Der nächste RockTimes-Pflichttermin im Jahr 2008 stand an. Der sympatische Blues Rocker Rob Tognoni aus Down Under ist seit mehreren Jahren Stammgast in der Bluesgarage und macht regelmäßig auf jeder Deutschland-Tour Halt in Isernhagen.
Dabei zählt er zu den ganz persönlichen Favoriten unserer verehrten 'Chefin' Ilka. Ganz klar ein weiterer Grund, dieses Konzert zu besuchen, denn nur so konnte das RT-Team Bauerochse/Berking einer Abmahnung bzw. einer körperlichen Züchtigung durch die Geschäftsleitung entgehen… Bei uns herrscht schließlich absolute Demokratie und Meinungsfreiheit!
Nein, Spaß beiseite, Rob Tognoni war in den letzten beiden Jahren immer wieder ein Garant für hoch inspirierte Konzerte mit großem Unterhaltungswert für alle Besucher, bei denen die Spielfreude stets im Mittelpunkt stand. Dabei brachte er seinen schnörkellosen 'Losgehrock' ohne jede übertriebene Showeffekte und überzeugte stattdessen ausschließlich durch seine Fähigkeiten an der Gitarre. Es gibt wirklich nicht all zu viele Bands, die ich immer wieder auf dem Terminplan habe, doch der Australier gehört ganz fest zu dieser Spezies, die sofort nach dem Bekanntwerden der Tourdaten fest mit eingeplant werden.
Ein besonderes Merkmal von Rob Tognoni besteht darin, das Line-up seiner Begleitmusiker ständig zu verändern. So umgibt er sich bei seinen Auftritten in Germany auch vorwiegend mit einheimischen Musikern. Nach wie vor ist es mir ein Rätsel, wie bei dieser Konstellation immer wieder so ein perfektes Zusammenspiel der Musiker möglich ist. Egal wer auf der Bühne dabei ist, es spielt überhaupt keine Rolle. Das Timing passt immer, von fehlender Spielpraxis keine Spur. So etwas wäre in früheren Zeiten ein Ding der Unmöglichkeit gewesen, ist aber heutzutage unter Profis schon allgemein üblich und vollkommen normal.
So war es nicht verwunderlich, dass mit Frank Lennartz am Bass und Mirko Kirch an der Schießbude wieder zwei mir völlig unbekannte Musiker die Begleitung des Axeman übernahmen und sich völlig nahtlos ins Gruppengefüge einpassten. Im Gegenteil, beide glänzten durch ein sehr eigenständiges Spiel und erhielten für etliche Soloeinlagen immer wieder ganz überschwänglichen Zwischenapplaus. Ansonsten bildeten sie die perfekte Begleitung des Frontmannes, der sich sichtlich wohl zu fühlen schien und immer wieder ausführlich mit dem Publikum kommunizierte. Er hatte anscheinend wirklich viel Spaß an diesem Abend, und die Stimmung übertrug sich sofort auf die sehr zahlreich erschienenen Zuhörer.
Obwohl er zur Zeit kein neues Album auf dem Markt hat (die aktuelle CD Ironyard Revisited besteht zum größten Teil aus bereits früher veröffentlichten Songs) war es für Rob Tognoni natürlich überhaupt kein Problem, eine attraktive Setlist mit einer Mischung aus neuen und älteren Titeln seiner langen Karriere zusammen zu stellen. Allerdings fiel mir dabei auf, dass er doch ziemlich häufig andere Arrangements benutzte und so teilweise etwas ungewöhnliche Versionen seiner Eigenkompositionen brachte. So etwas ist sicherlich nicht verkehrt und trägt zu mehr oder minder differenzierten Konzerten bei, obwohl ich die Improvisationen an diesem Abend in manchen Teilen etwas übertrieben fand.
