Tangled Eye / Dream Wall
Dream Wall Spielzeit: 58:28
Medium: CD
Label: Black & Tan Records, 2014
Stil: Roots Music

Review vom 09.02.2014


Joachim 'Joe' Brookes
Das amerikanisch-niederländische Trio Tangled Eye macht es anders herum. Nach der Gründung im Jahr 2013 gab es zunächst nur Liveauftritte der Formation. Einen Vorgeschmack auf das Debütalbum bekam RockTimes beim Konzert auf Roepaen.
So haben die Songs von "Dream Wall" definitiv den Bühnen-Test bereits hinter sich und die außergewöhnliche Band um die hervorragende Sängerin/Violinistin Dede Priest wird noch in vielen Locations/auf Festivals in ganz Europa zu bewundern sein. Deutschland, Österreich, Belgien, Dänemark und selbstredend die Niederlande waren bereits bereiste Länder.
Die instrumentale Besetzung ist genauso ungewöhnlich wie die Musik. Wobei schon jetzt betont werden muss, dass der Blues von Tangled Eye über exzellente Ecken und Kanten verfügt. Über eine sehr gelungene Experimentierfreude und dem Mut zum Nichtalltäglichen wird mit Lorbeeren überschüttet. Hier hat sich eine Band etwas getraut, ist ein Wagnis eingegangen und kann sich am Ende (zumindest dieser Platte) glücklich schätzen, genau die richtigen Entscheidungen getroffen zu haben.
Tangled Eyes "Dream Wall" ist gefüllt mit fast einer Stunde bluesiger Roots Music und Facetten, die glänzen, wie Rohdiamanten. Zwischen Sanftheit und derbem Charme ist hier fast alles vertreten. Dede Priests mit Soul und Gospel gefüllte Stimme schwebt über allem. Mit seinen Gitarren sendet Jan Mittendorp sowohl melancholische als auch psychedelische-verzerrte Signale.
Der gelernte Bassist Jasper Mortier trommelt auf dieser Scheibe in der Hauptsache, greift aber auch zum Kontrabass. Mit phasenweise spartanischer Sparsamkeit unterfüttert er die Songs ganz gekonnt und wenn Dede Priest ihre Violine einsetzt, dann setzt sie geschickte Kontrapunkte zum fuzzigen Sechssaiter. Auch sie kann mit ihrem Instrument die Psychedelic beschwören.
Bei der Klasse einer Sängerin wie Dede Priest geht man nicht nur am Sonntag in die Kirche und wenn, dann ist die Kapelle am frühen Abend proppenvoll, weil alle den Gospel der Band hören möchten. Danach geht man für die Aftershowparty von Tangled Eye in den nahegelegen Club und erlebt hautnah den abgedrehten Boogie des Trios. Vom Soul beziehungsweise Gospel hat die Combo nicht nur einen Track im Gepäck.
Zu später Stunde überrascht man den eh schon begeisterten Anhänger mit einer sanft swingenden Nummer, die am Jazz geleckt hat. Wie sich hier Jan Mittendorp ganz bedächtig mit einem Bottleneck-Sound in das Stück schleicht ist schon brillant. Damit prägt er dann den weiteren Verlauf von "Fish And Lamb", einer Nummer ohne Schlagzeug, dafür allerdings mit feinem Fingerschnippen.
Dede Priest ist nicht nur eine tolle Sängerin sondern auch eine vielseitige Violinistin, die ihrem Instrument gerne psychedelische Färbungen, auch mit dem Wah Wah-Pedal, verpasst und so mit einem anderen Klang Jan Mittendorps Verliebtheit in Soundmalereien voll unterstützt. Auf der Platte findet man nicht unbedingt ausufernd lange Stücke, aber innerhalb der Spielzeiten so um die vier Minuten wird man Zeuge von vielen feinen Soli.
Bei den insgesamt vierzehn Liedern begegnen einem nicht wenige klasse Songs. Eines der Highlights ist aus meiner Sicht die abschließende Ballade "Doctor Man". In der Ruhe liegt die Kraft, die Kraft von Dede Priests Stimme, der gefühlvollen Gitarre mit einem sagenhaften Jan Mittendorp-Solo und von Jasper Mortiers dezenter Schlagzeugbegleitung.
Tangled Eye hat mit "Dream Wall" ein facettenreiches Album veröffentlicht. Die eigenwillig-individuelle Prägung des Trios macht diese Platte zu einer besonderen Kaufempfehlung.
Line-up:
Dede Priest (violin, vocals)
Jan Mittendorp (guitar)
Jasper Mortier (drums, bass)
Tracklist
01:Nilas (3:54)
02:Dirty Faces (4:15)
03:Come On Down (4:06)
04:Jesus I'm Calling (4:29)
05:Made To Mingle (3:59)
06:Hide And Seek (3:51)
07:Drinking Again (3:54)
08:Fish And Lamb (4:08)
09:Taboo (4:24)
10:I Been Thinking (4:00)
11:Ghetto Pocket (3:54)
12:Keep Walking (4:28)
13:Stranded American (4:22)
14:Doctor Man (4:36)
(all songs written by Tangled Eye)
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