»Wenn man vom Teufel spricht, ist er nicht weit« - sagte meine Großmutter (kluge Frau). Hatte ich ihn, ähhm den tasmanischen Teufel doch vor kurzem erst in meiner Besprechung zur Best Of von Slowman erwähnt, liegt mir nun mit "2010db" der neueste Output von ihm vor.
Und was er uns damit vor den Latz knallt, kracht einem aus den Speakern entgegen, wie Funken aus der Hölle. Denn schon nach dem ersten Hördurchgang war ich wie elektrisiert und hatte keine Schnittlauch-, sondern Kräusel-Locken vor Begeisterung.
Vielleicht ist es ja doch keine Mär, dass es Musiker gibt, die einen Pakt mit dem Satan persönlich abgeschlossen haben, damit er ihnen die Gitarre stimmt. Es gibt ja tatsächlich Leute die glauben, Blues ist Teufelsmusik.
Nun ja, hier spielt wirklich der Teufel himself den Blues/Rock in Gestalt von Rob Tognoni.
Vergesst alle Bonamassas, Listers, Spinners, Sas' und wie sie heißen mögen, denn hier wird nicht abgekupfert oder gar gefrickelt bis der Arzt kommt. Es wird zwar ordentlich gepowert, aber das mit Stil. Es wird gerockt, geboogiet und geshuffelt, bis der Höllenfürst flehentlich um Gnade bittet.
Aber Tognoni erhört sein Flehen nicht, er haut in die Saiten, dass die Schwarte kracht.
Da gibt es Stücke wie den klar geradeaus rockenden Opener "This Is Rock'n'Roll" sowie den Titeltrack... beide könnten glattweg aus der Feder von Angus Young & Co. stammen. Für ihre nächste Platte können sie bei Rob ja mal anklopfen und um Hilfe bitten.
Und wer sieht bei "Can't See The Smoke" nicht augenblicklich Francis Rossi und seine Mannen im Ausfallschritt stehen?
Jedes Mal, wenn ich das Intro von "Another Tequila" höre, zucke ich kurz zusammen, überlege, an was es mich erinnert und dann kommt der Geistesblitz: "To Many Tears" von David Coverdale, auch wenn es nur gaaaaanz kurz ist.
Und mal ehrlich, das Stück würde auf einem Whitesnake-Album eine sehr gute Figur machen. Das zeugt in der Tat von der Vielseitigkeit des Australiers.
Auch wenn das Höllenfeuer nicht mehr lodert, sondern nur noch leicht glimmt (sprich der Gitarrist mal den Ganghebel etwas zurückschraubt) wie bei dem herrlichen, herzzerreißenden Slow Blues "Pourin' Down On Me" - so war das wirklich nur eine kurze Verschnaufpause, die er uns da gönnt. Denn mit "TV Preacher" geht's gleich wieder in die Vollen, selbst wenn hier überwiegend die Akustische das 'Sagen' hat, die dann aber im Verlauf des Stückes von der Elektrischen abgelöst wird.
Aber was dann folgt, lässt tatsächlich den Eindruck entstehen, dass hier dem Australier vom Teufel persönlich die Hand über die Saiten geführt wird: "Spaceman"! Wow - fast sechs Minuten durchlebt man eine musikalisch-psychedelische Achterbahnfahrt. Da geht die Post ab: Eine glühende Wah Wah-Gitarre, sägende Riffs, spacige Sounds, traumhafte Soli - Herz was willst du mehr. Und als i-Tüpfelchen gibt es sogar noch ein echtes Didgeridoo zu hören. Langsam beginnt die Höllenküche wirklich zu brodeln und Luzifer tanzt auf seinem Pferdefuß, so abgefahren ist diese Nummer - mein absolutes Highlight übrigens!
Und in dem Tempo geht es lustig weiter - keine Zeit bleibt zum Verschnaufen und ich denke, selbst der Hörnerträger wirft mittlerweile resigniert das Handtuch - er hat keine Chance gegen diesen Gitarrenvirtuosen anzustinken.
Ach ja, die übliche Coverversion gibt es diesmal in Gestalt von Scott McKenzies "San Francisco". Wie oft wurde dieser Flower Power-Song schon zitiert, dennoch bekommt er, von Tognoni gespielt, eine völlig neue Dimension.
Den Abschluss bildet eine akustische Version von "Honeymoon Is Over" - ein Live-Bonustrack übrigens.
Wieder einmal beweist der Gitarrist, dass er sich mit einem Rory Gallagher, Peter Green oder Stevie Ray Vaughan locker messen lassen kann.
Schlechte Alben hat er noch nie abgeliefert und auch mit seinem neuen Output weiß man: Da wo Tognoni drauf steht, ist auch Tognoni drin. Und so lodert das australische Höllenfeuer hoffentlich noch lange, lange weiter.
Line-up:
Rob Tognoni (guitar, vocals, bass)
Matthew Stuart (drums)
Leigh Robertson (percussion, didgeridoo)
Kel Robertson (keyboards)
Leonnie Tognoni (triangle, hand-claps)
Wayne Gibbons (backing vocals on #12)
Tracklist |
01:This Is Rock'n'Roll
02:Boogie Like You Never Did
03:Can't See The Smoke
04:Another Tequila
05:Pourin' Down On Me
06:TV Preacher
07:Spaceman
08:2010 db
09:The Broken String
10:Light Of Day
11:Stupid Mistake
12:San Francisco
13:Live Bonus Track: Honeymoon Is Over
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