Irgendwie hatten ja viele selbsternannte Experten orakelt, dass die neue (und aktuelle) Formation von
Tank nicht lange Bestand haben würde.
Tank sei nun mal
Tank und die gäbe es ja nicht mehr. Nun denn, kaum zwei Alben und diverse Shows später sind die fünf Jungs immer noch am Start. Das erste Album der Neuzeit,
War Machine produzierte ebenso positive Resonanzen wie auch der Nachfolger, auf den geistreichen Namen
War Nation lauschend. Immer noch sind ihre Auftritte nicht gerade ubiquitär und wer einmal die Gelegenheit hat, sich diese Legende der NWoBHM live reinzuziehen, dem sei das wärmstens ans Herz gelegt. Für all diejenigen, denen dieses Glück versagt ist (und auch für all jene, die die Zwischenzeit überbrücken wollen) haut die Band nun eine feine DVD aus dem Lager.
Aufgenommen wurde das Ganze im Verlauf einiger Shows im polnischen Warschau, wo die Band sowohl 2011 als auch in diesem Jahr Live-Mitschnitte hat anfertigen lassen. Es wundert wenig, dass man ausgerechnet Polen dafür gewählt hat, sitzt doch das Label Metal Mind Productions bei unseren östlichen Nachbarn. Die Selektion passender Songs mag da schon eine größere Hürde gewesen sein, hat der Panzer doch im Laufe seiner Fahrt einiges an tiefen Spuren hinterlassen. Hauptanliegen der Band war, dass die DVD den Fans am Ende richtig gefallen möge - kein ehrenrühriges Ansinnen bei einem ersten Versuch, auch bewegte Bilder zu vermarkten. Gemäß offiziellen Verlautbarungen hat die Band schlussendlich auch wirklich einige Edelsteine zusammengetragen. Darunter sind natürlich ein paar richtig alte Klassiker, aber auch Stücke von den beiden Alben der neuen Zeitrechnung.
Weil aber einfach nur ein Haufen Clips aus ein paar Konzerten nicht so wirklich der Renner sind, hat man dem Fan auch noch eine fette Ladung Extras spendiert. Da haben wir ein Video zu "War Nation", ein aufschlussreiches Interview mit den beiden Gitarristen und Altmitgliedern
Mick Tucker und
Cliff Evans sowie ein weiteres mit dem mittlerweile nicht mehr ganz so 'neuen' Frontmann
Doogie White (u. a.
Rainbow,
Malmsteen,
Schenker,
La Paz oder
Demon's Eye). Zudem gibt es Material vom Metal Hammer Festival 2011, Takes aus dem Studio oder von der Tour. Als weitere Boni finden wir eine Bildergalerie, die Biografie der Band inkl. einer Diskografie und zu guter Letzt noch einige Dateien für den heimischen Desktop - feines Package!
Die Band, neben den bereits genannten Musikern aus dem Bassisten
Chris Dale (u. a.
Bruce Dickinson) und dem Schlagzeuger
Steve Hopgood bestehend, überzeugt während der Shows mit perfekt vorgetragenem Spielvermögen - alles andere wäre auch eine Schande - und einer frischen, fast jugendlichen Spielfreude und Energie. Das Publikum nimmt die Songs begeistert auf, soweit die Einstellungen das zeigen können. Direkt der Einstieg beginnt schon mit einem richtigen Klassiker, "This Means War" bringt die Stimmung von null auf hundert. Später kommen ebensolche Schätzchen, wie z. B. "Power Of The Hunter" oder "Honour And Blood" und das grandiose "T.W.D.A.M.O." (That's What Dreams Are Made Of) vom Debütalbum "Filth Hounds Of Hades" (1982).
Tucker und
Evans geben sich keine Blöße und machen ihren Job als Metal-Gitarristen genau so, wie man es erwarten möchte. Zwischen den Songs gibt es immer wieder kleine Ansagen
Doogies, vorgetragen mit seinem nicht zu überhörenden schottischen Akzent. Das Album "War Nation" wird mit immerhin drei Songs berücksichtigt: "Judgement Day" (ganz groß), "Phoenix Rising" und das ebenfalls tolle "Great Expectations". Als kleinen Leckerbissen bekommt das Publikum in Warschau dann die Live-Premiere von "Don't Dream In The Dark" von der seinerzeit noch nicht erschienenen "War Nation" zu sehen und hören. Hier wird ganz deutlich, wie sehr dieser Song auch auf
Doogies stimmliche Qualitäten zugeschneidert ist. Abgeschlossen wird das Live-Spektakel von dem treibenden "Power Of The Hunter", dem guten alten "Stormtrooper", ebenfalls vom Debüt aus 1982, und dem finalen "The War Drags Ever On" vom 1984er Album "Honour & Blood".
Qualitativ - bezogen auf die Songauswahl und die vielen, langen Boni - gibt es nix zu maulen, das haben die Jungs sehr gut gemacht. Obwohl man jedoch im polnischen Stodola Club nach meinen Informationen bereits einige Erfahrung im Filmen von Konzerten für DVD-Veröffentlichungen hat, hapert es ein wenig an der passenden Beleuchtung. Jeder, der schon mal bei widrigen Verhältnissen fotografiert oder gefilmt hat weiß, dass rotes Licht tödlich ist - leider gibt es davon an einigen Stellen etwas zu viel während der Show. Die Szenenauswahl und die Länge der Kameraeinstellungen sind dagegen wieder prima und die technische Bildqualität und der Ton sind für den üblichen Heimbedarf vollkommen ausreichend. Die DVD als solche ist unterm Strich ein durchaus gelungenes Werk, das jedem Fan dieser Legende viel Freude bereiten sollte. Wer aus dem westlichen Teil unseres Landes dieses Scheibchen als Einstimmung auf den nächsten (und, liebe Leser, es gibt nicht sonderlich viele) Auftritt der Band beim Moonlight Fest im belgischen Tongeren (vgl. Termintermine) kaufen möchte, der kann und sollte das ab sofort tun. Well done, Ihr britischen Panzer!