»Dass das Duo aus der Weißwurstmetropole Spaß an der Sache hat, hört man definitiv. Auch wenn ich so meinen Moment dafür brauchte, um mit dem Material der Beiden warm zu werden.« So schrieb Kollege Jens im Review der Debütscheibe. Stilistisch haben sich Tanertill laut eigener Aussage verändert, da sie ihre Musik einem größeren Publikum zugänglich machen wollen.
Ihren Stil beschreibt die Band, die 2012 Teil der 'Förderrunde des BY on-Projekts', einem Spitzenprojekt des 'Rock.Büro Süd' wurde, als ModernGhostElectRock. Dieser 'Verband für Popkultur in Bayern für bayerische Rock- und Popmusiker' wird von der bayerischen Staatskanzlei gefördert. Hut ab, denn ich glaube nicht, dass die drei jungen Musiker unbedingt den musikalischen Geschmack der CSU treffen.
Wobei ich mich allerdings auch meinem Vorredner Jens anschließe und ebenso eine Weile brauche, um mit der Musik warm zu werden. Immer wieder ist es erstaunlich, wie musikalisches Neuland - so man sich denn darauf einlassen will - Parzellen auf den alten Äckern erobert.
Seit 2013 ist ein dritter Mann im Line-up. Rico Holfeuer ist für den Bass zuständig, eine Aufgabe, die vorher von Andreas Krebs mit übernommen wurde. Gut kommt die Mischung aus modernem Rock mit Liebäugeleien in die Metallecke. Immer in Bewegung scheinen Bass und Schlagzeug und ja, die Synthesizerpassagen sind an manchen Stellen schon etwas, was man nicht unbedingt erwartet. Ebenfalls gelungen sind die orientalischen Klänge, die immer wieder aufblitzen. In Verbindung mit dem fast doomigen Grundtenor, den Gitarre, Bass und Drums schaffen, ist eine Nummer wie der Titeltrack ohne Übertreibung als großer Wurf zu bezeichnen. Man kann diesem Song gar Prog Metal-Attribute ans Revers heften.
Überhaupt ist das Songwriting, das komplett aus den Federn von Erdem und Andreas floss, meisterlich. Die Kombination aus moderner Musik, brachial Klassischem, exotisch Spannendem und der gekonnte Umgang mit den Instrumenten lässt mich erneut den Hut vor der bayerischen Staatskanzlei ziehen: Die wissen, wen zu fördern es lohnt.
Im Gegensatz zum Debüt, bei dem der Gesang anscheinend eine untergeordnete Rolle spielt, haben auf "Tanerthos" die Stimmen ein gleichberechtigtes Dasein. Und wenn Kollege Jens meinte, dass man sich fragen muss, »wieso noch kein größeres Label auf Tanertill aufmerksam geworden ist«, schließe ich mich dieser Frage gern und uneingeschränkt an.
Fast episch mutet die Synthie-Sequenz in "Z" an und in Kombination mit der Arbeit der 'richtigen' Instrumente' sowie der Stoner-spärischen Stimmung markiert dieses Stück - neben "Tanerthos" - den Gipfel meiner Begeisterung. Ich denke, sich auf diese Pfründe zu konzentrieren, wäre keine schlechte Idee. Tanertill haben Könner an den Instrumenten, ein Händchen für spannende Songs und durch Erdem Hakan Engin eine Bank für faszinierende Einsprengsel aus dem Morgenland.
Wenn gar die CSU dahinter steht, müsste es mit dem Teufel zugehen, sollten wir von Tanertill nichts mehr hören.
Line-up:
Andreas Krebs (guitars, vocals)
Erdem Hakan Engin (drums, vocals, synthies)
Rico Holfeuer (bass)
Tracklist |
01:Cool
02:Mr. Lampshade
03:Tanerthos
04:Sen
05:Getting Nowhere
06:Soulblind
07:Prey
08:Idea
09:Light
10:Karina K
11:Z |
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Externe Links:
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