Das machte sich besonders bei Jimis "Hey Joe" bemerkbar, das mir in dieser Fassung nicht so gut gefiel. Da habe ich schon wesentlich stärkere Versionen von Rob gehört. Trotzdem tat das dem guten Gesamteindruck des Gigs keinerlei Abbruch. Starke, treibende Boogies ("Guitar Boogie Refried") lösten sich mit schönen Slow Blues-Nummern ab, wobei sowohl das Wah Wah Pedal sehr oft eingesetzt wurde und auch Verzerrungen à la Hendrix häufig vorkamen. Außerdem waren natürlich auch die 'Kracher' wie "Black Chair" und der "Jim Beam Blues" mit im Programm.
Jedenfalls wurde das zweiteilige Set nie langatmig, sondern baute immer wieder neue Spannung auf. Das war und ist schon seit jeher eine der Stärken von Rob Tognoni gewesen und wird durch seine ständigen Ausflüge über die Bühne auch optisch noch unterstrichen.
Immer wieder schön anzusehen, wie er sich am Rand des Podestes postiert und somit den Fans in den vorderen Reihen die Möglichkeit bietet, seine Gitarrenarbeit aus unmittelbarer Nähe zu beobachten. So etwas bringt Punkte bei den Zuhörern und lässt die ohnehin schon starken Sympathiewerte dieses wirklich umgänglichen Mannes noch weiter in die Höhe schnellen. Als er zwei blutjungen Besuchern auch noch die Gitarre für einige selbst produzierte Töne zur Verfügung stellte, hatte er endgültig die Gunst des Publikums gewonnen.
War dieser Gig bisher schon sehr gut abgelaufen, so kam es im Schlussteil zu einer weiteren Steigerung. Nach der etwas überraschenden Ansage des 'letzten Songs', es waren gerade mal 90 Minuten vergangen, erschien die Band nach einigen Minuten wieder, um die stürmisch geforderten Zugaben zu absolvieren. Jetzt war ich echt gespannt, was dieser Abend noch bringen würde. Es sollte schon noch so Einiges abgehen, denn ein 'Gig nach Vorschrift' war bisher nun so gar nicht die Sache des Australiers gewesen. Nun war er ernsthaft gefordert, denn sein 'guter Ruf' stand auf dem Spiel!
Und jetzt platzte der Knoten endgültig. Nun gab es keinerlei Schnörkel mehr. Jetzt wurde Gas gegeben, was das Zeug hielt. Ohne dass die Band noch einmal die Bühne verließ, gingen vier weitere Songs an den Start, die allesamt das Adrenalin im Körper der Anwesenden aus allen Poren strömen ließ.
Zunächst gab Rob Tognoni mit der Eigenkomposition "Invitation" so richtig Dampf und ließ die Bühne erzittern. Jetzt ging die Post ab, aber nur bis bei "Redhouse" übergangslos Blues-Time angesagt war. Was für ein Tempowechsel..., den das flexible Publikum aber sehr schnell wegsteckte, was aber bei diesen Wahnsinnstönen des Sechssaiters auch nicht besonders schwer fiel.
Unnötig zu erwähnen, dass beide Songs in sehr langen Versionen runter gespielt wurden. Doch kaum war der Schlussakkord verklungen, da ließen die ersten Töne von "Keep Your Hands To Yourself" wieder Bewegung in die begeisterte Menge kommen. Jetzt wurde der Refrain lauthals mit gegröhlt. Nicht schön aber selten. Von hinten bis vorne tanzten die Menschen und hatten jede Menge Spaß. Doch es ging noch weiter, denn als 'krönender Abschluss' wurde der "Roadhouse Blues" angestimmt und ließ Erinnerungen an den 'Lizard King' aufkommen. Spätestens nach diesem Song waren alle Anwesenden endgültig geschafft und traten nach 150 Minuten Unterhaltung pur die Heimreise an.
See you next year, Rob ...
Line-up:
Rob Tognoni (vocals, guitar)
Frank Lennartz (bass)
Mirko Kirch (drums)
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