Endlich hat es geklappt! Rob Tognoni wollten wir seit langem schon mal live erleben und nun auch noch im 'Ducsaal'. Der Australier ist schon irre. Man muss es einfach gesehen haben, wie er die Gitarre spielt.
'Jazz FM' schreibt: "Der gestandene Gitarrist mit Killer-Griffen....". In der Tat, Rob legt seine Finger so auf die Saiten, dass man denkt, das geht doch eigentlich gar nicht.
Ich kann nur unterstreichen, was Kollege Tom in seinem Review aus dem 'Rider's Cafe' schrieb: "...die Finger glitten, nein - flogen über die Saiten, ohne sie zu berühren.... Yep, Leute, die rechte Hand 'flog' des Öfteren duch die Luft, näherte sich den Saiten, dennoch war nicht zu sehen, ob er sie überhaupt berührte. Aber Töne wurden auf diese Art und Weise entlockt...
Wahnsinn.
Mit Mirko Kirch am Schlagwerk und Uwe Böttcher (Ex -Ina Deter Band) an dem mächtigen Vier-Saiter stehen Rob zwei adäquate Musiker zur Seite, die gestern bewiesen haben, dass ein Trio ein Trio sein kann und Drums und Bass nicht unbedingt als 'Begleiterscheinung' fungieren müssen.
Rob, ganz sympatisch und in bester Spiellaune interagierte nicht nur mit den Fans, sondern auch mit seiner Band. Lustig war das, als es anscheinend ein kleines Verständigungsproblem mit Mirko gab. Aber Rob und Uwe klärten das humorvoll ab. Mirko spielte übrigens heute das erste Mal mit Tognoni.
Geboten wurden neben Tracks vom neuen Album The Ironyard auch ältere Stücke. Ganz besonders erfreut waren wir über die Präsenz einiger Nummern aus dem ersten Album "Stones And Colours". So stark Tognonis Scheiben auch sind, live ist das eine andere Dimension. Dreckiger, authentischer und hautnah. Live ist eben durch nichts zu ersetzen.
Mühelos absolvierte Rob aberwitzige Läufe, malträtierte das Wah-Wah und schaute dabei entspannt, als ob er gerade ein Buch lese. Zwei Sets und zwei Zugaben 'in the heat of the night' ließen aber schon die Schweißperlen fliegen, wenn er über die Bühne tänzelte.
Auch Mirko Kirch klebten die Harre am Kopf. Und das nicht nur beim Drumsolo. Powervoll drosch er auf Felle und Becken. Uwe Böttcher wusste wohl, wie lange sein Kollege das Schlagzeug prügeln wird, denn er setze sich kurzerhand auf den Boden und verfolgte gebannt die Vorführung. Na gut, einmal musste er aufstehen, um ein davongeflogenes Drum-Stick der wartenten Hand zurück zu bringen.
Nicht nur Rob und Mirko hatten 'ihren Auftritt'. Auch Uwe legte ein geiles Bass-Solo an den Tag und ja, er ist überhaupt einer dieser Basser, die nicht stoisch in ihrer Ecke stehen und zupfen. Wie ein sich kurz vorm Davongallopieren aufbäumender Hengst bewegte er sich in Ausfallschritten gen Bühnenrand und zupfte, schlug und torpedierte die Zuhörer mit den tiefen Freuenzen. Nicht genug damit, denn Uwe packte plötzlich eine Geige aus, stöpselte sie in den Amp und zeigte, dass er auch dieses Instrument beherrscht und eine Violine mitnichten der Klassik vorbehalten ist. "Stradivari goes Bluesrock", ist es mir spontan entsprungen. Starker Auftritt.
Mit den Lottozahlen und dem neuen 'Benz' hat es gestern nicht geklappt. Einen 'Mercerdes' gab es trotzdem: Unerwartet brachte die Band nämlich die Janis-Nummer als 'Auszug' in einem Song. Und eine (Vorschlag)Hammer-Version von "Hey Joe" (ist auch auf dem neuen Album). Der gute Jimi wäre stolz auf diese Interpretation gewesen. Und noch ein Interpret wurde zitiert: Tony Joe White. Wir hörten eine Rob Tognoni-Spezialversion, eigentlich "Polk Salad Annie", aber mit dem Refrain aus "Roosevelt And Ira Lee". Da bleibt mir nur ein "I say yeah...".
Über zwei Stunden Bluesrock par excellance begeisterten die 'Ducsaal'-Besucher. Eine laue Frühlingsnacht in Verbindung mit handgemachter Musik, dazu frisch gezapftes eiskaltes Bier. Ach Herz, was braucht es mehr. Nun ja, ein jüngeres Pärchen legte noch einen drauf und verzog sich gemeinsam in eine Kabine der Herrentoilette. Muss ja auch mal sein *g*.
Nach der Show herrschte Gedränge am Merchandise-Stand. Die Band verkaufte CDs, hielt Smalltalk mit den Besuchern und signierte Plakate, Booklets und Tickets. Die Daheimgebliebenen können sich bei Bärchen Records eindecken.
Es wurde nun schon öfters erwähnt, aber Komplimente kann man eigentlich nie genug machen: Küche und Keller des 'Ducsaal', Personal und Ambiente verdienen höchste Anerkennung.
Die verdient auch Rob Tognoni mit seiner Band und wer kann, sollte sich dieses Power-Trio unbedingt geben. Termine gibt es hier.
Besonders empfehlenswert das alljährliche Sonntags ans Schloß-Programm des 'Kulturforum Stadtverband Saarbrücken'. Das sind Freikonzerte und wenn man liest wer da alles auftritt, kann man vor dem Engagement der saarländischen Hauptstadt nur den Hut ziehen:
Blues Company
Rob Tognoni
Das Dritte Ohr
Ron Spielman
Innes Sibun
Dr. Mablues
Paul Camilleri
Henrik Freischlader
Supercharge
Jesus Volt.
Entgegen anderslautenden Aussagen, dürfen auch Pfälzer an diesen saarländischen Veranstaltungen teilnehmen. RockTimes wird darüber berichten....
Bilder vom Konzert
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