Temple Of The Dog / Same
Same Spielzeit: 54:57
Medium: CD
Label: A&M Records, 1991
Stil: Rock


Review vom 11.03.2010


Joachim 'Joe' Brookes
Die erste Band vor Pearl Jam war Mother Love Bone (MLB).
Als zweite Gruppe folgte mit nur einer veröffentlichten Platte: Temple Of The Dog (TOTD).
Nachdem der MLB-Sänger Andrew Wood verstorben war, beschloss sein damaliger Freund Chris Cornell mit einigen anderen Musikern als TOTD weiterzumachen. Stone Gossard sowie Jeff Ament sollten nicht viel später Pearl Jam mitgründen. Neben Chris Cornell war mit Matt Cameron ein weiterer Soundgarden-Mann im Line-up.
Und siehe da, wie bei Vertragstexten sollte man auch das Kleingedruckte lesen, denn ganz zum Schluss taucht als Chorist Eddie Vedder auf. In "Hungry Strike" übernimmt er auch die zweite Leadstimme.
Die starke Platte hatte zum Zeitpunkt der Veröffentlichung nicht den großen Erfolg.
Erst als Pearl Jam mit Ten aus den Puschen in die Charts kam, gab es nachträgliche Meriten für die Band um Cornell. Besonders der als Single veröffentlichte Duettsong "Hungry Strike" konnte großformatig punkten.
Bis auf den Gründungsschlagzeuger Dave Krusen steckte Pearl Jam bereits in Temple Of The Dog.
Neben den Verdiensten der anderen Bandmates ist es wohl dem bereits erwähnten Chris Cornell zu verdanken, dass diese eine Platte zu so einem großartigen Rock-Album geworden ist. Vielleicht war es die Trauer, die besonders Cornell zu den gezeigten Leistungen antrieb.
Hier passt einfach alles zusammen.
Wohl geformte Puzzlestücke ergeben ein harmonisches Gesamtbild aus Balladen und Abrockern, die allerdings nie in die Gefahr geraten, wegen überhöhter Geschwindigkeit von einem Blitzgerät erfasst zu werden.
Los geht es schon mit einem gigantisch guten "Say Hello 2 Heaven".
Eine Rockballade der besten Sortierung, in der Mike McCready zeigt, wie man sich mit einer Lead-Gitarre bis an die Decke der Bewunderung spielt. Cornells Gesang reißt einem schon zu Anfang das Hemd in Fetzen.
Alleine mit den ersten sechseinhalb Minuten sprengt der Temple Of The Dog alle Fesseln der Emotionen und mit großen Augen schaut der Hörer bereits auf die Spielzeit des nächsten Tracks: Satte elf Minuten stehen da an. Was macht das Quintett daraus?
"Reach Down" ist eine mit tonnenschwerem Rhythmus unterlegte Jam-Ballade aller erster Kajüte. Der Tempel bebt ob der stark aufspielenden, teils psychedelischen Gitarrenwand. Die Becken scheppern durchs Gebälk und der Bass hält das gesamte Szenario zusammen. Oh Mann, was die Gitarristen Gossard sowie McCready hier kredenzen, findet sich nur in dem Geheimfach der Genreschubladen wieder. Okay, phasenweise ist die Cornell-Komposition etwas weit von einer Ballade entfernt. Bei der Spielzeit darf das aber auch erlaubt sein und es ist so schön...
Dann kommt auch schon die "Hunger Strike"-Sache. Vedders erster Auftritt in Sachen Temple Of The Dog-Platte.
Ebenfalls als Ballade beginnend, offenbart der 'Hungerstreik' nicht nur einen tollen Vedder, sondern zeigt gleichzeitig Ansätze der Grungezeit.
Es schreibt sich so schön, wenn es nicht nur wenige Highlights auf einem Album gibt. Da macht es uns Temple Of The Dog wunderschön einfach.
Eine Ballade ohne schmuddelige Umwege ist "Call Me A Dog" mit anschmiegsameren Gitarrenläufen.
Vorher schon setzte McCready das Wah Wah-Pedal ein, aber "Wooden Jesus" ist die letzte Ziffer des Zahlencodes, um den Tresor zu öffnen.
Wer bis hierher noch nicht von TOTD-Sound eingefangen wurde, der soll bleiben, wo der Pfeffer wächst... in der Hoffung, dass die Gegend um Seattle nicht dafür bekannt ist.
"All Night Thing" ist dann echt heruntergeschraubt und endlich kommt das Piano, gespielt von Rick Parashar so richtig zur Geltung. Wie bereits geschrieben... auch eine Ballade.
Parashar saß ebenfalls an den Reglern und hatte als Produzent und auch Musiker seine Finger in "Ten". Später war er auch bei Blind Melon, Robben Ford, 3 Doors Down, Alice In Chains oder Melissa Etheridge tätig.
Definitiv auf Blues gestimmt ist sowohl Cornells Harp in "Times Of Trouble", als auch Gossards über die CD fein verteilen Slide-Tunes.
Diese Trauerbewältigung ist mehr als hörenswert ausgefallen.
Line-up:
Chris Cornell (vocals, harmonica, banjo)
Mike McCready (lead guitars)
Stone Gossard (rhythm guitars, slide guitar, acoustic guitars)
Jeff Ament (bass)
Matt Cameron (drums, percussion)
Rick Parashar (piano - #5,6,10, organ - #10)
Eddie Vedder (additional lead vocals - #3, backing vocals - #4,8,9)
Tracklist
01:Say Hello 2 Heaven (6:25)
02:Reach Down (11:13)
03:Hunger Strike (4:06)
04:Pushin' Foreward Back (3:45)
05:Call Me A Dog (5:05)
06:Times Of Trouble (5:43)
07:Wooden Jesus (4:10)
08:Your Saviour (4:02)
09:Four Walled World (6:53)
10:All Night Thing (3:53)
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