytingvåg. Das bislang letzte Album Let Go hat mein Kollege Norbert hier vor zwei Jahren vorgestellt. Die Rezension der Instrumentalversion jener Platte folgte von mir ein Jahr später. Jetzt wird wieder gesungen und das auf ganz verschiedene Art und Weise. Ist es beim Eröffnungstitel noch recht zart und elegant, so bleibt es dabei nicht immer. Akzente setzt hier der Gitarrist mit leichtem Reverb ebenso im kurzen Solobeitrag, wie auch bei der Mitgestaltung dieses hauchfeinen Stücks Musik. Im zweiten Stück wandelt sich die Stimme in eine sehr mädchenhafte. Mir gefällt das nicht so gut, werde ich doch etwas an Annett Louisan erinnert, mit deren Musik ich so gar nichts anfangen kann. Diese ist hier jedoch ganz anders und hat verschiedene Anteile, die sich hauptsächlich aus dem Rockbereich gestalten. Allerdings werden diese zurückhaltend eingesetzt und immer wieder ist es Ivar Grydeland, dessen Gitarrenstil mich oft an Bill Frisell erinnert, wenn dieser außerhalb des ihm eigenen Jazzgenres gestalterisch tätig wird.
Wenn dann beim Titel "Tytingvåg" diese gewisse Magie im Arrangement und die kraftvolle Stimme hinzukommt, dann ist das ein Höhepunkt des Albums, das ich mir durchgängig in diesem Stil wünschte. Und es geht zunächst einmal so weiter - dieses leicht Geheimnisvolle, als würde sich im Hintergrund etwas zusammenbrauen, auch fast sprechender Gesang tritt hinzu und es zeigt sich nun die stimmliche Vielfalt der Künstlerin. Gestrichener Bass und schleppendes Schlagzeug: Das klingt, als hätte man einen Sack darum gebunden. Ein Banjo treibt dazu das Mysteriöse noch einmal voran. Hier stockt man voll der Aufmerksamkeit, die irgendwie erzwungen zu sein scheint. Ich kann nicht umhin, hier gebannt zu lauschen - die Musik scheint sich im Laufe der Spielzeit irgendwie zu verdichten. Atmosphärisch fesselnd mit eindringlichen Gitarrenläufen, vom Keyboard unterstützt, bohrt sich der Song "Sit Yourself Down" zum Ausklang tief in die Gehörgänge, bevor es sanft und zart weiter geht.
Nicht alles gefällt mir an "Grounding" und merkwürdigerweise ist es die (was grundsätzlich ja etwas Gutes ist) Vielfalt der Stimme, denn der Ausdruck gefällt mir nicht immer. Hochinteressant ist diese Musik jedoch allemal, sehr geheimnisvoll, irgendwie sehr skandinavisch - und obwohl die Dame ja wohl im Jazz angesiedelt wird, spüre ich davon eigentlich gar nichts. Schleichend-spannende Musik zwischen den Stühlen, geschmeidig, katzen- und samtpfotengleich dahintänzelnd, schunkelnd bisweilen, eigentlich ein ganz eigener Sound, der auch viel von der Independent-Schiene hat. Auch 'amerikanisch' klingt es bisweilen, ja, so richtig 'schubladig' ist das hier nicht, und das macht den besonderen Reiz aus.
Noch einmal richtig legen Gitarre und Rhythmusgruppe bei "Starbuck" zu, frech verzerrte Sounds stehen im Gegensatz zur zarten Vokalarbeit. Zum Schluss lebt sich der Gitarrist dann richtig aus und scheint den Song irgendwie aufzulösen, bevor im Nachfolgetitel dann wieder das Banjo regiert, mit dem wir auch aus der Platte verabschiedet werden. Der "Future Song", beginnend mit Gesang und Banjo, gleicht einer Ausblendung aus der Platte, bei der der Gitarrist für mich den stärksten Eindruck hinterlassen hat. Und natürlich auch der Klang, und darauf sei noch hingewiesen, dass die Musik von Hans-Jörg Mauksch (das ist der Herr von Stockfisch Records) bei Pauler Acoustics gemastered wurde. Also absolute Garantie für ein plastisches Hörerlebnis.
Line-up:
Randi Tytingvåg (vocals)
Ivar Grydeland (electric guitar, 12-string guitar, acoustic guitar, reso-phonic guitar, lap steel guitar, pedal steel guitar, banjo, piano)
Jo Berger Myhre (bass guitar, baritone guitar, acoustic guitar, double bass, synthesizer, piano)
Pål Hausken (drums, percussion, backing vocals)
Tracklist
01:Impatience (4:27)
02:Inside (4:27)
03:Tytingvåg (4:19)
04:Paper Tiger (3:47)
05:Your Way (4:11)
06:Sit Yourself Down (4:42)
07:All That Is Not Free (4:39)
08:Relay (4:01)
09:Starbuck (5.51)
10:Heads Up (3:26)
11:Future Song (2:40)
(music and lyrics by Randi Tytingvåg)
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