Es ist doch eigentlich ein Segen, wenn dir der Computerfachmann deines Vertrauens den Rechner mit den Worten wegnimmt, da sei quasi alles im A... Die offiziellen Arbeitscomputer sind keine echte Alternative und das Smartphone grad gar nicht. Prima, hast du mehr Zeit für gute Musik. Und gute Musik haben wir hier heute auch im Angebot. Kaum eine Platte hat sich in letzter Zeit mehr und intensiver in meinem Player gedreht als dieses neue Werk von Tank.
Rund drei Jahre hat es seit War Nation gedauert, bis wir von der Band wieder etwas an neuem Material in den Händen halten dürfen. (Okay, okay, die DVD War Machine Live, ebenfalls aus 2012, lassen wir mal außen vor, denn die beinhaltete ja keine neuen Tracks, sondern nur eine gefilmte Live-Performance.) Und dabei gab es lange Zeit Stimmen, die den alten britischen Panzer eher als Langzeitpatienten in der Wartungshalle, denn als frisch überholt aus der Werkstatt kommen sahen.
Doogie White hatte sich mittlerweile fast komplett seinem Engagement bei Schenkers Temple Of Rock hingegeben. Die Rhythmusfraktion aus Steve Hopgood und Chris Dale war ebenfalls nicht mehr existent, so dass das Gerüst aus den beiden altgedienten Gitarristen Mick Tucker und Cliff Evans etwas wackelig aussehen musste. Aber ein Panzer ist kein Panzer, wenn er nicht aus dauerhaftem Stahl geschmiedet wird und man hatte mit dem bis dato Interims-Live-Frontmann ZP Theart (u. a. I Am I) ja auch noch ein kleines Ass im Ärmel.
Dann übernahm Bobby Schottkowski (u. a. Ex- Sodom) die Herrschaft über den Drehschemel, Barend Courbois (u. a. Blind Guardian) griff sich den Tieftöner und die Arbeit konnte beginnen. Erstmal waren es 'nur' vereinzelte Shows, dann ging es an die neuen Stücke und nun haben wir das 'Tal der Tränen' vorliegen: Neun bissige Tracks, einer davon rein instrumental, feuert das Kriegsgefährt in rund 45 Minuten ab.
Kaum zu überraschen vermag es, dass die neuen Einflüsse im Personalstamm auch ihre Spuren im Songwriting hinterlassen haben. An allen Songs, außer dem instrumentalen Outro "One For The Road", hat ZP Theart mitgeschrieben und dem Ergebnis natürlich auch seinen Stempel mit aufgedrückt. Schon der Opener und Titeltrack macht das mehr als deutlich - und was für ein Auftakt das ist, der da ganz harmlos mit ein wenig Gitarre losgeht. Sehr schnell aber hauen uns ein fettes Riff und der kernige Rhythmus aus dem Sessel. Dazu erfolgt mit leichtem Hall unterlegt der erste Vokalpart, bevor der Song (aufgehängt am Krieg in den Golan-Höhen) richtig losgeht. Am Ende wird das Thema des Intros zu diesem Opener wieder aufgegriffen - sahnemäßig!
Und auch mit der zweiten Nummer, "War Dance", geht es thematisch noch einmal um den Krieg mit all seinen Übeln, kleine Seitenhiebe à la »There ain't no virgins at the end of your hike« inklusive. Spätestens hier wird deutlich, was für eine überaus deftige und gelungene Arbeit die beiden neuen 'Rhythmiker' abliefern. Aber auch ansonsten merkt man schnell, dass Tank im Jahre 2015 nicht mehr die Tank aus den frühen Achtzigern sind. Melodiöser klingt das (z. B. "Eye Of A Hurricane"), nicht durchgängig geknüppelt, die Gitarren kommen anders rüber, der Gesang sowieso - und das ist gut so.
Die Band hat es mit "Valley Of Tears" geschafft, einen grandiosen Spagat zu vollführen, ohne dass es da wehtut, wo es besonders schmerzhaft ist. Der Sprung in die Neuzeit mit den neuen Bandmitgliedern hat für mächtig frischen Wind gesorgt. Die Songs knüppeln da, wo sie knüppeln sollen - "World On Fire" - und bringen gleichzeitig viel Melodie. Da kommt z. B. "Make A Little Time" so rüber, wie ein gewisser Großverdiener aus New Jersey heute eigentlich klingen sollte. ZPs Gesang präsentiert sich in einer enormen Bandbreite und zeugt von dessen stimmlichem Vermögen. Barend und Bobby treten richtig in den Hintern, während Cliff und Mick ihre Äxte in altbewährter Manier schwingen.
Jetzt brauchen wir nur noch eine fette Tour - und es gibt bereits Gerüchte. Ansonsten, full marks, thanks very much, trots op julle!
Line-up:
ZP Theart (vocals)
Mick Tucker (guitar)
Cliff Evans (guitar)
Barend Courbois (bass)
Bobby Schottkowski (drums)
Special Guest:
Jim Durkin (solo - #9)
Tracklist |
01:Valley Of Tears
02:War Dance
03:Eye Of A Hurricane
04:Hold On
05:Living A Fantasy
06:Heading For Eternity
07:World On Fire
08:Make A Little Time
09:One For The Road
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