Tempesta / Roller Coaster
Roller Coaster Spielzeit: 49:42
Medium: CD
Label: Fastball Music, 2014
Stil: Rock

Review vom 15.11.2014


Boris Theobald
Reto pusht und powert. Der Frontmann und Sänger ist derjenige bei Tempesta, der von Anfang an und immer noch dabei ist. Mehr als 20 Jahre ist es her, dass Reto Thalmann die Band gegründet hat; und er ist immer noch Herz und Seele und Stimme des Schweizer Vierers. Dass er sein 'Baby' nach wie vor mit Lust und Leidenschaft pflegt, das war beispielsweise herausragend auf dem 2009er-Album The Other Side zu bewundern. Unbounded markierte anno 2012 leider eine kreative Delle. Doch mit "Roller Coaster" kriegen Retos Tempesta wieder die Kurve - nicht ganz so weit nach oben, wie schon mal gewesen, aber immerhin!
Diese gute dreiviertel Stunde Hard Rock mit Country-Infusion hat Power und ist immer mal wieder angenehm kantig und schmutzig. Man betont gern, dass man sich für die Aufnahmen über Wochen bei Kid Rock-Producer Al Sutton in den Staaten einquartiert hat. Wenn der Sound des Albums daher rührt: na prima. Zwar sind ein paar Nummern dabei, denen der gewisse Kick fehlt. Gerade der Opener "Swallow The Saint" ist zwar zum Beispiel ein eingängiger, geradeaus drückender Hard Rocker - ihm mangelt es aber am Aha-Effekt und er fließt einfach zu gleichmäßig und somit auch ohne energetischen Höhepunkt durch Strophe und Refrain. Dafür haben ein paar andere Stücke zum Glück wieder das, was man auf dem Vorgängeralbum vermissen musste ...
... unter anderem den Pose Faktor! "Beer On The Table" ist ein cooler Whisky-Rock'n'Roller im Stile allerbestens aufgelegter Poison. Plus Banjo. Musik und Text passen gut zusammen:
»It puts the gas in my truck butter on my biscuits
Couple bucks when I'm itching for a scratch-off ticket
That foker makes me broker every saturday night
But I still got running water and they ain't cut off the lights
Come friday nicht, my friends and I start feeling off them labels
Working hard all week puts the beer on my table«
Jawohl, Tempesta haben die Coolness wiederentdeckt. Und auch bei einigen anderen Nummern ist ein gewisser Esprit, die richtige Attitüde, zu spüren. Und deutlich mehr Abwechslung als beim Vorgängeralbum! "Heart'n'Soul" und "Better Being You" sind harte Rocker und dabei ein bisschen dreckig. Und selbst mehr oder weniger radiotaugliche (Power-)Balladen sind dieses Mal weniger glatt geschliffen und lassen ein paar Ecken und Kanten übrig: "Heartache" hat eine schön singende Solo-Gitarre am Start, "Feels Like Yesterday" hat einen klasse melodischen Chorus samt authentischer Country Rock-Backings, und die nachdenklichen Laid-back-Nummern "Roller Coaster" (mit schöner Hammond-Vibration) und "Cheap Trick" erinnern angenehm an den Country-lastigen Bon Jovi-'Sonderling' Lost Highway.
Noch ein paar Ausreißer: Beim butterbutterweichen "Cry For Help" (mit Lap Steel und mit Besen auf den Trommeln) könnte genauso gut ein Willie Nelson singen. Und am anderen Ende der Skala überrascht der klasse Track "Drag You Down" mit alternativem Einschlag und aggressivem Rap (als Bonusversion sogar mit Schwitzerdütsch) - ein wenig im Stil des 2009er-Titeltracks "The Other Side". Damals hatte man allerdings noch ein Stück weit genialer den Southern Rock eingebaut. Seis drum - "Roller Coaster" geht zum Glück wieder in genau die richtige Richtung. Ein Stückchen Tennessee liegt auch endlich wieder in der Schweiz! Weiter so.
Line-up:
Reto Thalmann (vocals, rhythm guitar)
Pascal Fuchs (lead guitar, backing vocals)
Ruedi Kälin (bass, backing vocals)
Armin Brühwiler (drums)

Guest musicians:
Jimmy Bones (Hammond, Wurlitzer, piano)
Walter Keiser (percussion)
Jackson Smith (banjo, lap steel)
Pavel Sotovsky (cello)
Michael Bormann (backing vocals)
Mack Schildknecht (fills)
Manu Burkart (vocals - #13)
Tracklist
01:Swallow The Saint (3:38)
02:Heartache (3:35)
03:Roller Coaster (4:05)
04:Rockstar (3:42)
05:Cheap Trick (3:29)
06:Drag You Down (3:22)
07:Heart'N'Soul (4:24)
08:Feels Like Yesterday (3:42)
09:Beer On The Table (3:12)
10:Bottom Line (3:59)
11:Better Being You (4:53)
12:Cry For Help (4:19)
13:Drag You Down feat. J.K. (3:19)
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