Rob Tognoni Band / In Concert 2007,
16.05.2007 Bluesgarage, Isernhagen
Bluesgarage
Rob Tognoni Band / In Concert 2007,
Bluesgarage, Isernhagen
16. Mai 2007
Stil: Blues Rock


Artikel vom 22.05.2007


Jürgen Bauerochse
Rob TognoniSchon im letzten Jahr gehörte der australische Gitarrist und Sänger zu den besten Acts, die ich live miterlebt hatte. Ganz selten habe ich Musiker erlebt, die so voller Spielfreude steckten wie Rob Tognoni. So gab es natürlich keinerlei Zweifel daran, dass ich auch 2007 wieder mit dabei sein würde, denn inzwischen sind solche engagierten Auftritte zu seinem persönlichen Markenzeichen geworden. Außerdem war ich auch auf die neuen Songs des aktuellen Albums "Capital Wah" gespannt, von dem ich leider bisher noch keinen einzigen Ton gehört hatte. Also hieß es Ring frei für die Rob Tognoni Band 2007.
Rob TognoniZu unserer gewohnten Zeit um ca. 19.30 Uhr betraten wir die Bluesgarage und sahen - nichts! Gähnende Leere auf der Bühne. Keine Spur von der Band bzw. ihrem Equipment. Das war mir bisher auch noch nicht untergekommen. Öfter mal was Neues!
Kurz darauf lief uns ein sichtlich nervöser Henry, seines Zeichens Mastermind der Bluesgarage, über den Weg. Und seine Unruhe hatte auch einen guten Grund, denn gerade hatte er erfahren, dass Rob Tognoni und seine Jungs bei Porta Westfalica im Stau auf der Autobahn festsaßen. Na, das konnte ja eine lange Nacht werden. Mal sehen, wie das Publikum auf so einen Vorfall reagieren würde.
Rob TognoniSo füllte sich der Saal zusehends. Trotzdem war an keiner Ecke eine Spur von Nervosität oder gar Unruhe zu spüren. Es herrschte die gewohnte frohe Erwartungshaltung, für die das Bluesgaragen-Publikum über die Grenzen hinaus bekannt ist. So musste das sein, denn schließlich gab es keinerlei Zeitproblem. Immerhin stand ein Feiertag bevor, und für einen guten Gig schlägt sich der wahre Musikfreund auch schon mal eine Nacht um die Ohren. Ein wenig unruhig war ich aber trotzdem, denn immerhin wurde noch nie ein Konzert gecancelt, bei dem ich dabei sein wollte. Und das sollte wenn möglich auch so bleiben!
Rob TognoniSo circa um Viertel nach neun brandete plötzlich spontaner Applaus auf, denn die Musiker hatten es tatsächlich geschafft, Isernhagen wohlbehalten zu erreichen. Und jetzt wurde mir mal ganz deutlich vor Augen geführt, dass sich auch in Richtung Live-Musik die Zeiten gewaltig geändert haben. Binnen zwanzig Minuten stand das komplette Equipment gebrauchsfertig auf der Bühne. Nun noch maximal fünf Minuten Soundcheck und der Gig konnte beginnen. Wenn ich da noch an die ellenlangen "one-two, one-two" Mikrofonproben aus früheren Zeiten denke, dann wird mir jetzt noch ganz anders. In dieser kurzen Zeit hätte damals noch nicht einmal das Schlagzeug an seinem Platz gestanden, geschweige denn die restliche P.A.
Rob TognoniUnd dann ging es auch gleich in die Vollen. Sofort ließ Rob Tognoni seine Klampfe aufheulen und unterzog auch gleich das Wah-Wah Pedal einem ersten Härtetest. Der Sound war perfekt, kam kräftig aber klar und deutlich aus den Boxen, und als dann die Rhythmussektion einstieg, stellte sich sofort wieder dieses wohlige Vibrieren in der Magengegend ein, das ich so sehr liebe! Henry hatte sich am Mischpult mal wieder selbst übertroffen und die optimale Aussteuerung eingepegelt.
Rob TognoniDiesmal ließ sich der Saitenzauberer aus Down Under komplett von deutschen Mitspielern begleiten. Neben Christian Schöbben an den Drums, der schon seit geraumer Zeit in der Band ist und durch sein präzises und enorm druckvolles Schlagzeugspiel überzeugt, war diesmal Uwe Böttcher an den dicken Saiten dabei. Beide entwickelten eine ungeheure Power und waren dadurch absolute Garanten für das Gelingen dieser Losgehmusik.
Rob TognoniEs machte wirklich Spaß, diesen beiden Musikern auf die Finger zu schauen. Während Schöbben relativ unspektakulär auf die Schießbude eindrosch, kniete sich Böttcher praktisch mit seinem ganzen Körper in die Musik rein. Ständig war er in Bewegung, ein Ausfallschritt folgte dem Nächsten und immer wieder ließ er den gesamten Oberkörper zum Rhythmus mitgehen. Der Mann war wirklich eine Augenweide. Von der ersten bis zur letzten Minute des Auftritts wirkte er auf mich, als wüsste er gar nicht, wohin, mit seiner ganzen Energie. Und das ohne jegliche sichtbare Anstrengung.
Rob TognoniDie sah man dem Meister selbst aber dafür um so mehr an, denn je länger der Gig lief, je mehr ölte Rob vor sich hin, und sein Hemd nahm eine immer dunklere Färbung an. Rob Tognoni gab alles. Wieder und wieder stellte er sich direkt am äußersten Bühnenrand in Positur und verzückte die Zuhörer mit seiner Soloarbeit auf der Gitarre. Er ist wirklich ein wahres Energiebündel, der es immer wieder sichtlich geniesst, nach seinen Attacken spontan mit Szenenapplaus belohnt zu werden. Es ist schon klasse ihn aus nächster Nähe beobachten zu können.
Rob TognoniObwohl ich, wie gesagt, noch keinen der neuen Songs gehört hatte, waren einige Titel dabei, die vom frischen Album stammen mussten. Dabei fiel mir auf, dass relativ viele straighte Rocksongs ohne jeden Schnörkel dabei waren. Da dampfte es mächtig im Saal. Dazu kamen natürlich noch seine älteren Power-Kracher, so dass wieder eine gute Mischung aus Blues, Boogie und Rock geboten wurde. Die Rob Tognoni Band verfügt wirklich über ein unglaublich vielseitiges Repertoire an tollen Songs.
Rob TognoniSo hielten sich die Interpretationen von Coversongs in einem angenehm niedrigen Rahmen. Klar war, dass die Hendrix-Hommage mit "Hey Joe" dabei war und auch gekonnt gebracht wurde. Daneben fand ich auch die Version von "Crossroads" sehr interessant, die Rob wesentlich langsamer spielte, als ich das von Cream gewohnt war. Diese Fassung kam eher an die Interpretation von Free heran. Nachdem dann auch noch "Baby Please Don't Go" verklungen war (hier tobte sich Rob nochmal so richtig aus und improvisierte nach Herzenslust) waren die zwei Stunden auch schon wieder rum.
Wie üblich ging die Zeit mal wieder viel zu schnell vorbei, aber ich weiss jetzt schon, dass ich mir Rob Tognoni auch bei der nächsten Gelegenheit wieder reinziehen werde.
Line-up:
Rob Tognoni (guitar,vocals)
Uwe Böttcher (bass)
Christian Schöbben (drums)
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