Tangled Eye / The Other Seven Songs
The Other Seven Songs Spielzeit: 27:12
Medium: Download
Label: Black & Tan Records, 2015
Stil: Roots Music

Review vom 02.03.2015


Joachim 'Joe' Brookes
Die dreiköpfige amerikanisch-niederländische Musikgemeinschaft Tangled Eye legt nach. Während der Dream Wall-Session wurden einundzwanzig Lieder eingespielt. Vierzehn Songs davon befinden sich auf gerade erwähnter Platte. Die restlichen Eigenkompositionen veröffentlichte man ausschließlich als Download. »These songs are [...] available at all download and streaming platforms.«
Der Albumtitel ist mit "The Other Seven Songs" nicht gerade sinnig-tiefschürfend. Dafür gibt es in der knappen halben Stunden wieder bemerkenswerten Blues, herzliche Roots Music zu hören.
Tangled Eye macht Musik, die mehr oder weniger weit entfernt ist von den allgemein sehr gut einzuschätzenden Pfaden der beiden Stile. Tangled Eye schafft es in den sieben Songs auch, eine individuelle Mischung aus beiden Richtungen zu Gehör zu bringen.
Dabei bleibt der Spaß vor den Lautsprechern definitiv nicht auf Strecker. Bei der Gesamtspielzeit der Nummern muss man eben nur mehrmals die Repeattaste bedienen. Allerdings lohnt es sich, die Tracks oft und öfter zu hören.
Das Trio um die Sängerin/Violinistin Dede Priest hat es sich in seiner eigenen Nische im Genre-Gebäude kuschelig gemacht und dieser Platz wird ihm so schnell nicht von anderen Artgenossen streitig gemacht.
Die Klang-Ideen des Gitarristen Jan Mittendorp sind vorzüglich vielschichtig und der vielbeschäftigte, hier als Schlagzeuger agierende Jasper Mortier (unter anderem auch Bassist bei Eddy Clearwater, Doug Jay, David Gogo, Doug MacLeod, Jimmy Reiter, Boyd Small, Phillip Walker) outet sich als einfühlsamer Drummer, dessen Begleitung ausgesprochen gut ist.
So groovt das Eröffnungsstück "Call Before You Come" wunderschön und über die tolle Stimme von Dede Priest muss man keine weiteren Worte verlieren. Das Lied hat Dynamik und verfügt über einen klasse Spannungsbogen. In diesem geradlinigen Track ist Jan Mittendorp gleich mit einem schönen Solo zur Stelle. Die Nerven der Neugierde suchen beim Hörer aus der relativen Ruheposition heraus wie Tentakel nach der nächsten Nummer.
Die lässt auch nicht lange auf sich warten und im rauen, zum berühmten Delta zeigenden "I Am" greift Dede Priest auch zur Violine. Dieses Instrument bringt den besonderen Touch, weil irgendwie exotisch und doch so gut integriert in die Arrangements, denn das Streichinstrument ist nicht durchgehend zu hören. Virtuos bewegt die Musikerin den Bogen über die Saiten und punktet so ein ums andere Mal. Klasse Sound!
Schön auch, wie emotional die Sängerin hinter den Texten steht, sie mit viel Verve intoniert. Ja, der "India Blues" hat fernöstliches Flair. Die erzeugte Stimmung versinkt allerdings nicht Beliebigkeit. Tangled Eye macht daraus etwas Schwebendes, sowohl den Gesang als auch die Musik betreffend. Wie herrlich, sich so um den Finger wickeln zu lassen.
Das Halbzeit-Stück "Poisoned" erweitert den Blues-Horizont der Combo um Einiges. Die zwischendrin gesetzten, flirrenden Töne der Violine sind das Zünglein an der Waage. Mit Dede Priest-Soul auf den Stimmbändern serviert uns Jan Mittendorp hypnotische Riffs und Jasper Mortier kommt mit einem einfachen, aber effektiven Drumbeat daher. Toll, dieses "Poisoned".
Nach dem wie für die Tanzfläche geschaffenen "Rapture's Disaster" mit deutlichem Retro-Violinenklang und einem kurz-knackigen E-Gitarrensolo kommt "Sister's Blue Door" aus der verträumt-psychedelischen Abteilung des Albums. Die Jan Mittendorp-Gitarre wird vom Bottleneck bearbeitet und wie von Zauberhand erhält die Komposition einen kurzen, musikalischen Paradigmenwechsel hin zum Folk. Toll! Diese Musik verfügt über kein Hinweisschild mit der Aufschrift 'Durchgangsverkehr'.
Die Schlussoffensive ist mit knapp fünfeinhalb Minuten das längste Stück der Sammlung. Der Slow Blues wechselt zwischen Tradition und verwegenen Sounds. Mit diesem entspannten und doch spannenden Titel endet "The Other Seven Songs". Nach "Dream Wall" belegen die sieben Lieder mit Nachdruck, dass Tangled Eye als Symbol für nicht alltäglich Blues-/Roots-Musik steht.
Line-up:
Dede Priest (vocals, violin)
Jasper Mortier (drums)
Jan Mittendorp (guitar)
Tracklist
01:Call Before You Come (3:55)
02:I Am (3:36)
03:India Blues (4:04)
04:Poisoned (4:30)
05:Rapture's Disaster (3:09)
06:Sister's Blue Door (3:08)
07:Wall Of The Madhouse (5:20)
(all songs written by Tangled Eye)
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